Bremen/Dortmund. Beim 1:1 des BVB in Bremen gab es zwei Gewinner: Mario Götze spielte stark und half Trainer Peter Stöger, den eigenen Ruf aufzupolieren.

Peter Stöger hätte nun fachsimpeln können von abkippenden Sechsern, von offensiven Wechselwirkungen seiner Doppelzehn oder der weiträumig ausweichenden Neun. „Ich könnte jetzt wahnsinnig schlau sein und irgendetwas taktisch Außergewöhnliches erzählen“, sagte der Trainer von Borussia Dortmund. „Aber das ist nicht meine Schiene.“ Stöger hielt es nach dem 1:1 und einem richtig guten Spiel bei Werder Bremen genau so wie nach den vielen durchwachsenen Auftritten in dieser Saison: Statt über seine taktischen Maßnahmen und die gewählte Formation sprach der Österreicher lieber über die Leistung seiner Spieler und freute sich, dass viele seiner Akteure sich wieder ihrer Leistungsgrenze nähern.

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Mario Götze zum Beispiel. Der 25-Jährige leitete mit einer präzisen Seitenverlagerung auf Lukas Piszczek das Führungstor durch Marco Reus ein (19.), später ermöglichte er ihm mit einem herrlichen Pass die große Chance auf das 2:0. „Mario hat ein sehr, sehr gutes Spiel gemacht“, lobte Sportdirektor Michael Zorc im Gespräch mit dieser Zeitung. Fast 90 Prozent seiner Zuspiele fanden ihr Ziel, er gewann 60 Prozent seiner Zweikämpfe und lief 12,02 Kilometer – mehr als jeder andere Spieler auf dem Platz. Nach dem 4:0-Sieg gegen Bayer Leverkusen war es der zweite richtig gute Auftritt des Mittelfeldspielers, der in den Wochen zuvor gar keinen Platz mehr in der Startelf gefunden hatte.

„Er zeigt sich deutlich verbessert und hat eine richtig gute Phase“, lobte Stöger, der Götze bereits einen Startelf-Platz für die kommende Saison in Aussicht stellte. Weiter voraus wollte Stöger noch nicht blicken, erst recht nicht auf die Weltmeisterschaft im Sommer in Russland. Götze, der 2014 im Finale noch das Siegtor für die deutsche Nationalmannschaft erzielt hatte, war zuletzt aus dem engeren Kreis des Nationalteams gerutscht. Für die jüngsten Länderspiele gegen Spanien und Brasilien hatte ihn Bundestrainer Joachim Löw nicht mehr nominiert und in deutlichen Worten eine Leistungssteigerung angemahnt. Die gelang – womit Götze Chancen, in Russland dabei zu sein, deutlich steigen.

Bremens Trainer lobt BVB-Kollege Peter Stöger

Götzes Aufschwung hatte auch mit den Maßnahmen des Trainers zu tun: In Reus hatte er einen spielstarken Nebenmann auf der Spielmacherposition, drumherum wirbelte die Teenager-Flügelzange aus Christian Pulisic und Jadon Sancho, davor spielte Maximilian Philipp, dahinter Julian Weigl – genau die ballsicheren Mitspieler, die Götze braucht, um mit seinen schnellen Pässen auf engstem Raum Schwung in die BVB-Angriffe zu bringen. Wie schon beim 4:0 gegen Bayer Leverkusen in der Vorwoche ging der Plan auf – nur das Ergebnis stimmte nicht. „Wenn man überhaupt etwas kritisieren möchte, können wir über die Chancenverwertung reden“, so Zorc. Das Spiel sei „mit zunehmender Dauer immer besser“ geworden.

Weil Stöger sich das Eigenlob dafür verkniff, übernahm diesen Part Bremens Trainer: „Das ist eine Mannschaft, die unter Peter sehr stabil steht und kreativ ist, die immer wieder Aktionen nach vorne kreiert“, meinte Florian Kohfeldt. „Wir sehen uns nächstes Jahr.“

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Etwas überraschend kam dieser letzte Satz daher, denn noch ist überhaupt nicht klar, wer den BVB in der kommenden Saison trainiert. „Wir haben immer gesagt, dass wir uns die Zeit nehmen, die nötig ist, um die richtige Entscheidung zu treffen“, betont Zorc auf Nachfrage. „Wenn es soweit ist, lassen wir Sie es wissen.“

BVB-Sportdirektor Zorc: „Lassen uns nicht treiben“

Lucien Favre, mit dem es schon erste Gespräche gegeben haben soll, bleibt aussichtsreichster Kandidat. Aber Stöger hat in 17 Spielen beachtliche 33 Punkte geholt und nun durch zwei überzeugende Spiele bewiesen, dass er die Mannschaft zu attraktivem Offensivfußball anleiten kann. Seinen Ruf hat er damit schon einmal aufpoliert. Und wenn er, wie von den BVB-Bossen oft betont, erster Ansprechpartner ist, sollten sich seine Chancen gesteigert haben. „Wir sind auch in dieser Angelegenheit sehr, sehr ruhig und lassen uns von niemandem treiben“, sagt Zorc.