Hamburg. . Kevin Volland geht immer noch als Schwiegermuttis Liebling durch: Der 21-Jährige steht am Dienstag vor seinem Debüt in der A-Nationalelf. Deutschland braucht seine Qualitäten als Stoßstürmer. Seine Aussichten auf das Trainingslager in Südtirol sind sehr gut.
Wer Kevin Volland in seinem bayrisch eingefärbten Dialekt so reden hört, der spürt schnell: Familie und Heimat sind Werte, die bei ihm einen extrem hohen Stellenwert besitzen. Der 21-Jährige stammt aus dem Erholungsort Marktoberdorf im Allgäuer Alpenvorland, und wenn wie am Wochenende seine Cousine mit ihren vier Kindern auf der Tribüne der Sinsheimer Arena sein elftes Saisontor verfolgt und seine umjubelte Auswechslung erlebt, dann macht ihn das mächtig stolz.
Dazu passt, dass der Offensiv-Allrounder der TSG Hoffenheim bereits öffentlich verraten hat, wer das edle weiße Jersey mit dem Bundesadler bekommen wird, wenn es am Dienstagabend beim Freundschaftsspiel in Hamburg gegen Polen (20.45 Uhr/live in unserem Ticker) zum Debüt in der A-Nationalmannschaft kommt. Das ist nämlich für die Mama, die nicht nur gutes Essen für ihren Filius zubereitet, sondern auch die finanziellen Angelegenheiten regelt. „Sie hat viel Zeit für mich geopfert“, sagt Volland, „ich habe ihr das als kleiner Bub versprochen.“
Volland wird in Nationalelf als Stoßstürmer gebraucht
Artig, artig. Kein Wunder, dass der Musterschüler gestern als einziger Repräsentant aus dem zusammengewürfelten DFB-Kader zur Pressekonferenz in einem Autohaus am Friedrich-Ebert-Damm gesandt wurde. Volland hat da im Beisein von Assistenztrainer Hansi Flick – eine Art Stammgast bei Heimspielen der TSG Hoffenheim – Werbung in eigener Sache betrieben, ohne den Mund zu voll zu nehmen. „Ich will mich gut präsentieren, werde mich voll reinhauen.“
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Am Dienstagabend mag es im Volkspark vor knapp 40 .000 Zuschauern – 36.000 Karten waren bis Montagabend verkauft – zum fragwürdigen Auftritt einer Garde von Nachrückern und Talenten kommen, doch Volland ist einer der wenigen, der mehr als nur den Lückenbüßer mimt. Gebraucht wird Volland als Stoßstürmer – und aktuell einziger Backup für den bald 36 Jahre alten Miroslav Klose, obwohl er im Klub vorwiegend über die rechte Flanke kommt. Doch die zentrale Rolle kennt er gut aus seiner Jugendzeit in München. „Ich habe das bei 1860 oft gespielt. Ich fühle mich auch da wohl. Ich kann die Bälle halten. Ich bin ein robuster und variabler Spieler.“ Und selbstbewusst scheint er auch zu sein.
Volland mit guten Aussichten auf das Trainingslager
Eigenschaften, die eigentlich die Frage aufwerfen, warum man sich an diesen wendigen wie durchsetzungsstarken Stürmertypen, der in zwei Bundesligaspielzeiten 17 Tore erzielte und 21 vorbereitete, nicht bereits eher erinnert hat. „Kevin hat einen großen Schritt gemacht“, lobte zuletzt Joachim Löw, und so wird der Bundestrainer ihm am Mittwoch im angesagten Teamhotel mitten in der pulsierenden City wohl mitteilen, dass er zu jenen 25, 26 Auserwählten zählt, die ab dem 21. Mai im Trainingslager im Passeiertal in Südtirol den entscheidenden Teil der WM-Vorbereitung bestreiten.
Der Kapitän der U-21-Nationalelf, der für diesen Sommer definitiv einen Vereinswechsel ausschließt, passt perfekt ins Profil. Während sich viele Jungstars furchteinflößende Tätowierungen haben stechen lassen, geht Volland irgendwie immer noch als Schwiegermutters Liebling mit ein bisschen Flaum im Gesicht durch. Das führt wiederum auf den Vater zurück, von dem der Sohn „Disziplin und Bodenständigkeit“ übernahm. Andreas Volland steckte einst als Eishockey-Nationalspieler kurioserweise als Spätberufener zur Weltmeisterschaft 1993 in einer ähnlichen Situation.
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Auch Volland junior hatte für diesen Sommer ganz andere Reisepläne, er wäre eigentlich jetzt mit seinen Vereinskollegen auf einer Indien-Rundreise gewesen. Und statt eines Fluges nach Brasilien war im Juni eigentlich ein Trip in die Dominikanische Republik geplant. Irgendwann hat halt die Vorliebe für die Heimat und die Familie zurückzustehen.
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