Dortmund. . Am Samstag gastiert der VfL Wolfsburg in Dortmund. Mit dabei: Der Niederländer Wout Weghorst. Ex-Profi Mulder ist von ihm begeistert.
Pausen sind überhaupt nicht Wout Weghorsts Sache, das werden auch die Verteidiger von Borussia Dortmund merken, wenn sie am Samstag (15.30 Uhr/Sky) den VfL Wolfsburg mit seinem niederländischen Stürmer empfangen. Weghost zieht von allen Bundesligaprofis die meisten Sprints an, ist immer unterwegs. „Er quält seine Gegenspieler“, sagt Wolfsburg-Trainer Bruno Labbadia.
Doch in den vergangenen Tagen musste der 26-Jährige mehr Pause machen, als ihm lieb ist: für die niederländische Nationalmannschaft war er nicht nominiert. Was in Wolfsburg viele verwunderte, kann Youri Mulder verstehen. „Weghorst macht es toll in der Bundesliga“, sagt der frühere Schalke-Stürmer und niederländische Nationalspieler im Gespräch mit dieser Redaktion. „Allerdings hat er einen Sturm-Konkurrenten um den Platz im Kader hinter Memphis Depay, der ebenfalls gut in Form ist: der frühere Gladbacher Luuk de Jong.“
"Wout Weghorst ist ein Mentalitätsmonster"
In Wolfsburg dürfte man ganz froh darüber sein, dass Weghorst die Strapazen einer Länderspielreise erspart blieben. Denn der Stürmer ist mit zwölf Saisontoren und fünf Vorlagen einer der Garanten für die vergleichsweise erfolgreiche Saison des Klubs, der in den vergangenen beiden Spielzeiten jeweils in die Relegation musste und nun auf Platz sieben steht.
„Wout ist ein Mentalitätsmonster“, schwärmt Wolfsburgs Sportdirektor Marcel Schäfer. „Was er für die Mannschaft arbeitet, offensiv und defensiv, ist außergewöhnlich. Er ist nicht nur auf dem Platz, sondern auch in der Kabine ein Gewinn für diese Mannschaft.“
Nachdem sie am Mittellandkanal über Jahre recht erfolgreich versuchten, Fußball zu zelebrieren, haben sie sich nun den Slogan „Arbeit, Fußball, Leidenschaft“ auf den Mannschaftsbus geklebt – und niemand personifiziert diesen Slogan so sehr wie der Neuzugang Weghorst, der für rund elf Millionen Euro vom AZ Alkmaar kam.
In Holland blieb Weghorst unentdeckt
„Seine Willenskraft ist riesengroß, das beneide ich“, sagt Mulder. Ohne die würde der 26-Jährige heute wohl kaum in der Bundesliga spielen, denn als Jugendlicher ignorierten ihn die Talentspäher. „Wegen meines enormen und schubweisen Wachstums hatte ich als Jugendlicher motorische Probleme“, sagte er kürzlich dem Magazin 11Freunde. „Ich bekam meine Beine nicht sortiert. Und in Holland achten Scouts in erster Linie auf technisch herausragende Spieler. Das war ich nie.“ Deswegen spielte er mit 20 noch in einer Amateurmannschaft, arbeitete sich dann aber Schritt für Schritt nach oben. Das beeindruckte in Wolfsburg ebenso wie die 27 Pflichtspieltore für Alkmaar in der vergangenen Saison.
Die aktuell zwölf Bundesligatreffer waren ursprünglich Weghorsts Saisonziel, inzwischen hat er es auf 15 korrigiert. „Mein Gefühl sagt mir: Da geht noch mehr“, sagt er. „Ich kann noch viel dominanter auftreten.“ Und das will er am liebsten schon am Samstag gegen Dortmund beweisen.
Nicht der Typ, der zu Favres Spielidee passt
Dort kann man sich am Samstag ein Bild davon machen, wie wertvoll ein 1,97 Meter großer, kopfballstarker Spieler sein kann. So ein Brecher fehlt im BVB-Kader und die Verantwortlichen ringen derzeit mit der Frage, ob es sinnvoll wäre, den eher kleinen Angreifern Paco Alcácer und Mario Götze eine solche Alternative an die Seite zu stellen.
Trainer Lucien Favre allerdings hält nicht viel davon. Er will Stürmer, die seinen Ansatz der schnellen flachen Pässe hinter die Abwehr perfekt umsetzen können. Und grundsätzlich sehen es auch die BVB-Bosse so. Im Sommer hätten sie Bas Dost verpflichten können – verwarfen dies aber, weil sie nicht glaubten, dass er zur Spielidee passt.
Gut möglich, dass der neue Angreifer im Sommer ein alter Bekannter wird: Alexander Isak, seit Januar und noch bis Sommer an den niederländischen Erstligisten Willem II verliehen, hat in neun Pflichtspielen bereits sechs Tore erzielt – und sich auch deswegen wieder als möglicher zweiter Stürmer hinter Alcácer ins Gespräch gebracht.