Dortmund. . Die Ratlosigkeit wächst beim BVB. Nach dem peinlichen Aus in der Europa League gegen Salzburg muss auch geklärt werden, was mit Stöger passiert.
Kurz und knapp bringt Michael Zorc seinen Gemütszustand auf den Punkt. „Schlecht“, antwortet der BVB-Sportdirektor auf die Frage nach seiner Laune. Am Abend zuvor hatte er mit ansehen müssen, wie seine Mannschaft beim FC Salzburg schon im Achtelfinale der Europa League ausschied, weil sie der blamablen 1:2-Hinspielniederlage nur ein 0:0 folgen ließ. „Ich habe erst ab der 60. Minute das Gefühl gehabt, dass man realisiert, was auf dem Spiel steht und dass man das noch drehen wollte“, hadert Zorc. Salzburg war besser und einem Sieg deutlich näher als der BVB.
Harte Kritik an Götze
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Dortmund bleibt als einziges Saisonziel die Qualifikation für die Champions League. „Dafür brauchen wir einen Heimsieg gegen Hannover 96“, fordert Zorc für das Spiel am Sonntag (13.30 Uhr/Eurosport Player) und wünscht sich ein anderes Auftreten als in Salzburg. Ähnlich wie Trainer Peter Stöger, der den wechselhaften Auftritten der Spieler zunehmend ratlos und den vielen Unzulänglichkeiten teils gereizt begegnet.
Den zur Pause ausgewechselten Mario Götze kritisierte er auf Nachfrage scharf, weil der die Erwartungen nicht erfüllt und die taktischen Vorgaben nicht umgesetzt hatte. Götze reagierte via Sport Bild: „Ich bin dem Trainer dankbar, dass er mich auf meine Defizite hingewiesen hat, ich werde stark daran arbeiten.“ Ein Satz, der zwischen Einsicht und beißendem Spott alle Interpretationen offen ließ und dem BVB einen weiteren Nebenkriegsschauplatz verschafft in der ohnehin unruhigen Saison.
Kölns Hector Kandidat für Umbruch beim BVB
Die dürfte nun ebenso wachsen wie die öffentlichen Zweifel an Stöger, nachdem es gegen Salzburg an Mentalität ebenso fehlte wie an einem erkennbaren Plan. Fußballerisch blieb der BVB erneut deutlich unter seinem Potenzial.
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Intern allerdings wird der Wiener weit weniger kritisch gesehen. Die Klubbosse rechnen ihm hoch an, dass er die Mannschaft nach dem Totalabsturz unter Peter Bosz stabilisiert hat. In der Bundesliga ist er noch ohne Niederlage und mit Rang drei im Soll. Die Kritik von oben richtet sich voll an die Spieler: „Die Herangehensweise auf dem Platz war nicht die besprochene“, macht Zorc deutlich und warnt: „Wir halten die Augen schon geöffnet und beobachten sehr genau, was hier in den letzten Monaten und in den kommenden Monaten auf dem Platz passiert.“
Im Kader ist ein Umbruch zu erwarten. Köln Nationalspieler Jonas Hector ist ein Kandidat. Für die Trainerposition aber bleibt Stöger, dessen Vertrag im Sommer ausläuft, erster Ansprechpartner. Nach der am Ende desaströsen Episode Bosz verspüren die Bosse keine große Lust auf Experimente, zudem sind die Alternativen rar.
Nizza lässt Favre nicht ziehen
Lucien Favre traut man zwar zu, die Mannschaft fußballerisch weiterzuentwickeln, der Schweizer steht beim BVB noch immer hoch im Kurs. Allerdings zeigt Nizza kein Interesse, ihn vorzeitig aus dem bis 2019 laufenden Vertrag zu entlassen. Auch bei Julian Nagelsmann pocht dessen Klub TSG Hoffenheim auf Vertragserfüllung, er selbst hat sich inzwischen deutlich zu 1899 bekannt. Zudem bleibt abzuwarten, wie er die erste schwierige Phase nach seinem steilen Aufstieg übersteht. Vertraglich gebunden ist auch Niko Kovac. Der Trainer von Eintracht Frankfurt hospitierte einst unter Thomas Tuchel beim BVB, da lernten ihn die Verantwortlichen kennen und schätzen. Er hat zugesagt, seinen Vertrag bis 2019 zu erfüllen – dieses Bekenntnis zuletzt aber wieder etwas aufgeweicht. Der im Klub hoch angesehene frühere BVB-Jugendtrainer Hannes Wolf und der von englischen Medien gehandelte David Wagner sind aktuell kein Thema.