Dortmund. Eine Null ist eine feine Sache, wenn sie hinten steht. Bei Borussia Dortmund steht sie gegen Aufsteiger Mainz aber auch vorne. Der BVB schafft es einfach nicht, spielerisch zu überzeugen.

Ja, natürlich, es gab diese eine Szene, die das Spiel hätte verändern können. Eine Szene, die im Fußball strittig genannt wird, die Diskussionen geradezu herausfordert, die aber definitiv kein sicheres Urteil zulässt.

Kurz vor der Halbzeit schickte der Dortmunder Marcel Schmelzer einen Flatterball von seinem linken Fuß in Richtung Mainzer Tor, dessen Wächter Heinz Müller größte Mühe bekam: Er ließ die Kugel nach vorne abklatschen, Mats Hummels setzte nach, Nikolce Noveski warf sich in dessen Schuss. Hummels traf aus kurzer Distanz Noveskis ausgefahrenen Arm. Eine aktive Bewegung war auch nach mehrmaliger Betrachtung der Fernsehbilder nicht eindeutig zu erkennen, so dass Schiedsrichter Michael Weiner mit seiner Entscheidung, auf einen Elfmeterpfiff zu verzichten, wahrscheinlich richtig gelegen hatte.

Jürgen Klopp aber war auch nach dem Abpfiff noch der Ansicht, dies sei ein unkorrektes Urteil gewesen: „In 99 Prozent der Fälle wird dafür gepfiffen”, behauptete Borussia Dortmunds Trainer, für den das Wiedersehen mit seinem früheren Verein FSV Mainz 05 nicht zur fröhlichen Fete wurde. Eine wenig unterhaltsame Veranstaltung endete 0:0, viele der 74 600 Zuschauer verließen das Stadion frustriert. Weil ihr BVB weiterhin auf der Stelle tritt und den Durchschnitt der Liga repräsentiert.

Mainz hingegen hält als frecher Aufsteiger nach wie vor den Kontakt zur Spitzengruppe, zum Punktgewinn in Dortmund reichte eine Leistung, die der junge FSV-Trainer Thomas Tuchel als unvollständig empfand: „Leichtigkeit und Unbekümmertheit” hätten diesmal gefehlt, meinte er, deshalb müsse man mit diesem 0:0 auch mal zufrieden sein.

Mainz mit starker defensiver Grundordnung

So klingt Selbstbewusstsein. Mit einer disziplinierten defensiven Grundordnung, mit doppelter und dreifacher Attacke auf ballführende Borussen deckten die Mainzer das größte Dortmunder Manko auf: Der BVB ist in dieser Saison nicht dazu in der Lage, einen Gegner mit spielerischen Mitteln zu beherrschen. Das zweifellos vorhandene Bemühen um Kontrolle und Ordnung erfordert einen hohen Kraftaufwand, der zu Konzentrationsverlusten führt. Die Mannschaft produziert zu viele Fehlpässe, manchmal in entscheidenden Situationen. Typisch: Als Jakub Blaszczykowski allein aufs Tor zuraste, verbaselte er die Prachtchance durch einen Querpass. „Vier Mann sind anspielbar, und er erwischt einen Mainzer Fuß”, klagte auch Jürgen Klopp. Präsident Reinhard Rauball hingegen kritisierte generell: „Wir haben zu wenige Torchancen herausgespielt.”

Zu viele Ausfälle auf Dortmunder Seite

Es gilt natürlich zu berücksichtigen, dass Jakub Blaszczykowski, Nuri Sahin und Patrick Owomoyela trotz Verletzung oder Krankheit mitwirkten, dass Sven Bender, Tamas Hajnal, Dede, Sebastian Kehl, Tinga und auch noch Dimitar Rangelov fehlten. Der Bulgare hatte sich zu allem Unglück im Abschlusstraining am Freitagabend den Mittelfuß gebrochen – zehn Wochen Pause.

Das BVB-Aufgebot gibt nicht so viel her, dass sich derartige Ausfälle kompensieren ließen. Borussia Dortmund hat sich aus guten Gründen zu einer Personalpolitik mit wirtschaftlichem Augenmaß verpflichtet. Die Folgen sind sichtbar, sie erfordern Geduld. Die wird allerdings mit Spielen wie diesem Null-Ereignis auf eine harte Probe gestellt.