Essen. Vor dem Duell seiner beiden Ex-Vereine Dortmund und Stuttgart haben wir mit Moritz Leitner gesprochen. Er spielt aktuell für Norwich City.

Als Riesentalent beschrieben hat Moritz Leitner (26) nie den Durchbruch in der Bundesliga geschafft. 2012 feierte er mit Borussia Dortmund zwar das Double mit Meisterschaft und DFB-Pokal. Danach lief es für den gebürtigen Münchener überhaupt nicht mehr. Auch beim heutigen Gegner des BVB, dem VfB Stuttgart (15.30 Uhr/Sky), setzte er sich nie durch. Im Januar 2018 wechselte er zu Norwich City. Im Interview mit Joachim Schultheis spricht Leitner über seine beiden Ex-Vereine und sein Leben in Norwich.

Moritz Leitner, Sie sind seit Januar 2018 Spieler von Norwich City. Wie lebt es sich denn so auf der Insel?

Moritz Leitner: Ganz hervorragend. Es hat von Anfang an sehr gut gepasst. Ich fühle mich hier extrem wohl, in jeder Hinsicht.

Sie haben zu Beginn der Spielzeit immer in der Startelf gestanden. Seit dem Boxing Day aber saßen Sie häufig verletzt auf der Tribüne – wegen Knöchelproblemen. Bedenkt man ihre Vorgeschichte, ist das eine ganz schön nervige Situation gewesen, oder?

Leitner: Na klar, ich will immer spielen. Aber der Körper ist keine Maschine und man muss es akzeptieren, dass man auch mal nicht spielen kann. Es fällt mir wie jedem anderen Fußballer schwer. Aber ich bin jetzt extrem froh, dass ich wieder dabei bin.

Sie sprechen es an. Jetzt haben Sie nämlich wieder die ersten Minuten erhalten und kämpfen sich an die Startelf wieder heran. Ihr persönliches Ziel für den Rest der Saison lautet?

Leitner: Ich will natürlich wie zu Saisonbeginn wieder in die Startelf. Aber das will natürlich jeder (lacht). Es ist ein fairer sportlicher Wettstreit, jeder gibt im Training und den Spielen alles, um es dem Trainer möglichst schwer zu machen.

Ihr Trainer ist Daniel Farke. Sie hatten ja schon einmal 2015 bei der U23 des BVB kurz miteinander zu tun. Wie bewerten Sie die Arbeit von Ihrem aktuellen Coach?

Leitner: Das stimmt. Damals habe ich für ihn in der Regionalliga West auch mal ein Tor gemacht (lacht). Daniel Farke ist ein sehr guter Trainer. Er war ein ganz entscheidender Faktor, dass ich nach Norwich gekommen bin. Ich lerne viel von ihm, denn er will jeden Einzelnen und die Mannschaft als Ganzes immer weiter entwickeln.

Was hat sich bei Ihnen geändert, seitdem Sie auf der Insel sind? Beschreiben Sie uns ein wenig Ihren Alltag.

Leitner: Mein Ziel war es, wieder kontinuierlich zu spielen und meiner Mannschaft auf dem Platz aktiv helfen zu können. Das hat super geklappt. Der Verein, die Mannschaft und die Fans haben mich hervorragend aufgenommen. Neben Training und den Matches bin ich auch gerne in der Stadt und der Umgebung unterwegs. Job und Privatleben lassen sich hier sehr gut miteinander vereinen. Es ist ein guter Ort, um sich auf den Fußball zu fokussieren und dann aber auch mal durchzuatmen, um so den Kopf frei zu bekommen.

Sie spielen ja mit vielen deutschstämmigen Spielern zusammen. Machen Sie auch vieles gemeinsam außerhalb des Platzes?

Leitner: Ja, absolut. Wir haben einen sehr guten Zusammenhalt in der Mannschaft. Wir machen viel zusammen, aber nicht nur die deutschen Spieler unter sich. Natürlich quatschen wir auch gerne mal in einem Café unter uns in unserer Muttersprache. Die wollen wir schließlich nicht verlernen (lacht).

Stichwort BVB: Am Wochenende empfängt Borussia Dortmund den VfB Stuttgart. Zwei Mannschaften, die wegen Ihrer Leistungen weit voneinander in der Tabelle stehen. Wem drücken Sie eigentlich die Daumen?

Leitner: Ich wünsche beiden Mannschaften, dass sie ihre Ziele am Ende der Saison erreichen. Bei einem Heimspiel des BVB glaube ich schon, dass die drei Punkte in Dortmund bleiben werden.

Bei der Borussia wurden Sie im Jahr 2012 Deutscher Meister und DFB-Pokalsieger. Wie war es damals als so junger Spieler, so dermaßen im Rampenlicht zu stehen?

Leitner: Erfolg macht immer Spaß, aber es birgt auch Gefahren. Man denkt, es geht genauso so weiter, aber jede Saison startet wieder bei Null. Es läuft nie alles nach Plan. Das habe ich gelernt und das waren wertvolle Erfahrungen, von denen ich heute sehr profitiere.

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Zusammen mit Mario Götze und Marco Reus feierten Sie Sieg um Sieg. Beide spielen jetzt bekanntlich wieder zusammen erfolgreich für den BVB. Was macht die beiden aus und haben Sie noch Kontakt zu Ihnen?

Leitner: Die beiden sind absolut außergewöhnlich. Die haben technisch alles drauf und können an guten Tagen Spiele ganz allein entscheiden. Wir haben ja heute durch die sozialen Netzwerke Möglichkeiten, zu kommunizieren und zu verfolgen, was jeder macht. Ich drücke beiden vor allem die Daumen, dass sie von Verletzungen verschont bleiben, denn sie gehören möglichst oft auf den Platz.

Ihr anderer ehemaliger Verein, der VfB Stuttgart, bei dem Sie zwischen 2013 und 2015 aktiv waren, kämpft mittlerweile mal wieder um den Abstieg. Was sagen Sie zur aktuellen Entwicklung im Klub?

Leitner: Ich bin zu weit weg, um mir da ein fundiertes Urteil zu erlauben. Aber es ist sicher sehr gut, dass mit Thomas Hitzlsperger ein erfahrener Ex-Profi an einer entscheidenden Stelle im Verein (als Sportvorstand, Anm. d. Red.) Einfluss nimmt. Und der überzeugende Sieg im wichtigen Spiel gegen Hannover hat der Mannschaft mit Sicherheit gut getan. Wenn sie so weiterspielen, werden sie weitere Erfolge feiern.

Angenommen Sie stehen vor der Wahl: Premier League oder Bundesliga. Für welche Liga würden Sie sich entscheiden?

Leitner: Beide Ligen haben ihren Reiz. Aktuell ist mein Ziel mit Norwich City das Maximum zu erreichen und das wäre dann die erstgenannte Option.

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Werden Sie denn in die Premier League aufsteigen? Sie sind schließlich Tabellenerster mit Norwich City.

Leitner: Das wäre natürlich der Hit, wenn wir da bis zum Saisonende bleiben. Aber es bleibt ein Kopf-an-Kopf-Rennen, speziell mit Leeds. Jeder träumt hier vom Aufstieg in die Premier League. Aber wir Spieler sind gut beraten, uns jeweils auf das anstehende Match zu konzentrieren. Das tun wir (lacht).

Hand aufs Herz: Wird der BVB am Ende der Saison Deutscher Meister? Hält der VfB die Klasse?

Leitner: Ich wünsche es beiden, dass es genauso kommt. Aber ich bin kein Wahrsager. Beide haben noch einen langen Weg vor sich und leicht ist er für niemand - für uns in der Championship ja auch nicht.