Düsseldorf. Der wohl wichtigste Mitarbeiter beim schlafenden Riesen der Bundesliga ist ein eher kleiner Mann: Andreas Lambertz ist nicht nur Kapitän bei Fortuna Düsseldorf, er ist auch Kämpfer, Vorbild und Integrationsfigur. Er begann seine Profikarriere im Jahr 2003 bei der Fortuna, die damals in der 4. Liga spielten.
"Für mich hat sich mit dem Aufstieg in die Bundesliga ein Traum erfüllt. Ich sage immer: Man muss Schritt für Schritt gehen und so nach und nach seine Ziele erreichen", meint Lambertz, den alle nur "Lumpi" nennen und lächelt. Das Bild vom schlafenden Riesen ist eine Wortschöpfung von Günter Netzer, der dem Traditionsverein vom Rhein seit zwei Jahren mit seiner weltweit tätigen Vermarktungsfirma Infront erfolgreich unter die Arme greift.
Nach 15 Jahren ist die Odyssee von Fortuna Düsseldorf mit den Stationen Regionalliga West/Südwest, Oberliga Nordrhein und der 3. Liga beendet. Der DFB-Pokalsieger der Jahre 1979 und 1980 ist wieder erstklassig - der Riese erwacht und wächst. "Wir haben bereits 31.000 Dauerkarten verkauft, erwarten aus den Marketingeinnahmen mit Merchandising fast zehn Millionen Euro und bekommen noch mal 14 Millionen Euro Fernsehgelder", frohlockt das für Finanzen zuständige Vorstandsmitglied Paul Jäger. Und trotzdem wirtschaften die Rheinländer mit beinahe hanseatischer Sparsamkeit: Der Etat für die Spieler und das Funktionsteam der 1. Mannschaft beläuft sich auf 15 Millionen Euro. In der Bundesliga kalkulieren die Düsseldorfer mit einem Zuschauerschnitt von 35.000, in der zurückliegenden Zweitliga-Saison kamen im Schnitt schon rund 30.000 Fans zu den Heimspielen in die Arena.
Verdorbene Aufstiegsfreude
Fast drei Monate sind nun vergangen seit dem Aufstieg und dem entscheidenden zweiten Relegationsspiel zuhause gegen Hertha BSC. Das Spiel machte bundesweit Schlagzeilen. Die Fans stürmten vor dem Abpfiff den Platz, die Folgen waren Chaos, Spielunterbrechungen, Handgreiflichkeiten gegen den Schiedsrichter durch Berliner Spieler und eine Bestrafung Fortunas mit einem Geisterspiel durch den Deutschen Fußball-Bund (DFB). Kapitän Lambertz und seine Mitspieler mussten den Party-Urlaub auf Mallorca streichen, weil ein Wiederholungsspiel drohte. "Das ist extrem schade, dass wir den Aufstieg nicht richtig genießen konnten. Die Emotionen waren dadurch natürlich völlig weg", erinnert sich der 27-Jährige.
Nun richten in Düsseldorf alle den Blick nach vorn. Arbeit gibt es genug, denn Wolf Werner, der mit 70 Jahren älteste Manager der Bundesliga, hat insgesamt 18 neue Spieler verpflichtet - das ist Liga-Rekord. "Jetzt haben wir erstmal unsere Transferbemühungen eingestellt. Wir haben ja schon Probleme, Einen, der schon länger da ist, mit einem Neuen auf ein Zimmer zu legen. Das geht schon gar nicht mehr", berichtet Trainer Norbert Meier schmunzelnd. Andreas Lambertz ist als Kapitän auch für die Integration der Neuen zuständig - er kümmert sich auch um den prominentesten Neuzugang der Düsseldorfer: Den ukrainischen EM-Teilnehmer Andrej Woronin, der über ein Leihgeschäft für ein Jahr von Dynamo Moskau kommt.
Lambertz hat bescheidene Ziele
Fortuna 95
"Lumpi" Lambertz ist zwölf Jahre alt gewesen, als Fortuna am 31. Mai 1997 das bis dato letzte Bundesligaspiel bestritt. Ein 1:1 gegen den HSV reichte nicht, die sportliche Talfahrt des Klubs begann. Der gelernte Groß- und Außenhandelskaufmann erinnert sich jedoch nicht mehr an diesen Tag. Er spielte seinerzeit in der D-Jugend des TSV Bayer Dormagen in der Bestengruppe Kreis 5 Grevenbroich-Neuss. "Ich hatte in meiner Jugend nicht so den Drang, einem Verein hinterherzuhängen. Durch meinen Onkel und meinen Vater hatte ich Sympathien für die Bayern und für Gladbach", sagt er rückblickend.
Und wo wird Fortuna am Ende der Saison 2012/13 stehen? "Das ist mir völlig egal, Hauptsache nicht unter den letzten Drei. Ich hoffe, dass ich dieses Ziel auch erreichen werde", meint Lambertz bescheiden. (dapd)