Frankfurt. . Sein Englisch sei schon “very good“, sagt Lukas Podolski. Im Sommer verließ der Fußball-Nationalspieler Köln zum zweiten Mal: Richtung England zum FC Arsenal. Er fühlt sich dort wohl und will noch “Jahre erfolgreich sein“.
Um Fußball-Stars heutzutage bei Laune zu halten, ist Abwechslung gefragt. Und die beginnt bei der deutschen Nationalmannschaft bereits beim Aufwärmprogramm, das längst nicht mehr aus eintönigen Rundendrehen oder untauglichen Kreisspielen besteht. Gleich zu Beginn der fast zweistündigen Intensiveinheit am Mittwochmorgen hat Joachim Löw seinen kompletten Kader selbstständig in drei Gruppen splitten lassen, woran sich gut ablesen ließ, wer sich gerne mit wem umgibt. Lukas Podolski hat sich dabei mit seinem Vereinskollegen Per Mertesacker sowie Mesut Özil und Sami Khedira zusammengefunden; die Wahl-Londoner und die Wahl-Madrilenen, das passte doch. Und dass Fitnesstrainer Shad Forsythe bei der Koordinationsübung in der hinteren Platzecke seine Anweisung in zackigem Englisch erteilte, ist dann auch gleich noch ein prima Training gewesen.
Podolskis Englisch ist "very good"
Als hernach der gut gelaunte Podolski leicht verspätet zur Pressekonferenz im Kellergeschoss der Frankfurter Arena erschien, hat er ja unweigerlich die Frage beantworten müssen, wie weit seine Englisch-Kenntnisse seien. „Very good, thank you!“ flötete er bestimmt und verschränkte sodann wieder die Arme. Derlei Fremdsprachennachweis vor laufender Kamera sollte genügen, dass einer seine ersten Lektionen gelernt hat. Wobei bei der Nummer neun des FC Arsenal gestritten werden darf, was nun erstaunlicher ist: Dass der deutsche Nationalspieler schon vortrefflich aufgetrumpft (neun Pflichtspiele, vier Tore) oder dass einer tatsächlich von Kölsch auf Cockney, einem Slang auf Londoner Straßen, umgeschwenkt ist. Jedenfalls erfreut sich gerade ein Satire-Video größerer Beliebtheit, bei dem sich Podolski mit der Arsenal-Legende Ray Parlour im putzigen Wörtertausch versucht. „Eine lustige Idee der Arsenal-Medienabteilung. Viel Spaß damit“, empfahl der Spaßvogel persönlich.
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Podolski, der mit 27 Jahren schon genauso viele Länderspiele wie Franz Beckenbauer absolvierte (103), ist unbestritten einer der Verlierer der EM-Endrunde gewesen, und in den ersten beiden WM-Qualifikationsspielen hat er ganze 30 Minuten Einsatzzeit verbucht, doch ein wirkliches Ärgernis scheint die Versetzung in die zweite Reihe nicht zu sein. Einerseits erklärte er: „Ich weiß selbst, dass ich das besser machen kann als bei der EM, vor allem offensiv.“ Andererseits ergänzte er: „Nur wegen der Jokerrolle fällt die Stimmung nicht runter. Hier bei der Nationalmannschaft ist immer eine besondere Atmosphäre. Ich akzeptiere jede Entscheidung.“
Podolski als Ersatz für Miroslav Klose?
Joachim Löw brachte ihn bereits als Ersatz für Miroslav Klose ins Spiel, „es tun uns gut, wenn er wieder ein Gefühl für diese Position entwickelt“, ließ der Bundestrainer verlauten. Auch damit hätte der Protagonist kein Problem: „Links, rechts, ganze vorne drin – das kann sich der Trainer aussuchen.“
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Dass der DFB ihn zwei Tage vor dem WM-Qualifikationsspiel in Dublin gegen Irland (20.45 Uhr/live ZDF) in die Öffentlichkeit bat, soll demonstrieren, dass dieser Teamplayer nicht abgeschrieben ist – er muss nur aufpassen, dass er nicht irgendwann nur noch den Gute-Laune-Onkel à la Gerald Asamoah gibt. Doch der gebürtige Pole scheint zu wissen, dass er gerade an einer Gabelung steht: Sein Herzensverein 1. FC Köln war im Grunde zuletzt zu klein, der Branchenführer FC Bayern damals zu groß für „Poldi“, weshalb er glaubt, mit Arsène Wenger genau den richtigen Förderer angetroffen zu haben. „Bei dem Trainer mache ich noch einen Schritt nach vorn. Das System liegt mir. Ich habe mich seit dem ersten Tag wohlgefühlt. Ich will hier bei Arsenal Wochen, Monate und Jahre erfolgreich sein.“
Mit 100 Meilen pro Stunde ins Tor
Die Gegenseite hat ähnliche Lobreden auch losgelassen: „Im Training haut er die Dinger mit 100 Meilen pro Stunde rein, das ist sagenhaft“, jubilierte Steve Bould, der Assistenztrainer der Gunners, während Wenger konstatierte: „Podolski ist ein sehr umgänglicher Kerl, hat immer ein Lächeln im Gesicht, und er ist ein eiskalter Vollstrecker.“ Trotzdem wird sich der unbeschwerte wie befähigte Linksfuß, der sich am Montagabend aus inniger Verbundenheit das Zweitligaspiel seines 1. FC Köln gegen Dynamo Dresden (1:1) ansah, wohl wieder auf die Bank hocken müssen. Den jüngeren Konkurrenten wie Marco Reus und André Schürrle könnte er erzählen, dass die Dienstreise nach Dublin mit einem gewissen Gefahrenmoment behaftet ist. Die mühsamen Qualifikationsspiele zur EM 2008 gegen diesen kampfeslustigen Widerpart sind bei ihm noch präsent: „Zuhause 1:0, auswärts 0:0, ein unangenehmer Gegner, ein positiv verrücktes Publikum: Das wird ein schweres Spiel.“