Die Spielweise wird der Nationalmannschaft weitgehend von den Spielern, die ihr zur Verfügung stehen, mitgegeben. Bundestrainer Joachim Löw muss dabei die richtige Mischung finden und darf seine Mannschaft auf der anderen Seite aber nicht verwirren. Dann könnte sie nämlich am Mittelmaß scheitern.
Weil die drei Punkte aus dem ersten WM-Qualifikationsspiel gegen die Färinger schon vor dem Anpfiff auf der Habenseite verbucht waren und die zweite Partie gegen die Österreicher noch gespielt werden muss, kann an dieser Stelle einfach einmal die Stimmungsfrage aufgerissen werden. Wie ist sie denn so, die Post-EM-Aus-Stimmung bei der Nationalmannschaft? Nun, sie hat wie immer gruppenorientiert konstruktiv und tendenziell prächtig zu sein. In der Außenrepräsentation. Wie es drinnen aussieht bei denen, die als EM-Verlierer zu gelten haben, kann man sich aber denken. Oder glaubt irgendjemand, dass einer wie Lukas Podolski, der sich fast ein Jahrzehnt lang als Stammkraft des Ensembles empfinden konnte, tatsächlich frohgemut seine Degradierung akzeptiert? Er schultert sie lediglich mit dem pragmatischen Hintergedanken „Sonst bin ich ganz weg vom Fenster“. Und mehr ist von ihm auch nicht zu erwarten.
Am Ende des Tages gehört das zu den wirklich wichtigen Aufgaben des Bundestrainers. Joachim Löw muss die negativen Gefühle moderieren können. Er muss dafür sorgen können, dass ein Zusammenschluss von fußballqualitativ hochwertigen Individuen trotz mancher Rückschläge leistungsbereit, einsatzfreudig, ernsthaft bei der Sache bleibt. Und er muss von Spiel zu Spiel immer wieder dazu in der Lage sein, die gerade optimale Mischung aus diesen Typen hinaus auf den Rasen zu schicken. Was ihm in beeindruckender Manier über Jahre hinweg ständig gelungen ist. Nur eben im Halbfinale bei der EM nicht.
Löw lobte Borussia Dortmund
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Von weitaus geringerer Bedeutung ist dagegen, worüber in den vergangenen Tagen so ausufernd geplaudert wurde. Die Spielweise wird der Nationalmannschaft nämlich weitgehend von den Spielern, die ihr zur Verfügung stehen, mitgegeben. Und diese Spieler werden mit der Spielweise in ihren Vereinen vertraut gemacht. Grob: Sie üben die rasante Ballrückeroberung inklusive blitzartigen Umschaltens auf Offensive entweder tagtäglich ein, oder sie beherrschen sie eben nicht. Bei seinem Alle-paar-Wochen-beisammen-Ensemble zumindest fehlt Löw trotz festen Willens zur Prägung, trotz festen Willens zur Durchsetzung seiner Vorstellungen vom Fußball eines ganz offensichtlich: Zeit, Vermittlungszeit.
Letztens aber aber hat der Bundestrainer die Dortmunder gelobt für ihre attackierende Spielweise, und die Bayern versuchen sich derzeit ja insgesamt an einer schwarzgelberen Fußballinterpretation. Es geht also in die richtige Richtung für Löw. Nur übertreiben sollte er es nicht mit seinen Ansprüchen, mit diesem Versuch, irgendwie mehr Spanien zu werden. Man kann auch Eliteschüler so sehr verwirren, dass sie urplötzlich an Mittelmaß scheitern. Österreich zum Beispiel.