München. . Christian Nerlinger muss grinsen, als er die legendäre Hörner-Geste von Klaus Augenthaler nachmacht. “Es ist wunderbar, ich liebe dieses Bild, diese Geschichten“, sagt der Sportdirektor von Bayern München.
Am Mittwoch wollen sie im Santiago-Bernabeu-Stadion den "Stier" Real Madrid wieder auf die Hörner nehmen - so wie es Augenthaler vor 25 Jahren beim 4:1 in München vorgemacht hat.
Nerlinger ist nach dem Last-Minute-Triumph im Hinspiel überzeugt, dass Bayern in "sein" Champions-League-Heimfinale am 19. Mai in München einziehen wird. "Die Qualität der ersten Elf ist absolut gleichwertig mit Madrid", schickt Nerlinger eine Kampfansage in die spanische Hauptstadt: "Wir brauchen keinen Spieler von Real, wir sind auf Augenhöhe." Cristiano Ronaldo, Kaka oder Mesut Özil können ihn genauso wenig beeindrucken wie das 2:1 der Madrilenen im Clasico gegen den FC Barcelona, den Titelverteidiger in der europäischen Königsklasse.
"Wir sind immer für ein Tor gut"
"Wir wollen uns jetzt gegen Real Madrid durchsetzen. Sie werden im Bernabeu noch aggressiver zu Werke gehen mit der Unterstützung der Fans. Darauf müssen wir vorbereitet sein, das wird ein absolut heißer Tanz, eine große Champions League-Nacht", sagt Nerlinger. Über die Psyche seines Teams macht er sich trotz der Kulisse von 80.000 Fans "keine Sorgen": "Unsere Mannschaft hat gezeigt, dass sie sowohl körperlich als auch spielerisch dagegen halten kann. Wir sind auch immer für ein Tor gut, auch auswärts."
Mit dem Auftreten in der Champions League in dieser Spielzeit habe man sich auch den Respekt von Real Madrid erarbeitet: "Bis auf den Ausrutscher in Basel haben wir Fußball auf Topniveau geboten – und das war alles keine Landkundschaft." Das Halbfinal-Rückspiel in Madrid ist zwei Jahre nach der Final-Niederlage an gleicher Stelle gegen Inter Mailand (0:2) auch für Nerlinger eines der wichtigsten Spiele seiner neuen Karriere als "Macher".
Zumal die Mannschaft durch Transfers wie denen von Manuel Neuer oder Jerome Boateng jetzt schon seine Handschrift trägt: "Es ist schon was anderes, je länger man dabei ist. Man wächst natürlich mit einer Mannschaft auch zusammen über die Jahre. Das Gefühl wird dann ein anderes." Und das Gefühl sagt ihm jetzt, dass seine Bayern den vorletzten Schritt auf dem Weg zum ersten Triumph in der europäischen Königsklasse seit 2001 gehen werden.
Mit Blick aufs Finale - und sieben Bayern-Spielern, die bei einer weiteren Verwarnung in Madrid dafür gesperrt wären - fordert Nerlinger deshalb von der Europäischen Fußballunion UEFA eine Modifizierung der Strafenregel. "Ich denke, dass es gerade in dem Wettbewerb - unabhängig von uns - schon wichtig ist, dass die zwei Finalisten in Bestbesetzung auflaufen. Kein Mensch will Barcelona ohne Xavi, Iniesta und Messi sehen", sagt Nerlinger dapd: "Man sollte sich bei der UEFA in der Champions League drüber Gedanken machen, Gelbsperren vor dem Endspiel aufzuheben. (dpad)