Essen. . Noch ein Titel für Manuel Neuer: Der Weltmeister ist Deutschlands Fußballer des Jahres. Er hat das Torwartspiel revolutioniert: Er tritt nicht nur als Fangkünstler, sondern auch als Libero auf. Als Trainer des Fußballjahres 2013/14 wird National- und Weltmeister-Trainer Joachim Löw ausgezeichnet.
Natürlich werden Fußball-Liebhaber noch in vielen Jahren davon schwärmen, wie die deutsche Elite-Elf die mit Erwartungen überfrachteten und deshalb überforderten Brasilianer im WM-Halbfinale von Belo Horizonte zerlegte. Diese Kombinationen, diese Leichtfüßigkeit, diese Treffsicherheit: zum Niederknien. 7:1 – ein Ergebnis für die Ewigkeit.
Manuel Neuer aber wird nur am Rande erwähnt, wenn an dieses sporthistorische Ereignis erinnert wird. Denn in dessen Strafraum war ungefähr so viel los wie nachts in der Bücherei.
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Die Ruhe vor den Stürmern
Den WM-Pokal hatten sich die Deutschen am Ende absolut verdient, aber schon zu ihrem berauschenden Halbfinal-Auftritt wäre es gar nicht erst gekommen, wenn ihr Schlussmann sie nicht in den K.o.-Spielen zuvor mehrmals gerettet hätte. Deshalb haben ihn Deutschlands Sportjournalisten zum Fußballer des Jahres 2014 gewählt: ohne Manuel Neuer kein Weltmeistertitel.
Da war beispielsweise die Parade gegen den Franzosen Karim Benzema in der Nachspielzeit des Viertelfinals: Neuers rechter Arm zuckte reaktionsschnell nach oben, seine Handfläche schien den Ball anzuziehen wie ein Magnet – der schwer erkämpfte 1:0-Sieg war gesichert. Noch beeindruckender aber war die Vorstellung des Torhüters im Viertelfinale gegen Algerien. Seine Vorderleute leisteten sich Leichtsinnigkeiten, standen schlecht, wurden überlaufen. Aber hinter ihnen räumte Neuer auf, der Erfinder eines neuen Torwartspiels. Er präsentierte sich nicht nur als Handwerksmeister. Er raste immer wieder aus seinem Strafraum, er grätschte, er köpfte, er riskierte alles: Aber er kam nie zu spät, er gewann seine Laufduelle, er warf seinen 1,93 Meter langen Körper den algerischen Angreifern entgegen und trieb sie zur Verzweiflung. Gut 40 Jahre nach Franz Beckenbauer hat Deutschland wieder einen Weltklasse-Libero.
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Am Ende reichte es für ein 2:1 nach Verlängerung, die deutsche Rationalmannschaft konnte sich bei Manuel Neuer bedanken, und die Fachwelt verneigte sich, sie feierte den „komplettesten Torwart der Welt“. Der aber blieb wie immer gelassen. „Klar habe ich in der einen oder anderen Situation Kopf und Kragen riskiert, aber das gehört zu meinem Spiel“, stellte er sachlich fest. Es ist diese Unaufgeregtheit, gepaart mit einem unerschütterlichen Glauben an die eigene Stärke, die ihn zu einem Ausnahmekönner macht.
Löw ist der Trainer des Jahres
Der in Gelsenkirchen groß gewordene Neuer hat es geschafft, sein schon auf Schalke unter Beweis gestelltes Talent auf eine stabile Basis zu stellen. Das ist umso bemerkenswerter, da er in den Spielen des FC Bayern längst nicht mehr so oft geprüft wird. Aber wenn, dann ist er vorbereitet. Er hält nicht nur großartig, er spielt nicht nur mit, er ahnt die Situationen voraus. „Er hat das Gefühl für Raum und Zeit über Jahre entwickelt“, lobt Andreas Köpke, der Bundestorwarttrainer.
Manuel Neuer ist 28, er wird eine Ära prägen. „Er strahlt unheimlich viel Ruhe aus, er gibt der Abwehr ein wahnsinnig gutes Gefühl“, sagt Joachim Löw, der sich nun als Trainer des Jahres geehrt fühlen darf. Und der vermutlich nicht mehr Bundestrainer wäre, wenn Manuel Neuer gegen Algerien einen genauso schlechten Tag wie einige seiner Mitspieler erwischt hätte.