München. Bayern Münchens neuer Sportdirektor Matthias Sammer hat angekündigt, künftig keine Alibis mehr gelten zu lassen. Dass die EM-Teilnehmer wegen des kräftezehrenden Turniers erschöpft aus ihrem Urlaub kommen könnten, akzeptiert der ehemalige Sportdirektor des DFB nicht.
Matthias Sammer stockte kurz. Als ein Journalist den neuen Sportvorstand von Bayern München fragte, ob er den Fans des deutschen Fußball-Rekordmeisters Hoffnung auf große Transfers machen könne, hielt der 44-Jährige inne. Dann sagte er: „Ich dachte, ich war der große Transfer“ - und lachte. Bei seinem ersten Auftritt als Nachfolger von Christian Nerlinger gab sich Sammer im Innenraum der Münchener Arena locker. Und doch er machte deutlich, dass er die Zügel beim Zweiten der vergangenen Saison sofort straff anziehen wird.
Nach zwei Jahren ohne Titel soll Sammer bei den Bayern für neuen Schwung sorgen. „Alles Selbstmitleid, alle persönlichen Eitelkeiten dürfen keine Rolle spielen. Wir werden, wollen und müssen sofort erfolgreich sein“, sagte er. Dass die EM-Teilnehmer um Bastian Schweinsteiger wegen des kräftezehrenden Turniers erschöpft aus ihrem dreiwöchigen Urlaub kommen könnten, akzeptiert der ehemalige Sportdirektor des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) nicht. „Ich sehe keinen Grund für irgendein Alibi“, sagte Sammer und ergänzte: „Ich hatte in meinem Leben nie drei Wochen Urlaub.“ Er wisse zwar, dass die Ergebnisse der vergangenen Saison mit zweiten Plätzen im DFB-Pokal, der Meisterschaft und der Champions League nicht einfach zu verarbeiten seien. Allerdings gelte es jetzt „eine Aufbruchsstimmung zu erzeugen“.
„Bayern ist nicht der Postmann“
Nachdem ihm Uli Hoeneß am vergangenen Sonntag das finale Angebot unterbreitete, bei Bayern der vierte Mann im Vorstand zu werden und die Verantwortung in den Bereichen Lizenzspieler, Trainerstab, Scouting und Nachwuchsarbeit zu übernehmen, überlegte Sammer eine Nacht. Am nächsten Morgen sagte er zu. „Wenn der FC Bayern ruft, ist das etwas Besonderes. Das ist nicht so, als ob der Postmann klingelt“, erklärte er. Sein Vertrag beim DFB war zwar bis 2016 gültig, doch er hatte die Zusage bei einem Angebot der Bayern gehen zu dürfen. „Das war immer in seinem Hinterstübchen“, sagte Präsident Uli Hoeneß, der gemeinsam mit Sammer, Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge und Finanzvorstand Karl Hopfner zu der Pressekonferenz vor rund 60 Journalisten erschienen war.
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Das Herzstück der Münchener
Sammer erhält bei den Münchenern einen Vertrag bis 2015. Seinen Verantwortungsbereich sieht Rummenigge als „Herzstück des FC Bayern“ an. Bereits beim DFB hatte er äußerst erfolgreich den Nachwuchs gefördert. Bei Bayern wolle er das „mit etwas Geduld" angehen. „Die erste Mannschaft hat aber überhaupt keine Zeit", sagte er. Sie müsse sofort erfolgreich sein. Ob sie dabei noch vor dem Bundesligastart am 25. August gegen Greuther Fürth mit Spielern wie Defensivspezialist Javi Martinez (Athletic Bilbao) verstärkt wird, kommentierte Sammer vielsagend so: „Ich kenne den Spieler gut. Und die Verantwortlichen, die ihn gesehen haben, schätzen ihn als sehr, sehr gut ein. Warten wir doch mal ab.“ Die Konkurrenz darf diese freundlich verpackten Worte als erste Kampfansage werten. (dapd)