Düsseldorf. Ein guter Draht zu Spielervermittler Andrey Golowasch und viel Verhandlungsgeschick waren nötig, um Andrey Voronin bezahlbar an den Rhein zu locken. Insgesamt ist die Verpflichtung des ukrainischen Topstars ein günstiges Geschäft – wenn er die erwarteten Leistungen bringt.

Das Ende der finanziellen Fahnenstange ist für die Fortuna aktuell erreicht. Zumindest, wenn es nach dem geplanten Personaletat für die anstehende Fußball-Bundesliga-Saison in Höhe von rund 16 Millionen Euro geht. Mit den Neuzugängen 17 und 18, mit dem griechischen Innenverteidiger Stelios Malezas und dem ukrainischen Offensivkicker Andrey Voronin hat Sportvorstand Wolf Werner, zumindest für hiesige Fortuna-Verhältnisse, so (finanz-)kräftig wie noch nie am Rhein hingelangt. Um die Mannen von Cheftrainer Norbert Meier qualitativ nach vorn zu bringen.

Und weil Qualität im Fußballprofigeschäft nun einmal auch eine Frage der monetären Mittel ist, brauchte Werner bei seinen jüngsten Transfers neben viel Geschick und Glück auch das nötige Kleingeld. Coach Meier begutachtete aufgrund der aufgerufenen Preise seinen hellenischen Neuzugang sogar kurzerhand live vor Ort. Gegen Real Mallorca und den PSV Eindhoven kam Malezas zum Einsatz, überzeugte aber auch in den persönlichen Gesprächen, wie Meier versicherte.

Malezas im oberen Mittelfeld

Für den 1,93 Meter großen Abwehrrecken strich der Erstliga-Vierte PAOK Saloniki wegen des noch laufenden Arbeitsvertrages gute 500 000 Euro an Ablösesumme ein. Beim Gehalt, rund 400 000 Euro pro Spielzeit ohne Punktprämien, bewegt sich der Nationalspieler dem Vernehmen nach im oberen Mittelfeld der Fortuna-Geldrangliste.

Topverdiener ist nach Informationen der WAZ-Mediengruppe auch Andrey Voronin nicht. Der ukrainische WM- und EM-Starter wird vorrangig von Dynamo Moskau bezahlt. Ob der Klub, für den bekanntlich der Ex-Schalker Kevin Kuranyi weiterhin angreift, tatsächlich ein Saisonsalär von 3,5 Millionen Euro netto (gleich rund 10 000 Euro netto pro Tag im Jahr!) an Voronin ausschüttet, darüber kann an dieser Stelle nur spekuliert werden.

Voronin gilt als günstig

Zur Leihgebühr von rund 500 000 Euro in die russische Hauptstadt steuert Fortuna weitere rund 500 000 Euro für Voronins Wohlbefinden auf dem Konto bei. Was in der Branche gemeinhin als günstig erachtet wird – wenn Voronin seine Offensivqualitäten für den Bundesliga-Rückkehrer auch voll in die Waagschale werfen kann.

„Die Finanzierung von Andrey läuft so ähnlich wie bei Dmitry Bulykin vor drei Jahren“, erklärte Sportvorstand Wolf Werner jüngst gegenüber der WAZ-Mediengruppe. In diesem belgisch-russischen Geschäft steckt auch eine Menge Voronin. Der russische Nationalspieler Bulykin kostete Fortuna in der Zweitliga-Saison 2009/10 ein Gehalt von nur 125 000 Euro. Ein Siebtel von dem, was der „Bulle“ beim Belgischen Meister RSC Anderlecht bekam. Eine lange nicht richtig diagnostizierte Verletzung bremste den prominenten Leihspieler im roten Dress. Der wechselte nach elf Einsätzen mit nur einem Treffer beim 4:1 in Ahlen zum niederländischen Erstligisten ADO Den Haag, wurde dort mit 24 Treffern Schützenkönig. Und brachte Anderlecht über einen Umweg noch eine Ablöse von 1,2 Millionen Euro von Ajax Amsterdam ein.

Alte Bekanntschaften erwiesen sich als wertvoll

Der Kreis schließt sich, wenn man weiß, dass Bulykin und Voronin den gleichen Berater haben. Und zwar mit Andrej Golowasch einen, der 1997 dem damaligen Mönchengladbacher Junioren-Cheftrainer Norbert Meier drei junge Fußball-Ukrainer in den „Fohlen-Stall“ schickte. Darunter eben Blondschopf Voronin. Der entwickelte sich unter Meier zu einem Bundesliga-Talent.

15 Jahre später meldete sich Meiers alter Bekannter, Golowasch eben, als Voronin aufgrund von internem Ärger mit den Dynamo-Cheftrainern in der Rückrunde die Moskowiter verlassen wollte. „Es hat sich daraus eine Geschichte entwickelt, bei der wir gewisse Dinge geheim halten und schnell sein mussten“, sagt Meier. Und bei der der „richtige“ Draht günstig glühte.

Wie wertvoll alte Bekannte sein können, das muss nun Andrey Voronin unter Beweis stellen. „Er muss Lust auf Fortuna haben und sich in die Aufgabe reinwühlen“, bekräftigt Meier. Der wird, daran lässt er keinen Zweifel, genau darauf achten, dass sich die runde Million im Falle Voronin für die Fortuna auszahlt.

19. Neuzugang möglich?

Geht darüber noch bis zum Ende der Transferperdiode am 31. August was? Ein möglicher 19. Neuzugang, vielleicht für die linke Abwehrseite, hängt nicht nur vom grundsätzlichen sportlichen Bedarf ab. Ein Weiterkommen im DFB-Pokal bei Wacker Burghausen am 19. August dürfte den Handlungsrahmen auf rund 200 000 Euro dehnen.

Dazu könnte man noch einen neuen Verein für den rechten Außenverteidiger Christian Weber und den Angreifer Timo Furuholm finden. Der erst im Januar geholte finnische Nationalspieler, der noch einen Vertrag bei Fortuna bis 30. Juni 2014 (!) besitzt, könnte in die nordost-europäische Heimat zurückkehren. Wenn er denn will. Und wenn ein Klub ihn finanzieren kann. Rund 250 000 Euro brutto (ohne Punktprämien) stehen derzeit bei Furuholm, der sich am Rhein nicht durchzusetzen vermochte, auf dem Jahreshonorarzettel. Nicht wenig für Vereine aus der eher drittklassigen und mit einem mageren TV-Vertrag ausgestatteten Veikkausliiga. Selbst wenn die Fortuna einen Teil des Furuholmschen Gehalts weiterzahlen würde.