Madrid. . Real-Trainer José Mourinho darf sich vor dem Champions-League-Spiel gegen den FC Bayern München über die Vorbelastung des Gegners freuen. Gleich sieben Spielern droht eine Gelb-Sperre für das Endspiel. Münchens Ehrenpräsident Franz Beckenbauer fordert neue Regelung.
José Mourinho ist jedes Mittel recht, wenn es denn nur Erfolg verspricht. Der Trainer von Real Madrid verkörpert exakt den gegensätzlichen Typ zu Bayern-Trainer Jupp Heynckes, der es mit 67 Jahren nicht mehr nötig hat, sich zu produzieren und große Töne zu spucken. Mourinho pfeift auf sein Image, oft genießt er es sogar, wenn er angefeindet wird. Zwar meidet er mittlerweile so oft wie möglich Pressekonferenzen, zu denen er seinen Assistenten schickt, aber nach wie vor legt er sich auch gerne mit den Medienvertretern an. Der Portugiese lässt keine Zweifel daran, wer für ihn der Größte ist. Er kenne keinen Besseren als sich selbst, sagte er einmal. In Chelsea bezeichnete er sich einst als „The Special One“, obwohl er dort den ganz großen Triumph nicht geschafft hatte. Bei seinen sehr gläubigen Landsleuten, erzählte er ein anderes Mal, käme zuerst Gott, aber „direkt hinter Gott ich“.
Problem im Zweikampf
Mourinho pflegt seinen Narzissmus in der Öffentlichkeit. Er provoziert bewusst, manchmal um den Fokus von der Mannschaft zu nehmen, manchmal um abzulenken. Als gewiefter Taktiker hat er es vermutlich vor einer Woche genüsslich zur Kenntnis genommen, dass im Rückspiel nun gleich sieben Bayern-Spieler mit Gelben Karten vorbelastet sind und in Zweikämpfen womöglich etwas vorsichtiger agieren werden. Der Münchener Präsident warnt deshalb davor, sich mehr mit den drohenden Sperren zu beschäftigen als mit dem Spiel. Es gehe ausschließlich darum, ins Endspiel zu kommen, betonte Uli Hoeneß am Dienstag ausdrücklich vor dem Abflug nach Madrid: „Und wenn wir im Endspiel sind, dann reden wir darüber, wie viele Spieler wir zur Verfügung haben.“ Bei einer weiteren Verwarnung gesperrt wären David Alaba, Holger Badstuber, Jerome Boateng, Luiz Gustavo, Toni Kroos, Philipp Lahm und Thomas Müller. Der persönlich nicht betroffene Mario Gomez erwartet deshalb aber keine Probleme: „Es ist nicht so, dass man im Hinterkopf hat: Ich lass’ ihn mal laufen.“
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Bayerns Ehrenpräsident Franz Beckenbauer hat allerdings bereits Kritik an der Regelung der Europäischen Fußball-Union geübt. „Man sollte sich den WM- und EM-Regeln anschließen, die Spieler sollten für das Finale frei sein“, forderte Beckenbauer bei Sky90. Auch Jupp Heynckes nannte die derzeitige Problematik „äußerst unglücklich und reformbedürftig“. Er hält seine Spieler aber für clever genug, um mit dieser schwierigen Situation klarzukommen: „Sie wissen genau, wann sie hingehen und wann sie wegbleiben müssen. Sie können eine Sperre verhindern, wenn sie aufmerksam und auf das Geschehen auf dem Platz fokussiert sind.“
Während Heynckes ansonsten wie meistens weder Taktik noch Aufstellung verraten wollte, erzählte Torjäger Gomez immerhin, dass der FC Bayern nach dem 2:1-Sieg im Hinspiel nicht defensiv auftreten will: „Wir werden angreifen, genauso wie es Real tun wird.“