Dortmund. . Die vermeintlichen oder tatsächlichen Mächte hinter den Bayern duellieren sich um den zweiten Platz - doch Dortmund reist mit Sorgen nach Wolfsburg.
Das schwarzgelbe Verteidigungssystem wurde in dieser Woche auf gemeine Weise unterwandert. Unsichtbar bewegte sich der Gegner auf dem Dortmunder Trainingsgelände in Brackel, ging ein, ging aus. Und wer ihm die Gelegenheit dazu gab, den griff er an. Heimtückisch und unerbittlich. Der Magen-Darm-Virus raffte Teile der Belegschaft einfach dahin: den Torwarttrainer, den Physiotherapeuten, aber eben auch prominenteres Personal. Mit den Innenverteidigern Mats Hummels und Sokratis sowie Mittelfeldspieler Julian Weigl wird gleich das gesamte defensive Zentrum des Bundesligisten Borussia Dortmund nicht spielfähig sein, wenn dieser am Samstagabend (18.30 Uhr) beim VfL Wolfsburg antritt, um die Sub-Herrschaft hinter Bayern München zu verteidigen.
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Das ist ja das Größte, das man derzeit in Fußball-Deutschland erreichen kann: Platz zwei. Vor einem halben Jahr noch hieß es, Wolfsburg wäre die zweite nationale Macht, weil der BVB so schlimm abgestürzt war und der VW-Klub gegen die Westfalen auch noch das Finale des DFB-Pokals mit 3:1 gewann. Doch derzeit liegt die Borussia als Zweiter sieben Punkte vor den Niedersachsen. Ein Sieg dort wäre ein weiterer wichtiger Schritt auf dem Weg zurück in die Champions League. Doch der VfL ist seit März 2014 in der heimischen Arena ungeschlagen. Und die schwarzgelbe Krankenmisere verkompliziert die Lage zusätzlich.
Subotic und Bender stehen bereit
„Wenn man eine Prellung hatte, dann kann man vielleicht nach ein paar Tagen ohne Training spielen“, sagt Dortmunds Trainer Thomas Tuchel, „aber wer schon einmal so einen Virus hatte, der weiß, wie viel Energie er den Körper kostet. Ein Einsatz dieser Spieler ist normalerweise ausgeschlossen.“ Das Trio soll die Reise nach Wolfsburg noch nicht einmal antreten. Wenn die Experten für innere Sicherheit fehlen, droht die Mission heikel zu werden. Aber Tuchel bleibt entspannt: „Das ist nicht schön, aber es ist auch nicht besorgniserregend. Ich will das Thema nicht künstlich aufheizen. Wir werden wettbewerbsfähig sein.“
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Und doch ist das Timing denkbar schlecht. Häufig genug überlässt der Gegner dem BVB den Ball, die schwarzgelbe Defensive wird in solchen Spielen nicht immer allzu sehr beansprucht. Nun aber wartet ein Kontrahent, der es durchaus versteht, seine außerordentliche Offensive zur Geltung zu bringen. Vor allem über die Seiten droht Gefahr, meint Tuchel. Der BVB werde „viele Flanken zu verteidigen haben“, was besonders unangenehm sei, weil beim VfL mit Bas Dost „einer der gefährlichsten Stürmer bei Flanken“ sein Unwesen treibt. Hummels, der Kapitän, und Sokratis, der griechische Abwehr-Gladiator, gehören zu Dortmunds Besten bei der Flugballabwehr. Für ihren Part stehen Neven Subotic und Sven Bender bereit. In dieser Konstellation spielte der BVB in Thessaloniki 1:1. Matthias Ginter wäre ebenfalls ein Kandidat für diese Position. „Wir brauchen eine maximale Verteidigungsleistung und eine gewisse Leidensbereitschaft“, meint Tuchel.
Tuchel denkt nicht an verlorenes Pokal-Finale
Das verlorene DFB-Pokalfinale spiele jedoch heute keine Rolle. „Ich halte nicht sehr viel von solchen Gedanken. Wenn wir gewinnen, wird man uns nicht den Pokal mit auf die Heimfahrt geben. Von daher werde ich das nicht thematisieren.“ Für den Trainer stecken in dieser Partie keine Gefühle, wie er sagt. Tuchel war ja im Mai bei der schmerzlichen Niederlage nicht dabei. Er stand zwar schon als neuer BVB-Trainer fest, aber das Spiel verfolgte er daheim. Vor dem Fernseher. Dorthin hatte er sich verspätet geschleppt. Ein Virus hatte ihn geschwächt. Der ist schwer zu verteidigen. Schwerer als der VfL Wolfsburg vermutlich.