Dortmund. Der BVB hat 36 Spieler unter Vertrag – deutlich zu viel. Gerade in der Abwehr ist das Angebot groß – und ein Profi spricht vom Abschied.
Michael Zorc hat sich über die Jahre eine gewisse Vorsicht angeeignet. Der Sportdirektor von Borussia Dortmund ist seit über 20 Jahren im Amt und er weiß, dass seine Worte genauestens beäugt werden – gerade in Transferphasen. Daher beherrscht Zorc inzwischen die Kunst, in vielen Worten nicht ganz so viel zu verraten. Wenn man ihn etwa auf den mit 36 Profis deutlich überdimensionierten Kader und die Notwendigkeit von Abgängen anspricht, sagt der 56-Jährige: „Das Transferfenster ist ja gerade erst seit dem 1. Juli geöffnet“, sagt er. „Gehen Sie davon aus, dass auf der Abgabenseite noch der eine oder andere Transfer vollzogen wird.“
Schürrle und Kagawa sind frei gestellt
Wer in Frage kommt, wird natürlich nicht verraten, wobei es in Teilen ohnehin klar ist: die Spieler, die aus Leihen zurückkehren, wie Jeremy Toljan und Sebastian Rode, sind klare Verkaufskandidaten. André Schürrle und Shinji Kagawa sind derzeit sogar für Verhandlungen freigestellt: „Es ist eine gemeinsame Absprache gewesen, dass sie ihre Zukunft für die kommende Saison woanders sehen“, erklärt Zorc. „Da werden Gespräche geführt, aber es ist noch nichts so spruchreif, dass wir etwas dazu sagen können.“ Einen festen Zeitplan, bis wann die Transfers erledigt sein sollen, gibt es nicht – und damit auch noch keinen Zeitpunkt, an dem die beiden in Dortmund wieder ins Training einsteigen müssten.
Ein Mannschaftsteil, in dem Abgänge zu erwarten sind, ist in jedem Fall die Innenverteidigung: Sechs Profis stehen hier unter Vertrag, zudem hat Julian Weigl in der vergangenen Saison oft im Abwehrzentrum ausgeholfen. „Natürlich haben wir da den einen oder anderen Spieler nominell zu viel, aber das werden wir jetzt besprechen und klären“, meint Zorc. Wechselgerüchte gibt es unter anderem um Abdou Diallo, die der Franzose in einem Interview mit der französischen Sportzeitung „L’Equipe“ noch angefacht hat. „Ich will keinen großen Wirbel machen. Aber wir müssen sehen, ob die Vision noch die gleiche ist“, sagte der 23-Jährige. „Und sobald wir alle auf der gleichen Wellenlänge sind, treffen wir eine Entscheidung. Ich warte darauf, zu sehen, zu hören, was die Leute zu mir zu sagen haben, was sie von mir denken.“
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Durch den Zugang von Mats Hummels ist ein Platz in der Innenverteidigung wohl schon vergeben, für den zweiten gilt Manuel Akanji als Favorit. Diallo hatte in der vergangenen Saison zwar oft auf der linken Abwehrseite ausgeholfen – Gefallen daran hat er aber nicht gefunden: „Es ist frustrierend, weil man die großen Spiele auf einer Position spielen will, auf der man am besten agieren kann“, meinte er. „Ein paar Spiele auf dem Flügel sind okay. Aber über mehrere Spielzeiten hinweg ist das nicht mein Projekt.“
BVB-Profi Diallo fühlt sich von PSG-Interesse geehrt
Diallo war erst im vergangenen Sommer für 28 Millionen Euro von Mainz 05 gekommen, nun gibt es immer wieder Gerüchte um ein Interesse vom französischen Meister Paris Saint Germain. „Es ist eine Form der Anerkennung meiner Leistung, dies zu hören“, sagte Diallo. „Ein junger Spieler, der Ihnen sagt, dass das Projekt von PSG nicht interessant ist, ist nicht glaubwürdig. Es ist ein schönes Projekt.“
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Nicht ausgeschlossen also, dass es zum Wechsel kommt, zumal der BVB ja Personal abbauen will. Eine Zielgröße für den Kader aber hat sich Michael Zorc nicht gesetzt – zumindest nicht öffentlich: „Die gibt es nicht“, beteuert er. „Wir hatten letztes Jahr in der Hinrunde einen relativ großen Kader, weil wir auch viele Pflichtspiele hatten, oft im Dreitagesrhythmus, und das hat uns auch sehr gut getan. Ob wir einen Spieler mehr oder weniger haben, ist nicht entscheidend.“