Essen/München. . Für den FC Bayern München geht es am Samstag um mehr als “nur“ den Champions-League-Titel. Das Finale gegen Chelsea ist ein echter Härtetest für die bayerische Spielphilosophie. Verlieren die Bayern, stehen sie vor einem großen Scherbenhaufen.

Größer lässt sich dieses Endspiel ja eigentlich nicht machen: als „Finale dahoam“ von den Bayern seit Jahren angeklingelt, intern genauso lang als Sehnsuchtsziel definiert – und von Uli Hoeneß als größtes Ereignis der ohnehin gewaltigen Klub-Historie gepriesen, geht eine gewaltige Fallhöhe von den 90 Minuten in der Münchner Arena aus. Richtig ist: Diese Partie wird enorme Wirkung hinterlassen.

Bei einem Triumph der Bayern (der ihnen mit gesundem Patriotismus doch zu gönnen ist), würde im Zweifel wieder dieses ewig abgedroschene Mia-san-Mia-Mantra beschworen und der bayerische Weg als die Spitze der Moderne verkleistert. Kaum jemand käme durch mit dem Hinweis, dass die Meisterschale – errungen als Resultat kontinuierlicher Arbeit über die marternde Strecke von 34 Spielen – bereits seit zwei Jahren keine Heimstatt mehr in München findet. Der kontinentale Titel wäre die Bestätigung für die Überlegenheit des eigenen Weges.

Bayern-Niederlage würde die Bayern vor große Fragen stellen

Sollte der FC Bayern aber dieses Finale trotz Favoritenstatus gegen Chelsea verlieren, stünden die Münchner nicht nur vor den Scherben einer Saison, sondern am Ende ihres eigenen Weges. Des Weges, der sich einzig an Titeln misst, dessen einzige Philosophie der Sieg ist, sich nicht schert, lange nicht scheren musste um die Entwicklung einer weitergehenden Haltung, einer Spielidee, eines stabilen Systems.

Eine Niederlage würde die Bayern bis ins Mark treffen – aber sie würde den großen, großartigen Klub zugleich zwingen, seine eigene Philosophie von Grund auf zu hinterfragen. Auf längere Sicht muss das nicht die schlechtere Wahl sein.