Riva del Garda. Im Trainingslager des deutschen Fußball-Rekordmeisters machte der neue Sport-Vorstand einmal mehr deutlich, was er von den Profis des FC Bayern künftig erwartet. „Wir müssen wieder eine Siegermentalität entwickeln“, sagte Matthias Sammer und fordert bei den Münchenern „eine eigene Identität“.

Das Ambiente im noblen Hotel „Du Lac et du Parc“ in Riva del Garda war weitaus gediegener als zuletzt im schlichten Presseraum an der Säbener Straße oder im kahlen Saal in der Allianz Arena - doch die Botschaft aus dem „Matthias-Evangelium“ war die gleiche. „Das ist eine Krankheit im deutschen Fußball, dass persönliche Interessen und die eigene Marke mehr im Mittelpunkt stehen als der Erfolg. Der FC Bayern ist wichtiger als jeder Einzelne von uns“, verkündete Matthias Sammer.

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Er sprach dabei ruhig und unaufgeregt. Als eine erneute Drohung an eitle Stars wie Franck Ribery oder Arjen Robben sind seine Worte aber durchaus zu deuten. Auch im Trainingslager des deutschen Fußball-Rekordmeisters am Gardasee machte der neue Sport-Vorstand einmal mehr deutlich, was er von den Profis des FC Bayern künftig erwartet.

„Wir müssen wieder eine Siegermentalität entwickeln, eine eigene Identität. In der Siegermentalität haben wir Reserven im deutschen Fußball. Viele bringen nicht die Bereitschaft mit“, betonte Sammer und fügte an: „Wir haben ein sehr, sehr starkes Fundament, aber es geht darum, die paar Prozentpunkte zu suchen. Wir wollen nicht immer nur Zweiter werden.“

Sammer vermeidet Blick zum BVB

Einen Blick zum nationalen Rivalen Borussia Dortmund, der den Bayern in den vergangenen beiden Jahren national den Rang abgelaufen hatte, vermied Sammer. „Wir müssen auf unsere eigenen Stärken schauen und nicht auf Dortmund. Die eigene Stärke bedeutet Stabilität“, sagte der frühere Nationalspieler. Man müsse authentisch sein, „den Blick aufs Wesentliche halten“.

Er selbst versucht seit seinem Amtsantritt am 3. Juli, alles im Blick zu haben. Jede Einheit von Trainer Jupp Heynckes, den er immer wieder ausdrücklich lobt, beobachtet er mit Argusaugen. Sammer führt viele Gespräche, macht sich Gedanken. Vieles beim FC Bayern ist auch neu für ihn. In den ersten zehn Tagen habe er schon „ein Schleudertrauma“ bekommen, „ich wusste nicht wo links oder rechts ist“, sagte er zu den vielen Informationen und Eindrücken, die auf ihn einprasselten.

Er habe aber schon „ein paar Prozentpunkte“ gesehen, sagte Sammer. Ins Detail will er dabei aber auch am Gardasee nicht gehen. Noch würden die acht deutschen Nationalspieler um die beiden Kapitäne Philipp Lahm und Bastian Schweinsteiger fehlen, ebenso Ribery. Wichtig ist Sammer jedoch, „dass wir geschlossen agieren“. Er meint damit nicht nur die Mannschaft, sondern auch die Verantwortlichen und das oft sehr aufgeregte Umfeld des FC Bayern.

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Verhältnis zu Heynckes „überragend“

Vor allem in Bezug auf Heynckes hat der neue starke Mann der Münchner klare Vorstellungen: „Der Trainer ist die wichtigste Person, dem muss man den Rücken frei halten.“ Sein Verhältnis zum 67 Jahre alten Heynckes bezeichnete er als „überragend. Die Zusammenarbeit macht mir eine große Freude.“ Er habe ihn schon gefragt, ob es „zu gut“ laufen würde, ergänzte Sammer mit einem Schmunzeln. Aber er werde auch, „wenn nötig, Reibung erzeugen“.

Das erwartet auch Präsident Uli Hoeneß von Sammer, der einen Dreijahresvertrag unterschrieben hat. Er soll nach der Amtszeit des eher stillen Christian Nerlinger im Verein eine positive Streitkultur entwickeln, er soll Emotionen wecken - und er soll mit seiner Kompetenz „Zeichen setzen“, verdeutlichte Hoeneß.

Die Vorschusslorbeeren sind groß. Selbst „Kaiser“ Franz Beckenbauer betonte, dass der Europameister von 1996 „das Beste ist, was uns passieren konnte“. Doch Sammer weiß, „dass die Prüfungen noch kommen“.

Sammer stärkt Robben den Rücken

In Bezug auf weitere Transfers gab sich der Münchner Sport-Vorstand indes entspannt. Er wollte erneut nichts ausschließen. Man werde „der Qualität hier das Vertrauen geben und schauen, dass wir das Quäntchen rausholen“.

Dies trifft insbesondere auf Arjen Robben zu. In einem ersten Gespräch am Gardasee machte Sammer dem 28 Jahre alten Niederländer klar, „dass ich viel von ihm verlange“. Gleichzeitig stärkte er aber auch dem sensiblen Robben den Rücken: „Er macht einen sehr guten Eindruck, sehr aufgeräumt, sehr dynamisch.“ In Bezug auf die vergangene Spielzeit habe er ihm auch gesagt, „dass man einen Spieler nie so alleine stehen lassen kann. Wir müssen ihn stärker schützen“. (sid)