München. . Die BVB-Profis präsentierten sich beim 0:6 beim FC Bayern völlig neben der Spur. Sportdirektor Zorc kritisiert daher ihre Einstellung.
Schnellen Schrittes strebte Gonzalo Castro dem Ausgang des Münchener Stadions entgegen. Er wolle jetzt lieber nichts sagen, teilte der Mittelfeldspieler von Borussia Dortmund mit – es war seine wohl verständlichste Aktion des Abends. Denn der BVB hatte beim FC Bayern nicht weniger als ein Debakel erlebt, hatte auch in der Höhe verdient mit 0:6 (0:5) verloren – und Castro daran einen gehörigen Anteil gehabt.
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„So etwas passiert, wenn man die Grundtugenden im Fußball komplett weglässt, wenn man keine Gegenwehr leistet, wenn man die Zweikämpfe nicht nur nicht führt, sondern sie gar nicht erst sucht“, schimpfte Sportdirektor Michael Zorc. Das Dortmunder Debakel nahm schon nach fünf Minuten seinen Lauf: Robert Lewandowski traf nach Vorlage von Thomas Müller aus abseitsverdächtiger Position, doch Schiedsrichter Bastian Dankert gab den Treffer nach Rücksprache mit Video-Assistent Harm Osmers. Dem Tor von Franck Ribery verweigerte Osmers dann die Anerkennung (9.), aber darüber konnten sich die Gäste nur kurz freuen: David Alaba flankte, James Rodriguez vollendete – es war das 2:0 für die Bayern (14.).
Auch mit Weigl wurde es für Dortmund nicht besser
Die Hausherren präsentierten sich spielstark, zielstrebig und effektiv, die wenigen Dortmunder Angriffe dagegen endeten mit harmlosen Schüssen oder versandeten gleich völlig. Und immer wieder patzte der BVB eklatant: Der völlig indisponierte Castro verlor beim Dribbling gegen zwei Bayern den Ball, den anschließenden Konter veredelte Thomas Müller – das 3:0 nach gerade einmal 23 Minuten.
BVB-Trainer Peter Stöger brachte Julian Weigl für Castro (29.), doch besser wurde es nicht. Im Gegenteil: Ribery ließ Lukasz Piszczek auf der rechten Dortmunder Abwehrseite wie einen Schuljungen aussehen, seine Hereingabe drückte Lewandowski über die Linie (44.). Und noch vor dem Halbzeitpfiff erhöhte Ribery auf 5:0 – dieses Mal war ein Fehlpass von Weigl der Ausgangspunkt (45.+1).
Zwischen Rat- und Fassungslosigkeit
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Dass es nicht mehr viel schlimmer kam, lag vor allem am Gegner: „Wir haben davon profitiert, dass die Bayern in der nächsten Woche ein ganz wichtiges Spiel haben“, sagte Trainer Peter Stöger angesichts der Champions-League-Partie beim FC Sevilla am Dienstag. „Sie haben in der zweiten Halbzeit etwas rausgenommen, deswegen sind wir mit anderthalb blauen Augen davongekommen.“
Es reichte dennoch, die Partie jederzeit zu kontrollieren und noch ein Tor nachzulegen: Erneut war es Lewandowski, der Joshua Kimmichs Hereingabe aus kürzester Distanz über die Linie drückte (87.). Das Debakel war perfekt – und die Verantwortlichen chargierten zwischen Rat- und Fassungslosigkeit: „Heute hat Bereitschaft gefehlt, sich dieser Niederlage entgegenzustemmen“, haderte Zorc. „Es hatte nichts mit Taktik, Aufstellung, Formation, Herangehensweise zu tun, sondern damit, dass die Grundtugenden gefehlt haben.“
Stöger gibt sich unbeeindruckt
Das nahm Trainer Stöger aus der Schusslinie, war aber durchaus geeignet, Zweifel an der Mannschaft zu wecken. Und Stöger ließ zwischen den Zeilen durchblicken, dass er den Kader nicht zwingend für stark genug hält, das Ziel Champions-League-Qualifikation problemlos zu erreichen.
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Natürlich weiß auch der Österreicher, dass dies die Diskussionen um seine Arbeit nicht abwürgen wird – er gab sich davon aber erneut unbeeindruckt: „Mein Leben definiert sich nicht darüber, dass ich beim BVB an der Seitenlinie stehe“, sagte er. „Ich habe schon so viel in meinem Leben erlebt, ich bin ein relativ aufgeräumter, glücklicher Mensch.“
Es war ein Gefühl, dass am Samstag nicht viele BVB-Angestellte teilen konnten.