Marbella. Die Mitspieler von BVB-Torjäger Pierre-Emerick Aubameyang sind genervt von seinen Eskapaden. Und müssen trotzdem Verständnis vorgaukeln.

Auf einmal wurde es hektisch beim Training von Borussia Dortmund am Sonntag in Marbella. Ein kleiner Junge war, unbemerkt von den Ordnern, von der Tribüne des städtischen Stadions auf den Platz gestürmt – schnurstracks Richtung Pierre-Emerick Aubameyang, um ihn zu umarmen. Der BVB-Torjäger grinste, der Junge lachte, auch dann noch, als ihn die Ordner aus dem Stadion führten.

„Es ist keine Überraschung, dass er beliebt ist“, sagte Trainer Peter Stöger später und lächelte.

Bei den Fans kommt die lockere, extrovertierte Art des Torjägers gut an. Im Klub schätzen sie vor allem die Zuverlässigkeit, mit der er seine Tore schießt, immerhin 13 Stück in der Hinrunde. Verzichten könnten sie allerdings auf die Schlagzeilen, die er immer wieder produziert.

Aktuell sind es mal wieder Transfergerüchte: Aubameyang, so vermeldete das Portal „Sina Sports“, habe sich mit dem chinesischen Top-Klub Guangzhou Evergrande auf einen Wechsel verständigt. Auch der BVB habe zugestimmt und erhalte 72 Millionen Euro.

Erneut Wechsel-Spekulationen

Sportdirektor Michael Zorc dementierte und verwies darauf, dass der börsennotierte Klub ein Geschäft in dieser Dimension per Ad-hoc-Mitteilung melden müsste. „Dass das nicht passiert ist, sagt doch alles“, erklärte er.

Aubameyang selbst könnte die Gerüchte verstummen lassen, doch der Stürmer verweigert ein Bekenntnis zum Klub. Journalisten geht er im Trainingslager aus dem Weg, absolvierte nur einen Videodreh mit einem Team der Deutschen Fußball-Liga (DFL). Da sind kritische Fragen und solche zu Transfers nicht zu erwarten. Wenn er dann mal doch mit französischen Journalisten spricht, facht er die Spekulationen meist eher an, als dass er ihnen entgegentritt.

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Beim BVB stehen sie dem weitgehend machtlos gegenüber, sie wissen, dass sie von Aubameyang und seinen Toren abhängig sind. Der 28-Jährige hat immerhin 20 der 56 BVB-Treffer in der laufenden Saison erzielt, deswegen lässt man ihm vieles durchgehen: In der Hinrunde erschien der Torjäger mehrmals zu spät zum Training, was der damalige Trainer Peter Bosz lange tolerierte. Suspendiert wurde Aubameyang erst, als ein unerlaubter Videodreh mit einem Fußball-Freestyler auf dem Trainingsgelände hinzukam.

Nicht sein erster Regelverstoß: In der Vorsaison musste Aubameyang eine happige Geldstrafe zahlen, weil er ein Tor mit einer Maske seines persönlichen Sponsors bejubelt hatte. Dummerweise ein Konkurrent des BVB-Ausrüsters. Er musste wissen, wie schlecht das ankommen würde, nachdem er zuvor schon Ärger bekommen hatte, als er das Logo eben jenes Ausrüsters in seine Frisur einarbeitete.

Und auch aus dem Kader geflogen war Aubameyang schon einmal, nachdem er zwei Tage vor einem Champions-League-Spiel nach Mailand flog und dort feierte. Ansonsten hatte ihn auch der damalige Trainer Thomas Tuchel eher an der langen Leine gelassen. Das kam bei einem gewichtigen Teil der Mannschaft nicht gut an, auch daran entzündete sich die später beklagte Grüppchenbildung.

„Natürlich spricht man dann auch mit ihm und sagt ihm das ganz klar, das gehört einfach dazu“, sagt Marco Reus, der zu den Aubameyang-Freunden zählt. „Das hat etwas mit Respekt zu tun. Das weiß er, das ist alles thematisiert und geklärt worden, da sind wir im Reinen.“

Brisantes Video beworben

Aubameyang allerdings hielt es nicht für nötig, die Veröffentlichung des Videos zu stoppen, bewarb es sogar über seine Social-Media-Kanäle, als es nun während des Trainingslagers erschien. Jenem Trainingslager, in das der Stürmer erst nach drei Tagen Sonderurlaub startete, weil er an der Ehrung zu Afrikas Fußballer des Jahres teilnahm.

Als er dann am Freitag im Privatjet anreiste, kam er nicht alleine – sondern mit seinem Vater Pierre und den Brüdern Cati und Willy, die sich wie selbstverständlich im Mannschaftshotel einquartierten und Videos veröffentlichten, wie sie sich auf der Hotelterrasse räkelten.

Auch das sorgte bei einigen Mitspielern für Unverständnis, der Rest der Mannschaft ist ohne Anhang im Hotel. In den öffentlichen Äußerungen bleiben die Spieler vorsichtig: „Klar ist das ein gewisses Thema, aber das ist Sache des Vereins, das zu regeln“, sagt Mario Götze über die Eskapaden seines Mitspielers. „Ich sehe das aber relativ entspannt, jeder ist anders.“

Auch der Mittelfeldspieler weiß, wie wichtig es ist, Aubameyang bei Laune zu halten. Der ist heute im Testspiel gegen den belgischen Pokalsieger SV Zulte Waregem erstmals dabei – und kann seinen sportlichen Wert weiter untermauern.