Essen. Bundestrainer Joachim Löw hat aus dem Fall Ballack gerlernt, meint Frank Lamers. Die störenden Diskussionen haben damals einfach viel zu lange angedauert, ja, sie sind heute noch nicht beendet. Deswegen hat er sich nun schnell für seine Wortwahl im Fall Schmelzer entschuldigt. Die Akte ist damit vom Tisch, der Tisch ist sauber.
Gerade hat Michael Ballack an einem „Jahrhundertspiel“ teilgenommen, das sportlich nicht von überragendem Wert war, das aber vom Fernsehen übertragen und von den üblichen Berichterstattern eifrig begleitet wurde, weil einige Italiener und Deutsche mit Namen wie Donnerhall den Leibesübungen nachgingen. So ist das eben in diesem XXXL-Fußball. Name wie Donnerhall, und schon wird rundum gezuckt, schon wird jede Gelegenheit genutzt, brandheiße Informationen einzusammeln. Für die Nationalmannschaft bedeutet das im Falle Balle: Das Thema des misslungenen Abschieds vom ehemaligen Capitano bleibt so lange erhalten, wie Ballack sich nicht zum Eremitendasein entschließt. Alle für politisch korrekt befundenen Statements können also auf Taste gelegt werden.
Dieses Mal macht Löw reinen Tisch
Dafür, dass es so ist, hat der Bundestrainer gesorgt, indem er die Abschiedsvorbereitungen bei der WM 2010 in Südafrika durch den aktuellen Kapitän Philipp Lahm durchführen ließ. Im Nachhinein ärgert sich Joachim Löw über diesen Stockfehler mit Extralangzeitwirkung. Gelernt zu haben scheint er daraus allerdings auch. Im Falle Schmelle hat der Bundestrainer nämlich blitzartig reagiert. Mit einer Entschuldigung. Ja, meine Wortwahl war falsch. Ja, ich hätte Marcel Schmelzer (und damit selbstverständlich auch Borussia Dortmund) vor der WM-Qualifikationspartie gegen Irland nicht öffentlich kritisieren dürfen.
Akte vom Tisch. Tisch sauber. Weil diesmal nicht taktisches Kalkül das Wort führte, sondern Einsicht. Ballack dagegen wird bis zum 100. Geburtstag gefragt werden: Wie war das damals mit Löw? Und glauben Sie noch an ein Abschiedsspiel?