Hannover. Beim 3:0-Erfolg der deutschen Nationalmannschaft über die Färöer zeigte Mario Götze, was fast schon vergessen schien: perfekte Ballbehandlung, tolles Auge für den Mitspieler und Torgefahr. Ein Solo schloss er in der 28. Minute mit einem Rechtsschuss zum wichtigen 1:0 ab. „Das gibt ihm Selbstvertrauen“, meint Mitspieler Marco Reus.

Mesut Özil ging kommentarlos durch die Mixed Zone. Sami Khedira auch. Manuel Neuer sagte noch ein paar Worte, auch Bundestrainer Joachim Löw verschwand schnellen Schrittes im Mannschaftsbus der Nationalmannschaft. Nur das Ballstreichler-Duo aus Dortmund verweilte noch in der Mixed Zone. Marco Reus (23) vergrub seine Hände in den Trainingshosen-Taschen, sprach davon, dass die Mannschaft nach dem 3:0-Erfolg über die Färöer im ersten WM-Qualifikationsspiel in Hannover „ein gutes Gefühl“ mitnehme.

Ein paar Meter weiter stand der Gewinner des Abends: Mario Götze (20). Die In-Kopfhörer „Beats by Dr. Dre“ trug er lässig um den Hals, eine Baseball-Kappe der Los Angeles Dodgers, ganz in Blau, hatte er umgedreht. Mit dem Schild nach hinten.

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Angestrengt sah Götze kein bisschen aus. 88 Minuten stand er in seinem 17. Länderspiel auf dem Platz, erst zum dritten Mal im Jahr 2012 länger als 36 Minuten. Lange hatte er wegen einer Leistenverletzung ausgesetzt. So viel mochte Götze auch gar nicht sagen, er gab sich cool wie auf dem Platz – aber auch ein wenig unsicher. „Ich brauche meine Spielminuten, meine Spielpraxis – in den englischen Wochen wird sich das ergeben“, sagte er.

Oh ja, das wird es. Im Länderspiel gegen die bedauernswerten Nordatlantik-Kicker, die so unterlegen waren wie der Viertligist FC Oberneuland im Pokalspiel gegen BVB, zeigte Götze, was fast schon vergessen schien: perfekte Ballbehandlung, tolles Auge für den Mitspieler und Torgefahr. Nach einigen sehenswerten Schlenkern schloss er das Solo mit einem Rechtsschuss zum wichtigen 1:0 (28.) ab. „Das gibt ihm Selbstvertrauen“, lobte Mitspieler Marco Reus – der im Gegensatz zu Götze sowohl in der DFB-Elf als auch in Dortmund gesetzt ist.

BVB-Traumduo zeigte gute Kombinationen 

Das erhoffte Traum-Duo stand zum ersten Mal in einem Pflichtspiel länger gemeinsam auf dem Platz. Es gab wenige Missverständnisse, aber auch richtig gute Kombinationen. Beispiel: In der 45. Minute hob Götze den Ball über die Abwehr hinweg auf Reus, der leitete auf Thomas Müller weiter – und nur der färingische Torwart Nielsen verhinderte ein Gegentor.

Wenn da Robert Lewandowski gestanden hätte, vielleicht hätte der den Kopfball platzierter ins Eck gesetzt… „Wir spielen noch nicht so lange zusammen. Es entwickelt sich aber, wenn er in der Nationalmannschaft spielt. Wenn er auch im Verein spielt – das würde mich freuen“, sagte Reus. BVB-Trainer Jürgen Klopp machte nach dem Bundesligaspiel in Nürnberg Hoffnungen (1:1): „Demnächst werden wir im Drei-, Vier-Tages-Rhythmus spielen – unsere Aufgabe ist es, Mario auf diese lange Phase vorzubereiten.“

In Hannover zeigte Götze, dass er vorbereitet ist. Doch für welche Position? Er selbst fordert einen Platz im Zentrum und bezeichnete seine Rolle in der 4-1-4-1-Taktik des DFB-Teams mit Zahlen: „Acht, halbe Zehn.“ Vorn unterstützte Götze Özil, wenn die Färöer – was selten passierte – die Mittellinie überschritten, ließ er sich zu Sami Khedira fallen.

„Im Zentrum fühle ich mich wohl“, sagte Götze. Reus kam überwiegend über die linke Seite. Spielt auch der BVB in dieser Variante, bliebe Kuba rechts – und Kevin Großkreutz draußen.

Das ist Zukunftsmusik. Die Nationalelf flog am Sonntag nach Wien und trifft am Dienstag auf Österreich. Mit Reus, wahrscheinlich ohne Götze, wenn Löw wieder auf sein bewährtes 4-2-3-1-System zurückkehren sollte. Der BVB empfängt am Samstag, 15. September, Bayer Leverkusen. Mit Reus, vielleicht mit Götze. Ob Marcel Schmelzer (24) spielen kann, ist offen. Der Linksverteidiger, dem Löw eine Einsatzgarantie gegeben hatte, musste wegen einer Prellung am linken Fuß passen und schlich enttäuscht in den Mannschaftsbus. Auch am Samstag konnte Schmelzer nicht trainieren. Als dritter Dortmunder spielte Mats Hummels (23). Der BVB hat fast aufgeholt – in der Startelf standen vier Bayern-Spieler, nur einer mehr. Hummels überzeugte einmal mehr und legte auch ein Tor vor. Eben das 1:0 durch Mario Götze.

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Deshalb gab’s auch einen Klaps, als Hummels an Götze vorbei in den Mannschaftsbus spazierte. Denn so gefragt wie sein kleiner Mannschaftskollege war sein Innenverteidiger diesmal nicht. Erst als der Busfahrer drängte, zog Götze seine Baseballkappe zurecht und ging. Gemeinsam mit Reus.