Tourrettes. Die gesamte deutsche Fußball-Nationalmannschaft wünscht sich einen Sieg der Bayern im Champions-League-Finale gegen den FC Chelsea - selbst die BVB-Spieler. Das DFB-Team hofft auf einen positiven Schub für die bevorstehende Europameisterschaft. Nationaler-Trainer Löw hat ein gutes Gefühl.

Rot-Weiß statt Schwarz-Rot-Gold: Selbst die Dortmunder in der deutschen Fußball-Nationalmannschaft werden am Samstagabend dem Erzrivalen Bayern München die Daumen drücken und die EM für einige Stunden vergessen. "Am Samstag zählt nur das Champions-League-Finale zwischen den Bayern und dem FC Chelsea. Ich sitze zwar nicht in der Fankutte vor dem Fernseher, aber ich halte natürlich zu den Bayern", sagte Mats Hummels.

Eine Woche zuvor hatte der Abwehrspieler mit dem deutschen Meister Borussia Dortmund die Bayern im Finale des DFB-Pokals (5:2) gedemütigt und war dabei mächtig mit seinem Nationalmannschaftskollegen Bastian Schweinsteiger zusammengerasselt. "Das war ein Wortgefecht in der Hitze des Gefechts und ist längst vergessen. Es wurde zudem viel schlimmer dargestellt, als es war. Im Gang ist gar nichts mehr passiert. Bastian hat uns sogar gratuliert", berichtete Hummels im Trainingsquartier der DFB-Auswahl, die am Freitag den zweiten Teil ihrer EM-Vorbereitung im südfranzösischen Tourrettes an der Cote d'Azur in Angriff genommen hat.

DFB-Trainer Joachim Löw hat ein gutes Gefühl

Am Samstagabend werden die anwesenden 17 Nationalspieler gemeinsam mit dem Trainer- und Betreuerstab das Endspiel bei einem gemütlichen Mannschaftsabend zusammen vor einem Großbildschirm im noblen Team-Hotel Resort Provence at Terre Blanche verfolgen - und mit den acht Bayern-Profis zittern, die nachreisen werden. "Für den deutschen Fußball und auch für die Nationalmannschaft wäre es sehr wichtig, dass die Bayern gewinnen. Dann kämen sie auch mit breiter Brust nach Südfrankreich und hätten für die EM zusätzliches Selbstbewusstsein getankt", sagte Hummels, der von 1995 bis 2009 selbst das Bayern-Trikot getragen hatte.

So sieht es auch Joachim Löw, der zunächst mal hofft, dass sich seine Spieler um DFB-Kapitän Philipp Lahm und dessen Stellvertreter Schweinsteiger keine Verletzungen zuziehen. "Ich sitze aber dennoch entspannt vor dem Bildschirm", sagte der Bundestrainer, der wie seine Spieler optimistisch ist: "Gefühlsmäßig sage ich, dass sie das schaffen." Falls ihn sein Gefühl täusche, müsse man die Bayern noch "ein, zwei Tage aufrichten, ehe sie sich wieder auf ein neues Ziel fokussieren können".

Auch Draxler und Götze wünschen sich einen Bayernsieg

So weit wird es nach Ansicht der meisten in Südfrankreich anwesenden Nationalspieler aber nicht kommen. "Ich bin davon überzeugt, dass die Bayern das Rennen machen. Dann kommen sie so selbstbewusst bei uns an wie die Dortmunder", sagte der ehemalige Bayern-Profi Miroslav Klose, der zwei Jahre zuvor im Trikot des deutschen Rekordmeisters das Endspiel der Königsklasse gegen Inter Mailand 0:2 verloren hatte. Der Torjäger in Diensten von Lazio Rom hat seinen ehemaligen Kollegen zuletzt persönlich Mut gemacht: "Ich war wegen meiner Verletzung oft in München und auch an der Säbener Straße und habe mit ihnen gesprochen. Ich bin sicher, dass sie das packen."

Auch Youngster Julian Draxler hält zu Schweini und Co.: "Ich werde zwar nicht gerade ein Bayern-Fan. Aber dass ich zu der deutschen Mannschaft halte, ist ja wohl selbstverständlich", sagte der 18 Jahre alter Schalker. Der ein Jahr ältere BVB-Shootingstar Mario Götze meinte mit einem Augenzwinkern: "Ich hoffe, Bayern gewinnt. Schließlich kennt man sich."

Mertesacker will lieber keine Tipps an Bayern-Spieler weitergeben

Das gilt auch für Per Mertesacker, der als Spieler des FC Arsenal auch über den Bayern-Gegner bestens Bescheid weiß. "Wir haben auswärts bei Chelsea gewonnen und zu Hause unentschieden gespielt. Ich werde mich aber hüten, den Bayern Tipps zu geben. Denn diese Spiele kann man nicht miteinander vergleichen. Ich gehe aber davon aus, dass Chelsea ähnlich wie im Halbfinale gegen Barcelona sehr defensiv spielt und auf Konter aus ist", sagte er, "wer das erste Tor schießt, ist im Vorteil."