Berlin.. Miroslav Klose könnte bald zum neuen “Bomber der Nation“ aufsteigen. Sein Tor gegen Irland hat ihn in Schlagdistanz zum großen Gerd Müller gebracht. Einen Vergleich mit Müller lehnt der Römer kategorisch ab. Die Bedeutung des Fußballs ist für Miroslav Klose an gewissen Punkten relativ.

Sensationsmache, Überhöhungen oder aberwitzige Vergleiche, die zum Alltag einer aggressiven Medienlandschaft heutzutage gehören, lehnt der 34 Jahre alte deutsche Nationalstürmer Miroslav Klose ab. Genauso wie Betrug. Die Fans in Italien hat Klose am 26. September im Sturm erobert; nicht durch eines seiner zahlreichen Tore, sondern durch beispielhaftes Fairplay. Wie selbstverständlich bestätigte der Angreifer von Lazio Rom im Spiel beim SSC Neapel, dass er den Ball mit der Hand über die Linie befördert hatte. Beim Stande von 0:0. Der Schiedsrichter annullierte den bereits gegebenen Treffer sofort.

"Wir haben eine Vorbildfunktion, das ging in den letzten Jahren ein wenig verloren", sagte Klose am Montag auf der Pressekonferenz vor dem WM-Qualifikationsspiel Deutschlands gegen Schweden in Berlin. Der 125-malige Nationalspieler wird vor dem Anpfiff des Spiels im Olympiastadion im Rahmen der vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) getragenen Kampagne "Fair ist Mehr" geehrt für diese Aktion. Er war auch schon 2005 Preisträger. Damals hatte er Schiedsrichter Herbert Fandel (Kyllburg) beim Punktspiel zwischen Werder Bremen und Arminia Bielefeld darauf aufmerksam gemacht, dass Arminia-Keeper Mathias Hain den Ball gespielt und ihn nicht im Strafraum gefoult habe. Fandel konnte die Elfmeter-Entscheidung wieder zurücknehmen.

Ein wichtiger Ansprechpartner für Joachim Löw

"Damals haben wir noch 3:0 gewonnen, diesmal 0:3 verloren", sagte Klose zu den sieben Jahre auseinanderliegenden Ereignissen. "Wenn wir es können, sollten wir den Schiedsrichtern helfen. Die haben es schwer genug." Eine bemerkenswerte Haltung. Hätte er dieses Verhalten nicht an den Tag gelegt, hätte ihm das niemand verübelt. Es wäre in diese Kategorie Schlitzohrigkeit gefallen. Die hat für Klose aber eine andere Bedeutung. "Er hat einen Riecher, einen Instinkt, in die Räume reinzugehen", sagte Bundestrainer Joachim Löw, der die "vielfältigen Möglichkeiten dieses Stürmers" anspricht.

Aber Löw betonte vor allem Kloses menschliche Qualitäten. "Die jungen Spieler schauen zu ihm auf, auf seine professionelle Lebensweise. Für mich ist er ein wichtiger Ansprechpartner", sagte Löw weiter.

65 Tore in 125 Länderspielen, 14 Treffer bei drei WM-Turnieren - das sind beeindruckende Zahlen, die von dem stets bescheiden wirkenden, gebürtigen Polen aber fast beiläufig zur Kenntnis genommen werde. Er werde, sagte Klose, beim Studium der Statistiken vielleicht "Stolz empfinden", wenn er sich diese nach Beendigung seiner Karriere mal durchlese. Zwei Jahre will er aber noch spielen, bis zur Weltmeisterschaft in Brasilien 2014. Dort kann er den Rekord von Ronaldo (15 WM-Tore) knacken, Gerd Müllers 68 Treffer für Deutschland wird er bis dahin wohl übertroffen haben. "Das ist eine unvergleichliche Leistung, das spricht Bände", sagte Löw zu Kloses WM-Quote.

Vergleich mit Müller ein Witz

Uli Hoeneß ist das offenbar ein Dorn im Auge. Der Präsident von Bayern München hatte kritisiert, Klose habe seine Tore hauptsächlich gegen zweitklassige Gegner erzielt hat. Das wäre kein Vergleich zu dem, was Gerd Müller einst geschafft habe. Zum Selbstverständnis von Klose gehört es, dass er am Montag das mediale Ping-Pong nicht mitmachte. "Das macht mich ein bisschen müde. Das Thema will ich nicht mehr durchkauen", sagte er. Klose erklärte Vergleiche mit dem "Bomber der Nation" unlängst zum "Witz": "Ich werde mich nie mit Gerd Müller vergleichen, niemand darf das. Das habe ich ihm auch mehrmals gesagt", betonte Miroslav Klose. Tore, Rekorde und Titel sind eben nicht alles für Klose. (dapd)