Dortmund. . Die Dortmunder erkennen trotz des Champions-League-Aus eine Trendwende. Der Bundesliga-Tabellenführer hofft nun auf einen Ruck für den Titelkampf

Obwohl es längst auf Mitternacht zuging, passte die Abstimmung noch immer hervorragend: „Wir haben in der ersten Halbzeit ein fantastisches Spiel abgeliefert“, schwärmte Sebastian Kehl, Leiter der Lizenzspieler-Abteilung von Borussia Dortmund. „Ich habe eine sehr gute Leistung in der ersten Halbzeit gesehen“, urteilte Sportdirektor Michael Zorc. „In der ersten Halbzeit war für mich nur eine Mannschaft auf dem Platz“, erklärte Trainer Lucien Favre – und meinte seine.

Angesichts der ganzen Lobhudeleien konnte man schon fast vergessen, dass die Partie gegen den englischen Tabellendritten Tottenham Hotspur 0:1 ausgegangen war, womit nach dem 0:3 im Hinspiel das Aus im Champions-League-Achtelfinale besiegelt war. Und dass sich die Niederlage einfügte ins wenig erfreuliche Gesamtbild derzeit: Nur eines der vergangenen acht Spiele hat der BVB gewonnen, binnen eines Monats hat er sich aus dem DFB-Pokal sowie der Champions League verabschiedet und in der Bundesliga alle sieben Punkte Vorsprung auf Verfolger Bayern München verspielt.

Intensität, aber keine BVB-Tore

Die Dortmunder wollten im Auftritt gegen die Londoner dennoch eine Trendwende erkennen: „Es war genau die Intensität, es war genau die Leidenschaft, die wir eingefordert hatten, die die Mannschaft aber auch als Reaktion zeigen musste“, sagte Kehl. Denn diese grundlegenden Eigenschaften hatten zuletzt gefehlt, besonders eklatant in den Auswärtsspielen beim FC Augsburg (1:2) und beim 1. FC Nürnberg (0:0).

„Die Vielzahl der Chancen, die Intensität, die Gier, ein Tor erzielen zu wollen, das war in den letzten Spielen in der Form nicht sichtbar“, erklärte Kehl, während Zorc hoffte: „Die Leistung in der ersten Halbzeit und der Schulterschluss mit den Fans geben uns noch mal einen Push in der Meisterschaft.“

Allerdings zeigte sich auch, dass den Dortmundern derzeit die Gewissheit fehlt, ihre Gelegenheiten in der Offensive zu nutzen. Auch die schwachen Spiele gegen Augsburg und Nürnberg hätten mit besserer Chancenauswertung durchaus gewonnen werden können. Gegen Tottenham reichten 20:5 Torschüsse, 62 Prozent Ballbesitz und eine Passquote von 90 Prozent nicht einmal zu einem Unentschieden. Die einen wie Götze sind zwar überaus präsent im Spiel, haben ihre Stärken allerdings nicht unbedingt im Abschluss. Das ist eigentlich Paco Alcácers Ressort, der aber war am Dortmunder Sturmlauf der ersten Halbzeit für einen Mittelstürmer erstaunlich unbeteiligt. Anders der Stürmer auf der anderen Seite: Harry Kane nutzte seine einzige Chance eiskalt (49.).

Jetzt kommt der VfB Stuttgart zum BVB

„Aber die Reihenfolge ist wichtig“, sagte Kehl. Soll heißen: Wenn die Mannschaft weiterhin mit einer solchen Einstellung und Lust zu Werke geht wie gegen Tottenham, werden die Tore bald auch wieder fallen. „Das ist jetzt die Benchmark, die wir zu leisten imstande sind und die wir auch in der Bundesliga an den Tag legen müssen“, fordert der Leiter der Lizenzspieler-Abteilung. Die Dortmunder müssen auch im grauen Liga-Alltag den gleichen Willen, die gleiche Hingabe zeigen wie an den Festtagen in der Champions League. „Und dann werden wir auch wieder Bundesligaspiele gewinnen“, erklärte Kehl überzeugt.

Am Samstag (15.30 Uhr/Sky) gegen den VfB Stuttgart kann das im eigenen Stadion erstmals unter Beweis gestellt werden.