Schweigend haben sie für Gesprächsstoff gesorgt. Keinem Stadionbesucher entging es, jeder Radio- oder Fernsehkommentator musste es dem Publikum erklären: Für zwölf Minuten und zwölf Sekunden kommt nach dem Anpfiff in der 1. und 2. Bundesliga kaum ein Mucks aus den Kurven. Und das seit zwei Spieltagen. Damit demonstrieren die Fans auf Initiative der Ultras gegen den Beschluss eines Sicherheitspapiers, das die Deutsche Fußball Liga (DFL) ihren Mitgliedern am 12. Dezember zur Abstimmung vorlegt. In Duisburg bringen die Ultras ihren Protest am Samstag auf die Straße.
Die Aktion findet unter dem Motto „Zebras gegen das DFL-Fanpapier“ statt. Und im Untertitel wird deutlich, was damit verbunden ist: „Für den Erhalt der Fankultur – hier und überall“.
„Durch die Dezentralisierung soll verdeutlich werden, dass eine große Zahl der Fans vieler Vereine in ganz Deutschland gegen dieses Papier protestiert“, erklärt Malte Küppers, Sprecher der Duisburger Initiative, warum solche Aktionen auch lokal stattfinden.
„Die oft zitierte neue Dimension der Gewalt ist statistisch nicht nachweisbar.“ In den Stadien — auch in Duisburg — gebe es kein Sicherheitsproblem, das Maßnahmen wie Vollkontrollen in eigens aufgestellten Containern oder die Abschaffung von Stehplätzen rechtfertigen würde.
Tatsächlich sind Zahlen zu Vorfällen in Fußballstadien, wie sie zum Beispiel jüngst von der Zentralen Informationsstelle Sporteinsätze (ZIS) mit Sitz in Duisburg herausgegeben wurden, wenig aussagekräftig.
Die ZIS konnte auf Anfrage der WAZ-Mediengruppe nicht mitteilen, wie viele Strafverfahren pro Saison doch wieder eingestellt werden. Oder wie viele Verletzte, die als Zahl in der Statistik auftauchen, aufgrund von Pfefferspray- oder Schlagstock-Einsätzen der Polizei registriert werden. An einer solchen Differenzierung scheint die ZIS nicht interessiert, auch in Zukunft sollen die Zahlen nicht aufgeschlüsselt werden.
Doch sind es eben solche Statistiken, die in der Debatte über die Lage in den Fankurven angeführt werden, um strengere Sicherheitsmaßnahmen zu fordern. In der Saison 2011/12 mit ihren etwa 18,7 Millionen Stadionbesuchern in der 1. und 2. Liga lag der Anteil der – wodurch auch immer – Verletzten bei 0,0051 Prozent. Kriminologie-Professor Thomas Feltes von der Ruhr-Universität Bochum erklärte dazu im Gespräch mit der Westfälischen Rundschau: „Wenn ich mit dem Auto zum Stadion fahre, ist die Wahrscheinlichkeit, bei einem Verkehrsunfall verletzt zu werden, wesentlich größer als die Gefahr, beim Fußballspiel selbst Opfer zu werden.“ Wie gut, dass man in Duisburg auch mit der Straßenbahn zum Stadion kommt.