Essen. Dortmunds Scoutingabteilung hat mit Jadon Sancho einen Volltreffer gelandet. BVB-Nachwuchskoordinator Lars Ricken spricht über englische Talente.
Jadon Sancho mischt bei Borussia Dortmund in dieser Saison die Fußball-Bundesliga auf. Der talentierte Engländer ist schon mit 18 Jahren unumstrittener Stammspieler unter Trainer Lucien Favre und hat in 33 Pflichtspielen neun Tore erzielt sowie 14 weitere vorbereitet. In seiner Heimat wird seine Entwicklung sehr genau beobachtet, denn Sancho ist seit vergangenem Oktober auch A-Nationalspieler und weckt bei den Engländern Hoffnungen auf Titelgewinne bei den kommenden Europa- und Weltmeisterschaften.
Das Interesse an Sanchos Entwicklung ist in England so groß, dass der Londoner "Evening Standard" den BVB-Nachwuchskoordinator Lars Ricken zum Interview gebeten hat, um mit ihm über Sancho und englische Talente im Allgemeinen zu sprechen. "Würden wir noch einen Sancho aus England nehmen? Na klar!", sagt Ricken darin.
Ricken: "Jeder Klub der Welt ist neidisch auf uns"
Der 42-Jährige erklärt: "Unsere Scouting-Abteilung ist so gut und professionell, dass wir jeden talentierten Spieler Europas, vielleicht sogar der ganzen Welt, kennen." Doch die Konkurrenz ist groß, weiß Ricken: "Jeder Klub will seinen eigenen Sancho oder Pulisic finden." Und mehr noch: "Jeder Klub der Welt ist neidisch auf uns, weil wir Sancho haben."
Der Vorteil, den der BVB gegenüber größeren Vereinen - insbesondere aus England - hat, ist der überhitzte Markt, in dem aus Rickens Sicht "zu viel Geld" vorhanden ist. Für Talente ist es in der Premier League schwer, an Spielzeit zu kommen, denn meistens werden ihnen teure Starspieler vorgezogen. Vorteil Bundesliga: "Die deutschen Teams müssen andere Strategien finden. Junge, talentierte Spieler sind viel günstiger als fertige Stars, wir können sie entwickeln", betont Ricken.
Und dann gibt es da ja auch noch den finanziellen Aspekt, den der frühere BVB-Profi keineswegs verschweigen will: "Man kann viel Geld mit diesen Spielern verdienen, vielleicht wenn sie nach England zurückgehen. Das ist ein sehr interessanter Markt für die deutschen Vereine."
Viele Bundesliga-Klubs setzen auf britische Talente
Kein Wunder, dass auch andere Bundesliga-Klubs auf talentierte Spieler von der Insel setzen. Der FC Schalke 04 hat im Winter den jungen Waliser Rabbi Matondo von Manchester City verpflichtet, RB Leipzig lieh Emile Smith-Rowe vom FC Arsenal aus. Schon zu Saisonbeginn hatte sich auch die TSG Hoffenheim in Reiss Nelson einen Leihspieler von den Gunners geholt. Reece Oxford, der bereits für Borussia Mönchengladbach spielte, ist seit der Winterpause schon zum zweiten Mal auf Leihbasis in der Bundesliga aktiv. Diesmal war der FC Augsburg sein Ziel. Und der FC Bayern schließlich hat im Winter heftig, aber ohne Erfolg um Callum Hudson-Odoi vom FC Chelsea geworben, womöglich wird der 18-Jährige im kommenden Sommer noch beim deutschen Rekordmeister landen. Englische Talente sind bei den deutschen Vereinen extrem beliebt. Denn sie alle hoffen darauf, ihren eigenen Sancho zu finden. (tm)