Mainz/Köln. Dem FSV Mainz droht nach dem Münzwurf, bei dem Lukas Podolski vom 1. FC Köln unter dem Auge getroffen wurde, eine Strafe des DFB. Lob bekam Podolski von den Mainzern, weil der Stürmer keinen Abbruch provoziert hatte. Die Polizei hat einen Verdächtigen im Mainzer Fanblock ausgemacht.

Fußball-Bundesligist FSV Mainz 05 rechnet nach dem Münzwurf eines Zuschauers am Dienstagabend im Punktspiel gegen den 1. FC Köln (4:0) ins Gesicht des Kölner Starstürmers Lukas Podolski mit einer Strafe des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). 'Fakt ist, dass sicher ermittelt wird. Ich hoffe, wir kommen mit einer glimpflichen Strafe davon', sagte FSV-Manager Christian Heidel.

Podolski war in der 28. Minute vor der Ausführung einer Ecke von einem Ein-Cent-Stück unterhalb des Auges getroffen worden. Die Münze wurde aus dem Mainzer Fanblock geworfen. Nach einer kurzen Spielunterbrechung wurde die Partie fortgesetzt. 'Die Polizei ermittelt. Es gibt einen Verdächtigen', sagte Heidel: 'Ich hätte nicht geglaubt, dass wir in Mainz mal Probleme mit so einem Vollidioten bekommen. Ich hoffe, dass der Täter gefunden wird, und dann muss man ein Exempel statuieren.'

Mainz entschuldigt sich bei Kölner Podolski

Der Mainzer Manager entschuldigte und bedankte sich noch auf dem Platz bei Podolski. Hätte sich der Nationalspieler verletzt auswechseln lassen, hätte ein möglicher Protest der Kölner gegen die Spielwertung große Aussichten auf Erfolg gehabt. 'Riesenkompliment an Lukas, dass er nicht liegengeblieben ist. Ich entschuldige mich bei ihm und dem FC', sagte Heidel: 'Lukas hat gesagt, dass es kein Problem ist.'

Claus Horstmann wirkte wie ein Kind, das ein Gänseblümchen zerzupft. Es fehlte nur noch, dass der Hauptgeschäftsführer des 1. FC Köln ein "Ich entlasse den Trainer, ich entlasse den Trainer nicht", gemurmelt hätte. Stattdessen sagte Horstmann nach dem 0:4 beim FSV Mainz 05 und dem nächsten Rückschlag im Abstiegskampf der Fußball-Bundesliga: "Es wäre falsch, eine Garantie abzugeben, dass Stale Solbakken im nächsten Spiel am Sonntag bei Borussia Mönchengladbach noch unser Trainer ist. Aber ich kann das auch nicht ausschließen."

Kein Treue-Bekenntnis mehr für Köln-Trainer Solbakken

Ein "Treuebekenntnis" gegenüber Solbakken wollte Horstmann unmittelbar nach der Pleite des 1. FC Köln beim FSV Mainz ebenso wenig leisten wie sich zu einer möglichen Entlassung des Norwegers durchringen, dafür fand er klare Worte zur Leistung der Mannschaft. Horstmann sprach von "individuellen Totalausfällen" und von einer "Selbstaufgabe" des Teams, das weiterhin auf Relegationsplatz 16 liegt.

Die Empfehlung der Kölner Anhänger soll unmissverständlich gewesen sein. "Ich habe ja die erste Halbzeit bis zum 0:3 im Fanblock verbracht. Und die Fans haben mir gesagt: Es muss doch etwas passieren, ihr müsst doch reagieren", berichtete Horstmann und fügte hinzu: "Am Ende ist auch der Trainer für die Leistung der Mannschaft verantwortlich."

Die Aussagen von Solbakken klangen nach Resignation. "Wir haben nicht die mentale Qualität", befand Solbakken und bezog sich damit auf die Tatsache, dass seine Mannschaft nach dem 0:1 durch einen Foulelfmeter (19.) von Eugen Polanski einmal mehr auseinandergefallen war. Dabei habe er seine Profis vor dem Spiel noch eindringlich mit den Worten gewarnt: "Keine stupide Aktionen im Strafraum." Da hatte Ammar Jemal, der Adam Szalai leicht berührt hatte, offenbar nicht richtig zugehört.

Psychologe konnte Kölner Spielern nicht helfen

Auch die Tatsache, dass die Profis laut Solbakken vor dem Spiel "professionelle Hilfe" von Psychologen in Anspruch genommen hatten, wirkte sich nicht positiv aus. Nicht zum ersten Mal in dieser Saison brachen nach dem 0:1 alle Dämme. Mohamed Zidan (31.), Nicolai Müller (37.) und Adam Szalai (54.) führten Köln bei ihren Treffern vor.

Solbakken machte nach dem Spiel eine Rechnung auf, um den fünften Kölner Abstieg zu verhindern: "Wir müssen noch sechs Punkte aus den letzten vier Spielen holen", sagte er. Wie dies in Mönchengladbach, gegen den VfB Stuttgart, beim SC Freiburg und gegen Bayern München zu schaffen ist, scheint nach der Leistung von Mainz ebenso fraglich wie der Verbleib von Solbakken.

Aus Brügge bot bereits Christoph Daum seine Hilfe und Dienste an. Bei seiner "großen Liebe" würde er, wenn er frei wäre, "wieder anfangen - ob als Trainer, Manager, Berater oder als Präsident", sagte Daum in einem Interview mit der Zeitschrift "Playboy". Als Top-Kandidat für die mögliche Nachfolge von Solbakken gilt jedoch Holger Stanislawski, der zu Beginn der Rückrunde bei 1899 Hoffenheim entlassen worden war.

Podolski rüffelt seine Mitspieler

Unterdessen war bei den Kölnern, bei denen Milivoje Novakovic ebenso wie Slawomir Peszko nach seiner Alkohol-Eskapade nicht im Kader stand, von mannschaftlicher Geschlossenheit nichts zu spüren. Eine Szene in der Mixed-Zone des Mainzer Stadions war bezeichnend. Als sich einige Spieler die Schlussphase der Begegnung zwischen der Berliner Hertha und Freiburg auf einem Monitor anschauten, raunzte Lukas Podolski seine Kollegen mit den Worten an: "Guckt euch nicht das Spiel an, sondern spielt lieber mal selber Fußball."

Gegenüber den Journalisten wollte sich der Nationalstürmer nicht äußern. "Was soll ich jetzt noch sagen?", war das Einzige, das Podolski von sich gab, dann stiefelte er bedient und ohne weiteren Kommentar davon. (dapd/sid)