Hamburg. Der FC Schalke stellt einen weiteren Nationalspieler für die WM 2014 in Brasilien ab. Kevin-Prince Boateng führt das Aufgebot Ghanas im Sommer an. US-Coach Jürgen Klinsmann setzt im vorläufigen WM-Kader der USA auf einige in Deutschland geborenene Spieler. Auch Ex-Schalker Jermaine Jones ist dabei.
Ohne den Noch-Schalker Anthony Annan startet der deutsche Gruppengegner Ghana seine Vorbereitung auf die Fußball-WM in Brasilien. Der monatelang verletzungsgeplagte Mittelfeldprofi fehlt im vorläufigen 26-köpfigen Aufgebot, das Nationaltrainer James Kwesi Appiah am Montag in Accra benannte. Dabei sind stattdessen neben Annans Gelsenkirchener Teamkollege Kevin-Prince Boateng auch internationale Stars wie Kwadwo Asamoah (Juventus Turin), Sulley Muntari, Michael Essien (beide AC Mailand), Andre Ayew (Olympique Marseille) und Asamoah Gyan (Al-Ain FC/Vereinigte Arabische Emirate).
Auch Defensivakteur Afriyie Acquah, der zurzeit von 1899 Hoffenheim an den AC Parma in die italienische Serie A ausgeliehen ist, steht im Aufgebot und darf sich berechtigte WM-Hoffnungen machen. Ghana trifft im Sommer in Brasilien in der Vorrunde auf Deutschland, Portugal und die USA - und ist trotz der Viertelfinal-Teilnahme 2010 beim Turnier in Südafrika eher Außenseiter. "Die Gruppe ist sehr stark", urteilte Boateng am Montag bei einer Presserunde in Gelsenkirchen.
Deutschland hat "keine Typen"
Der 27-Jährige sieht Portugal als Gruppenfavoriten und stichelte schon mal gegen die deutsche Mannschaft, der er sogar die Klasse für den Titel absprach. "Sie müssen Weltmeister werden oder mindestens ins Finale. Aber sie haben nicht die Typen in der Mannschaft, die alle mitreißen können", kommentierte er mit Blick auf Philipp Lahm & Co. Das Team von Bundestrainer Joachim Löw bringe zwar fußballerisch eine "überragende" Qualität mit, aber "immer, wenn es drauf ankam, haben sie es nicht geschafft", befand Boateng.
Nach dem Freundschaftsspiel gegen die Niederlande am 31. Mai in Rotterdam will Nationalcoach Appiah seinen Kader auf 23 Profis reduzieren, die er mit ins brasilianische Team-Camp nach Maceio nehmen darf. Das letzte Testspiel steht am 9. Juni gegen Südkorea in Miami an. Bei der WM treffen die Westafrikaner am 16. Juni zunächst in Natal auf die USA, die von Jürgen Klinsmann trainiert werden.
US-Team mit deutschem Gesicht
Theoretisch hätte so auch ein Teil der deutschen Reisegruppe für Brasilien aussehen können. Denn in enger Absprache mit seinem Assistenten Andreas Herzog und seinem Sonderberater Berti Vogts hat Trainer Jürgen Klinsmann am Montagabend (Ortszeit) den gebürtigen Münchner Fabian Johnson, die gebürtigen Frankfurter Jermaine Jones und Timothy Chandler und auch den gebürtigen Berliner John Anthony Brooks in sein vorläufiges, 30 Spieler umfassendes Aufgebot für die Fußball-WM berufen.
Die Genannten werden am 26. Juni im dritten Gruppenspiel in Recife aber nicht für, sondern gegen Deutschland antreten: Der frühere Bundestrainer Klinsmann coacht bekanntlich seit 2011 mit großem Erfolg die Auswahl der USA. "Es wird immer aufregender. Die Uhr tickt. Mit der Nominierung dieses 30-Mann-Kaders haben wir einen nächsten großen Schritt Richtung WM gemacht, sagte er nach der Bekanntgabe seines Aufgebots in einer Telefonkonferenz.
Klinsmann selbst hat noch immer die engsten Verbindungen zum großen Gruppenfavoriten Deutschland. Schließlich holte er seinen Freund und späteren Nachfolger Joachim Löw 2004 überhaupt erst zum DFB.
Aber auch sein US-Team für diese WM hat eine starke deutsche Prägung: Johnson (1899 Hoffenheim), Chandler (1. FC Nürnberg), Brooks (Hertha BSC) und der erst 18 Jahre alte Julian Green (Bayern München) sind aktuelle Bundesliga-Profis. Die erfahrenen Landon Donovan, Michael Parkhurst, Michael Bradley und DaMarcus Beasley haben früher einmal in der Bundesliga gespielt. Jones (Besiktas Istanbul) und der Ex-Dortmunder Terrence Boyd (Rapid Wien) sind in Deutschland aufgewachsen und später ins Ausland gewechselt. Und genau wie der frühere Schalker Jones haben auch Johnson, Brooks und Green sogar einmal für die deutsche A- oder eine Junioren-Nationalelf gespielt.
WM-Vorbereitung der USA läuft
Klinsmann musste sich am Montagabend nicht per se dafür rechtfertigen, derart viele deutschstämmige Spieler nominiert zu haben. Die Berufungen von Chandler und Green werden in den USA aber zumindest kritisch hinterfragt. Green spielt bei den Bayern nur in der zweiten Mannschaft, während Chandler zunächst von Mitte Februar bis Mitte April wegen einer Knieverletzung ausfiel und danach mit seinen Nürnbergern kläglich aus der Bundesliga abstieg.
Das vorläufige Team der USA wird sich nun von diesem Mittwoch an zweieinhalb Wochen lang in Stanford auf die WM vorbereiten. Nach den Testspielen gegen Aserbaidschan (27. Mai) und die Türkei (1. Juni) wird Klinsmann sein Aufgebot auf 23 Spieler reduzieren. "Wir können uns jetzt jeden Tag ein detailliertes Bild von den Spielern machen. Das wird ein täglicher Wettbewerb", sagte der ehrgeizige Coach.
(dpa)