Dortmund. Die Jahreshauptversammlungen bei Borussia Dortmund stehen gemeinhin unter dem Motto "Friede, Freude, Erbsensuppe". Auch in diesem Jahr übte sich der BVB in Eintracht. Einzig Geschäftsführer Aki Watzke sorgte für etwas Aufregung. Für Neu-OB Ullrich Sierau gab's zudem einen Denkzettel.
Der größte Aufreger der BVB-Jahreshauptversammlung spielte noch sich vor dem Beginn ab: Lars Ricken, der später von den Vereinsmitgliedern intensiv beklatscht wurde, wäre fast nicht in die Westfalenhalle 2 gekommen. Ein überkorrekter Ordner wollte den Champions-League-Helden nicht auf den Parkplatz vor der Halle lassen, da Ricken die fünf Euro Gebühr nicht passend hatte. Zum Glück einigten sich Ricken und der Ordner doch noch auf dem kleinen Dienstweg. Und der BVB-Nachwuchskoordinator könnte pünktlich die Halle betreten.
Es blieb ruhig
In der Halle blieb es, im Vergleich zu den turblulenteren Jahreshauptversammlungen der vergangenen Jahre, ruhig. Keine üblen Zwischenrufe, keine Pfiffe für die Mannschaft: Die BVB-Mitglieder sind derzeit offenbar zufrieden. Und so ertrugen sie, geduldig auf Erbsensuppe und Bier wartend, wie in drei Stunden und 38 Minuten die neun Punkte umfassende Tagesordnung abgearbeitet wurde.
Immer wieder gab es kurze Applaus-Einlagen. So beispielsweise, als Wolfgang Springer den 11:5-Sieg der jüngsten BVB-Nachwuchskicker gegen Schalke verkündete. Aber auch der Leiter der Fanabteilung Dr. Götz Vollmann erhielt Beifall für die Arbeit seiner Abteilung. So haben Vollmann und seine Mitarbeiter eine Aktion angestoßen, bei der tausende BVB-Fans aus ganz Deutschland ihre Vorstellungen vom Fansein und vom Ballspielverein zu Papier gebracht haben. Die Aktion hat auch bei der Bundeszentrale für politische Bildung Anklang gefunden und soll nun als Modellprojekt für andere Vereine fungieren.
Fanabteilung mit Modell-Projekt
Applaus gab es auch für die Mannschaft, als diese die Halle betrat. Und für Reinhard Rauball, als Schatzmeister Dr. Reinhold Lunow das Engagement des BVB-Präsidenten für die Profi-Mannschaften im Handball und Tischtennis hervorhob. Lunow konnte zudem nicht nur einen Vereins-Gewinn von knapp 800 000 Euro verkünden, sondern auch eine um zehn Prozent auf 35 482 gestiegene Mitgliederzahl. „Und es werden noch mehr, am 19. Dezember dürften noch einige Mitglieder eintreten”, war Lunow sich sicher.
Für ganz besondere Treue wurden Cornelius Jansen und Paul Burchardt geehrt, die seit jeweils 75 Jahren Mitglied sind. In Abwesehenheit wurde unter anderem Ex-Präsident Dr. Gerd Niebaum für 25 Jahre BVB-Treue geehrt. Ein Zeichen für die Ruhe der Fans: Bei der Nennung des Namens des Ex-Präsidenten gab es keinen einzigen Pfiff.
Watzke sorgte für Aufregung
Für den einzigen Aufreger des Tages sorgte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzker, der in seiner Rede noch einmal auf die verpasste Teilnahme am internationalen Wettbewerb hinwies und dazu auf der Leinwand das Siegtor aus vierfacher Abseitsposition der Hamburger vom letzten Spieltag zeigen ließ. Da wurde es selbst vielen Mitgliedern zu bunt, denen diese Portion Selbstmitleid nicht schmecken wollte. Umso mehr Applaus erntete die Gegenrede eines Mitglieds, der BVB hätte sein Spiel am selben Tag in Mönchengladbach nur gewinnen müssen, um sicher für die Euopa League qualifiziert zu sein.
Bei den Wahlen zum einflussreichen Wirtschaftsrat des Vereins hielten die BVB-Mitglieder noch einen kleinen Denkzettel für Dortmunds neuen Oberbürgermeister Ullrich Sierau parat. Wurden die Kandidaten Michele Puller, Vorstandsvorsitzender der MiroRadici AG, Martin Eul, Vorstandsvorsitzender der Dortmunder Volksbank, und der Unternehmer Dr. Winfried Materna mehr oder weniger locker durchgewunken, musste bei der Wahl von Sierau genauer nachgezählt werden, um die exakte Zahl der Gegenstimmen zu ermitteln. Am Ende hatten 110 Mitglieder gegen den OB votiert.