Torshavn. . Zwei 3:0-Siege können zwar nicht verhindern, dass rund um die Nationalelf aufgeregt diskutiert wird. Nicht nur BVB-Verteidiger Mats Hummels fand sich auf der Bank wieder, auch Mario Gomez bekam keine Chance, sich zu zeigen. Aber der Bundestrainer und die Spieler sind gelassen.
Es war schon das zweite Mal innerhalb kurzer Zeit, dass der Bundestrainer dazu aufgefordert wurde, eine Erklärung zur personellen Zusammensetzung seines Kabinetts abzugeben. Beim ersten Mal, am Freitag in München, betraf die Frage Mats Hummels. Der Dortmunder war von Joachim Löw für das Gipfeltreffen mit Österreich gegen die Erwartungen im Land nicht berücksichtigt worden. Am Dienstagabend in Torshavn auf den fernen Färöern ging es dann um Mario Gomez. Wieder war Miroslav Klose in der ersten Reihe zu sehen. Aber hätte denn nicht Gomez bei der nordatlantischen WM-Qualifikationspartie der Nationalmannschaft eine Chance im Sturm verdient gehabt?
Wenn nicht alles täuscht, wird der Bundestrainer noch sehr viele Erklärungen abgeben müssen. Weil aber gegen die Österreicher wie gegen die Färinger jeweils mit 3:0 gewonnen wurde, taugen seine Entscheidungen nicht zum Politikum mit spektakulärem Anstrich. Im Fall von Hummels lautete Löws entspannte Begründung dafür, dass er die Combo mit Jerome Boateng und Per Mertesacker in der Innenverteidigung bevorzugt hatte, er habe einen stabilisierten Boateng bei den Bayern beobachtet. Und in Bezug auf Mertesacker, den Arsenal-Mann, der in den zehn Partien seit der EM 2012 stets im Einsatz war, mochte er das Nachhaken gar nicht verstehen: „Der Per Mertesacker hat seine Aufgaben immer wahnsinnig seriös absolviert.“
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Es ist ein Spiel, das so kurz vor dem Lösen des Tickets für die Reise nach Brasilien und so lang noch vor dem Start der WM im Sommer 2014 gespielt wird. Die Suche nach der idealen Elf, nach der Startelf, der Elf für den Tag der ersten Begegnung auf südamerikanischem Rasen wird eben nicht nur exklusiv von Löw und seiner Crew betrieben. Der 93-malige Nationalspieler Mertesacker hat versucht, den Spekulationen darüber, wer beim Pöstchen-Rennen in Führung liegen könnte, sachlich ein Ende zu bereiten. Kommt alles zu früh, beruhigt euch: „Die Entscheidung ist noch nie ein Jahr vor dem Turnier gefallen.“ Doch es geht immer weiter.
Warum nicht Gomez?
Warum ist denn Gomez nicht einmal eingewechselt worden, warum hat Max Kruse hineinkommen dürfen in dieses Spiel gegen den 175. der Weltrangliste? Der Gladbacher war im Training auffällig unterwegs gewesen. Und irgendwie kennt Löw auch die Vorzüge von Gomez: „Natürlich zähle ich auf Mario Gomez. Ich weiß, was er kann.“
Er kann zweiter Mann, weil der 35-jährige Klose seit Jahren Löws erster Mann ist. Und in der Causa Hummels dürften sich sportliche und pädagogische Motive vermengen, weil der BVB-Anführer schon öfter auf die im nationalen Kreis herrschende Hackordnung aufmerksam gemacht wurde. Der Bundestrainer aber hat auf die Möglichkeit von Verletzungen und Formschwächen nach langwidrigen Verletzungen verwiesen, wie beim EM-Mertesacker. Er hat erklärt, dass die idealtypische erste Elf die im jeweiligen Moment aufstellbare sei: „Deshalb ist es wichtig, dass alle die gleichen Aufgaben erfüllen können.“ Und in eigener Sache hat er ebenfalls um Stille gebeten. Erst wenn die vielleicht entscheidende Qualifikationspartie gegen Irland im Oktober in Köln abgewickelt worden sei („Jetzt können wir mit einem Heimsieg alles klar machen“), werde es „wieder Gespräche“ über eine Ausweitung seiner Vertragslaufzeit bis ins Jahr 2016 geben.
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Also alles im grünen Bereich? Der ewige Merte hat tatsächlich das 1:0 auf dem Kunstrasen des Trosvollur-Stadions besorgt. Thomas Müller erzielte das 3:0. Aber den Zwischenschritt hat Mesut Özil per Elfmeter getan. Özil, der Ex-Real-Madrid-Akteur, der zu Arsenal wechselte und dem die spanische Zeitung ABC hinterhergerufen hat, er sei gegangen worden, weil er nicht professionell gelebt habe und „besessen von Frauen“ sei. Özil hat geantwortet, dass er doch professionell lebe und dass das alle wüssten, die näher mit ihm bekannt seien. Fortsetzung? Äußerst wahrscheinlich. Don Juan de Özil, besessen von...
Mehr Präzision im Abschluss
Dass Löw betonte, man müsse beim Abschluss „schon noch daran arbeiten“, „präziser“ zu werden, dagegen: sei’s drum. Rein sportlich ist allein von Bedeutung, dass gegen die Iren die Punkte eingefahren werden, damit, egal, ob Schweden gegen Österreich siegt oder andersherum, die Abenteuertour Titelgewinn vor dem finalen Qualifikationspfiff in Angriff genommen werden kann. Also: alles im grünen Bereich, nur für manche, Stand Mittwoch, elfter September 2013, eher im blassgrünen.