Mainz. Für den 1. FC Köln nimmt das Schreckensszenario vom fünften Abstieg aus der Bundesliga immer mehr Gestalt an. „Wir haben die Schnauze voll“, skandierten die Fans, nachdem sich ihre Mannschaft beim 0:4-Debakel am Dienstag in Mainz fast willenlos ihrem Schicksal ergab. Die Schlinge im Abstiegskampf der Bundesliga, sie zieht sich immer fester zu.
Eugen Polanski (19., Foulelfmeter), Mohamed Zidan (31.), Nicolai Müller (37.) und Adam Szalai (54.) demontierten und demoralisierten die Gäste mit ihren Toren bis zum bitteren Ende. Und angesichts des schweren Restprogramms bleiben vor dem Rheinderby am Sonntag in Mönchengladbach nicht mehr viele Möglichkeiten. Vor dem Spiel war Kölns Geschäftsführer Claus Horstmann noch davon ausgegangen, dass Stale Solbakken weiterhin der Trainer bleibt – doch der durchaus sympathische Norweger scheint mit seinem Latein am Ende.
Nach einer halben Stunde kletterte Stale Solbakken von seiner überdachten Bank auf und stand ein paar Minuten im Nieselregen. Kölns Trainer verharrte dort fast regungslos – nur einmal gab er eine kurze Anweisung an seine Mannschaft, die zu diesem Zeitpunkt schon mit 0:2 zurück lag. Und kaum hatte sich Solbakken wieder unter das Dach gesetzt, musste er von dort mit ansehen, wie Mainz das dritte Tor erzielte. Aufhalten konnte Solbakken den Niedergang seiner Mannschaft nicht mehr – irgendwie symptomatisch für die verzweifelte Lage des 1. FC Köln, der dem fünften Abstieg tief ins Auge blickt.
Kölner gerieten durchs Polanskis Treffer in Rückstand
Es war tatsächlich Abstiegskampf pur. Beide Mannschaften waren nervös, aber die Gäste hatten zunächst gar nicht schlecht angefangen. Doch was sich dann abspielte, nachdem die Kölner durch einen von Eugen Polanski verwandelten Foulelfmeter mit 0:1 ins Hintertreffen gerieten, das lässt das Schlimmste befürchten. Köln kassierte drei Tore in nur 18 Minuten – wie ein Absteiger.
Nun gut, man konnte damit hadern, dass der Elfmeter eine mehr als harte Entscheidung von Schiedsrichter Felix Brych war: Ammar Jemal hatte Adam Szalai kurz am Trikot gezupft, der Ungar nahm die Einladung dankbar an und ließ sich theatralisch fallen – da muss man nicht auf Strafstoß entscheiden. Polanski war’s egal und verwandelte in der 19. Minute zum 1:0 für Mainz.
FC schien von allen guten Geistern verlassen
Und das war der Anfang vom Ende für Köln, das danach für 20 Minuten wie von allen guten Geistern verlassen schien. Tor Nummer zwei zeigte dies: Nach einem schon abgewehrten Ball kümmerte sich niemand um Mohamed Zidan – und der durfte von der Strafraumgrenze völlig ungestört zum 2:0 einschießen (31.). Den dritten Tiefschlag kassierten die Gäste gar vogelwild: Sie hatten die Abwehr entblößt und ließen Nicolai Müller beim Konter davonziehen – der traf ohne spürbare Gegenwehr zum 3:0 (37.).
Man weiß nicht, was Solbakken seinen Spielern in der Halbzeit gesagt hat: Viel war es auf jeden Fall nicht, weil die Kölner schon nach wenigen Minuten wieder auf den Platz zurückkehrten. Und geholfen hat es auch nicht: Nur neun Minuten nach dem Wechsel ging das Scheibenschießen weiter, als die FC-Abwehr klassisch ausgespielt wurde – Szalai musste nur noch den Fuß zum 4:0 hinhalten (54.).
Podolski von Gegenstand getroffen
Die Hoffnung, die sich die Kölner nach dem 1:1 zuletzt gegen Werder Bremen eingeredet hatten, war nur trügerisch. Auch Solbakken hatte mit Ausnahme von Nachtschwärmer Slawomir Peszko (der gestern auch aus dem polnischen EM-Kader gestrichen wurde) auf die Elf des Bremen-Spiels gesetzt – vergeblich. Nur eines konnte man den Kölnern nicht vorwerfen: Fehlenden Anstand. Denn als Lukas Podolski in der ersten Halbzeit von einem Gegenstand am Kopf getroffen wurde, der aus dem Mainzer Fanblock geworfen wurde, da schüttelte er sich kurz und spielte weiter. Einen Spielabbruch wollte er nicht auch noch provozieren.