Washington. Die Niederlage zum Saisonabschluss ist für Joachim Löw alles andere als eine Katastrophe. Die USA-Tournee seiner Mannschaft stuft der Bundestrainer als “extrem positiv“ ein. Doch einige Fragen bleiben. Der unglücklich agierende Torwart Marc-Andre ter Stegen bekam Trost von Jürgen Klinsmann.

Die Mannschaft verstreute sich schnell in alle Winde - der Eindruck der 3:4-Niederlage gegen die US-Boys von Jürgen Klinsmann aber wird länger bleiben. Joachim Löw und ein Teil seines Verlegenheits-Nationalteams saßen schon rund sechs Stunden nach dem Abpfiff im Robert F. Kennedy Memorial Stadium von Washington im Flieger Richtung München. Andere Spieler steuerten neue Reiseziele in den Vereinigten Staaten an, um dort ihren Urlaub zu beginnen. "Es war eine ganz tolle Reise. Es waren viele gute Jungs dabei, es war eine erfolgreiche Reise, auch wenn wir gegen die USA verloren haben", meinte Lukas Podolski, der wie viele seiner Kollegen nicht mehr an die gute Leistung beim 4:2-Sieg gegen Ecuador anknüpfen konnte.

Löw stufte die zu Ende gegangene US-Tour als "extrem positiv" ein. "Nach der Abwesenheit von einigen Hauptakteuren hatte ich die Richtigen dabei", betonte der Bundestrainer. Und auch die gesamte Spielzeit 2012/13 mit insgesamt sieben Siegen, zwei Remis und zwei Niederlagen sieht er als gelungen. "Da sind wir absolut im Soll. Wir stehen in der WM-Qualifikation gut da. Wir werden im September und Oktober in die entscheidende Phase gehen. Was das betrifft, war die Saison sehr zufriedenstellend", meinte Löw.

Löw experimentiert gegen USA munter drauf los

Konnte die Niederlage nicht verhindern: Sven Bender.
Konnte die Niederlage nicht verhindern: Sven Bender.

Allerdings ließ das deutsche Team auch einige Fragezeichen zurück. Löw hatte es in Florida durch gezielte Trainingseinheiten über eine Woche geschafft, seinem aus der Personalnot geborenen Kader im Crashkurs die Philosophie, Taktik und das Wir-Gefühl einzuimpfen, um den Weltranglisten-Zehnten Ecuador mit 4:2 zu überrennen.

Gegen die USA verzichtete er auf die mühsam gepaukten Automatismen und experimentierte selbst in der ohnehin komplizierten Situation munter weiter. "Wir hatten keine Kompaktheit im Spiel", gestand der Dortmunder Sven Bender, der wie auch ein ebenfalls nachgereister Miroslav Klose dem zusammengewürfelten Team nicht viel helfen konnte.

Klinsmann fühlt mit Pechvogel ter Stegen

"Bei diesen Testspielen probiere ich gern was aus. Da kommt es nicht immer nur auf das Ergebnis an", wiederholte Löw sein Credo und schob die positiven Aspekte in den Vordergrund: "Es war auf jeden Fall ein sehr unterhaltsames Spiel beim 100. Jubiläum des USA-Verbandes. Die Zuschauer hatten ihre Freude." In Halbzeit zwei habe sein Team einen guten Charakter gezeigt: "Trotz der Temperaturen haben wir dann in einigen Phasen Druck gemacht." Heiko Westermann (52. Minute), Max Kruse (79.) und Julian Draxler (81.) verhinderten mit ihren Toren noch eine hohe Pleite.

Marc-Andre ter Stegen stolperte sich den Ball selbst ins Tor.
Marc-Andre ter Stegen stolperte sich den Ball selbst ins Tor. © Thomas Eisenhuth/dpa

Marc-Andre ter Stegen, der nach seinem kuriosen Eigentor vom US-Publikum teilweise verhöhnt wurde, bekam sogar vom Gegner Trost. "Da fühlt man einfach nur mit dem Kerl. Da wünschst du dem Torwart nur: Jetzt vergiss es so schnell wie möglich", sagte Ex-Bundestrainer Klinsmann, der den Erfolg als USA-Chefcoach natürlich genoss: "Für uns war es ein tolles Spiel zum 100. Jubiläum. Sieben Tore, volles Haus, da freuen wir uns einfach. Dass wir es auch noch gewinnen konnten - umso schöner. Wir sind dankbar, dass Jogi die Truppe rübergebracht hat. Wohlwissend, dass Spieler fehlen." (dpa)