Essen. Während die Bundesliga erst am 24. August in ihre 50. Saison geht, rollt in Liga drei schon ab Freitag der Ball. Alemannia Aachen gilt auch dank eines Aufstiegsspezialisten als Anwärter auf die Topplätze. Preußen Münster, Arminia Bielefeld und Borussia Dortmund II stecken sich andere Ziele.
Der Ball rollt am Freitag wieder. Zumindest in der Dritten Liga. Während für die Klubs aus dem Fußball-Oberhaus die heiße Vorbereitungsphase beginnt, wird es für 20 andere Vereine bereits ernst. Zum Auftakt der Drittliga-Saison empfängt Arminia Bielefeld die Aachener Alemannia (20.15 Uhr, live im WDR).
Am 18. Mai 2013 stehen sie dann fest: Die zwei direkten Aufsteiger, der Teilnehmer an der Relegation und die drei Teams, die in die Regionalliga runter müssen. Auch vier NRW-Klubs treten in Liga drei an. Arminia Bielefeld und Preußen Münster kennen die meisten Gegner noch aus der vergangenen Spielzeit. Alemannia Aachen stieg in der Vorsaison aus der zweiten Bundesliga aus. Borussia Dortmund II hat sich als Regionalliga-Meister für die Spielklasse qualifiziert.
Vor dem ersten Anstoß nehmen wir die West-Mannschaften unter die Lupe. Wer kann ein Wörtchen im Aufstiegsrennen mitreden? Und wer muss den Blick nach unten richten?
Preußen Münster: Die Ansprüche beim Gründungsmitglied der Bundesliga steigen
Preußen Münster gehörte 1963 zu den Gründungs-Mitgliedern der Fußball-Bundesliga, stieg in der Premierensaison aber direkt ab. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts fand sich der Traditionsverein in niederen Gefilden wieder. Oberliga-Spiele in Sprockhövel und Schermbeck waren die bittere Realität. Erst 2011 hatten die Anhänger der Preußen wieder Grund zum Jubeln. Da feierten die Schwarz-Weiß-Grünen den Aufstieg in die Dritte Liga. Trainer Pavel Dotchev, der die Truppe in der folgenden Saison vom entlassenen Marc Fascher übernahm, führte die Preußen zum Klassenerhalt. Münster landete am Saisonende auf Platz zwölf.
Die Ansprüche in der Stadt sind seitdem gestiegen. Doch Dotchev hält nichts von markigen Sprüchen. "Auf einen exakten Tabellenplatz möchte ich mich jetzt nicht festlegen – nur so viel: Wir wollen besser ins Ziel kommen als in der vergangenen Spielzeit", wird der Bulgare auf der Liga-Homepage zitiert. Zum Auftakt tritt Dotchev am Samstag, 21. Juli (Anstoß: 14 Uhr), bei Wacker Burghausen an.
Die Preußen verloren mit Björn Kluft (Eintracht Braunschweig) und Massimo Ornatelli (SC Paderborn) zwei Spieler an höherklassige Klubs. Der Sportliche Leiter Carsten Gockel konnte dagegen acht auswärtige Spieler nach Münster holen: Matthew Taylor, einst Stürmer bei Rot-Weiß Ahlen und dem SC Paderborn, ist der bekannteste Neue. Mit Dennis Grote haben die Preußen einen Kicker im Kader, der 2009 gemeinsam mit Manuel Neuer und Mesut Özil U 21-Europameister wurde.
Arminia Bielefeld: Der Konsolidierungskurs auf der Alm wird fortgesetzt
Die Kicker von Arminia Bielefeld liefen bis 2009 noch regelmäßig bei Bayern München und Borussia Dortmund auf. Dann folgte der sportliche und finanzielle Absturz. Die Bielefelder machten vor einen Jahr einen radikalen Schnitt, mussten mit der neuformierten Mannschaft lange gegen den Abstieg kämpfen. Trainer Stefan Krämer führte das Team schließlich zum Klassenerhalt.
Ein Blick in den aktuellen Arminia-Kader verrät, dass der Verein sich weiter auf dem Konsolidierungskurs befindet. Namhafte Zugänge sind Fehlanzeige, immerhin bestritt der neue Linksverteidiger Stephan Salger fünf Bundesliga-Spiele für den 1. FC Köln. Urgestein Markus Schuler verließ die Bielefelder in der Sommerpause, um mit seiner Familie nach Baden-Württemberg zurückzukehren. Der bundesligaerfahrene Angreifer Benjamin Auer hielt sich bei den Arminen zuletzt fit, einen Verpflichtung kam aber nicht zustande.
Die Bielefelder werden auch in dieser Saison verstärkt in den Rückspiegel gucken müssen. Immerhin: Bei der Generalprobe lief alles glatt. Bielefeld gewann das Finale um den Westfalen-Pokal mit 2:0 gegen Preußen Münster.
Alemannia Aachen: Zugang fuhr schon fünfmal mit dem Fahrstuhl nach oben
Bei Umfragen unter Drittliga-Manager wurde Alemannia Aachen neben dem Karlsruher SC häufig als Aufstiegskandidat Nummer eins genannt. Die Kaiserstädter tauschten nach dem Abstieg zwar einen Großteil ihres Personals aus, einige klangvolle Namen stehen aber noch im Kader.
Die Aachener haben einem Mann mit Aufstiegs-Gen in ihren Reihen. Sascha Rösler fuhr fünfmal mit dem Fahrstuhl nach oben, zuletzt stieg er mit Fortuna Düsseldorf in die Bundesliga auf. Zwar wird Rösler im Oktober schon 35 Jahre alt, doch an Treffsicherheit hat er nicht eingebüßt. Bei Standardsituationen wird sich der neue Kapitän in Szene setzen: Albert Streit, der bei Schalke 04 mit dem Stempel "Abzock-Profi" versehen wurde, will bei Aachen Verantwortung übernehmen. Mit Timo Brauer von Rot-Weiss Essen verpflichteten die Aachener zudem einen hoffnungsvollen Mann für die Zukunft.
„Diese Liga ist hart. Deswegen haben wir auch in der Vorbereitung harte Trainingseinheiten auf den Plan geschrieben. Ich bewerte das, was in den vergangenen Wochen im Team und rund um das Team passiert ist, als unheimlich positiv“, sagte Sportdirektor Uwe Scherr vor Saisonbeginn. Trainer Ralf Aussem hat die Aufgabe, elf Zugänge in die Mannschaft zu integrieren.
Borussia Dortmund II: In der Party-Hochburg soll der Klassenerhalt gefeiert werden
Dortmund war in der vergangenen Saison Party-Hochburg. Die Borussia feierte das Double. Da ging die Meisterschaft der zweiten Mannschaft beinahe unter. Dabei hatten die Schützlinge von Trainer David Wagner eine ähnlich starke Bilanz wie die Klopp-Truppe vorzuweisen: neun der letzten zehn Partien gewann der BVB und hielt die Sportfreunde Lotte auf Distanz.
Da sich Dortmund II als Ausbildungsbetrieb versteht, nahm der Verein auch kein Geld für Neu-Verpflichtungen in die Hand. Florian Hübner ist allerdings ein halber Neuzugang. Der Kapitän fiel mit einem Syndesmosebandriss fünf Monate aus, in der Vorbereitung tastete sich der 21-Jährige langsam wieder ran. Mustafa Amini fuhr zwar mit dem Deutschen Meister ins Trainingslager, der Australier ist aber erst für das Drittliga-Team vorgesehen.
Die junge Mannschaft startet beim VfL Osnabrück (Samstag, 21. Juli, 14 Uhr) in die neue Saison. David Wagner gab sich vor dem Start zuversichtlich. "Alle sind voller Eifer, jede Trainingseinheit ist toll. Es herrscht eine unglaublicher Mannschaftsgeist. Jetzt wollen wir uns auf hohem Niveau im Ausdauerbereich stabilisieren", sagte der ehemalige Schalke-Profi im polnischen Trainingslager.