Frankfurt/Main. Beim FC Arsenal hat sich Lukas Podolski sportlich und auch kulturell perfekt integriert. Nun soll dem ehemaligen Kölner über den Umweg London auch die Rückkehr in die Startelf der Nationalmannschaft gelingen. Dabei ist es ihm egal, wo ihn der Bundestrainer spielen lässt: “Links, rechts, vorne, überall“, scherzt der Stürmer.
Mit dem Cockney-Slang a la David Beckham oder Mick Jagger hapert es noch bei Lukas Podolski - trotz einer äußerst witzigen Lehrstunde mit Ray Parlour, der lebenden Legende des FC Arsenal. Ansonsten ist der deutsche Fußball-Nationalspieler in London bereits perfekt integriert, hoch angesehen, Songs werden schon für ihn gedichtet. Nun muss er nur noch den Weg zurück in die Startelf der Nationalmannschaft finden. Denn besonders dort haperte es bei ihm in letzter Zeit gewaltig.
Doch nun hat Podolski wieder Lust auf Späßchen. Am Mittwoch rempelte er auf dem Weg zur Pressekonferenz in der Frankfurter WM-Arena erst mal einen Journalisten an, worüber er sich köstlich amüsierte. Eigentlich war er jedoch gekommen, um den Bundestrainer Joachim Löw eindringlich an sein Ziel zu erinnern. „Es ist ja kein Beinbruch, wenn man mal nicht spielt“, sagte er, „aber ich habe den Anspruch, immer zu spielen. Ich kann es besser als bei der EM, und das will ich zeigen.“
Am Freitag (20.45 Uhr/ZDF und live im DerWesten-Ticker) kann er diesen Satz im WM-Qualifikationsspiel gegen Irland in Dublin unterstreichen. Schnell entsteht der Eindruck: Zur Nationalmannschaft kommt ein anderer Podolski als jener, der nach der EM frustriert abgeflogen ist. Da war er gerade erst mit dem 1. FC Köln abgestiegen, diesen alten Automatismus, ihn stets in der Startaufstellung zu sehen, gab es nicht mehr.
Das muss auch Löw gefallen. Denn sein Zögling Podolski war plötzlich ein wenig ins Abseits geraten. Jüngere wie Marco Reus, Mario Götze oder Andre Schürrle kamen, und sie zeigten, dass sie keineswegs schlechter sind. Dabei ist Podolski auch erst 27, und mit seinen 103 Länderspielen ist er rein rechnerisch auf dem Weg zum Rekordnationalspieler.
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Doch bei der EM verlor er nach schwachen Leistungen seinen Stammplatz. Gegen Argentinien war er anschließend nicht dabei, in der WM-Qualifikation gegen die Färöer und Österreich wurde er spät eingewechselt. Als Sturmspitze, für Miroslav Klose. Obwohl er sich doch weiterhin als Mann für die linke Außenbahn sieht.
„Ob links, rechts, vorn, von mir aus auch als linker Verteidiger, das kann der Trainer sich aussuchen“, sagte er am Mittwoch lachend, er will spielen, spielen, spielen, und zwar von Anfang an - so, wie es ja eigentlich immer gewesen ist. Er betonte jedoch, wohl eher zur Sicherheit: „In der Jokerrolle zu sein, heißt bei mir nicht, dass gleich die Stimmung runterfällt.“
Für Löw hat Podolskis Wechsel zum FC Arsenal mehrere positive Effekte. Einerseits werde Podolski „jetzt im Training mit vielen Weltklassespielern täglich gefordert“, andererseits, und das ist vielleicht sogar noch wichtiger, erwächst eine Alternative für den momentan sehr spärlich besetzten Angriff. „Es tut uns gut, wenn er wieder ein Gefühl für die Mittelstürmer-Position entwickelt“, sagte der Bundestrainer.
Und das Gefühl für die englische Sprache kommt sicherlich irgendwann auch. Das Video mit Ray Parlour war eine Satire, ein „gelungene Aktion der Medienabteilung“. (sid)