Marseille. Franck Ribery hat bei seiner Rückkehr nach Frankreich mit einem erneuten Liebesbekenntnis zu Bayern München aufgewartet. Ein Sonderlob gab es dabei für Manager Uli Hoeneß. Inzwischen will der Franzose sogar seine Karriere in München beenden.

Franck Ribery hier, Franck Ribery da, Franck Ribery überall: Der kleine Franzose stand bei seiner Rückkehr nach Marseille im Mittelpunkt. So richtig freundschaftlich war der Empfang in seiner Heimat aber nicht, da der 28-Jährige seit dem WM-Skandal 2010 nach wie vor als ungeliebter Sohn der „Grande Nation“ gilt. Daran änderte auch ein kürzlich geführtes Interview in Frankreich wenig, in dem der Nationalspieler Reue für sein Verhalten in Südafrika gezeigt hatte.

Umso besser fühlt sich Ribery bei Bayern München aufgehoben. Vor dem Viertelfinal-Hinspiel der Champions League am Mittwochabend bei Olympique Marseille wartete er deshalb mit einem Liebesbekenntnis zum deutschen Rekordmeister und dessen Präsidenten Uli Hoeneß auf.

Bayern wie eine zweite Familie

Während es in Frankreich für ihn derzeit „ein bisschen schwer und komisch ist“, sei der FC Bayern „wie eine zweite Familie. Ich fühle mich zu Hause. Ich fühle mich komplett als Münchner“, sagte Ribery vor der Partie gegen seinen Ex-Klub, für den er von 2005 bis 2007 aktiv gewesen war, und fügte an: „Ich bin glücklich und habe auf und außerhalb des Platzes Spaß. Ich habe den Eindruck, dass ich befreit bin. Das ist es, was mir fehlt, wenn ich nach Frankreich komme.“

Seine Zuneigung zu München geht inzwischen soweit, dass sich der dribbelstarke Mittelfeldspieler vorstellen kann, den Bayern und München ewig die Treue zu halten. Dass er sich unweit des Trainingsgeländes kürzlich ein Haus gekauft hat, darf als Indiz dafür gewertet werden. Man wisse zwar nie, was passieren werde, aber „ich sehe mich meine Karriere in München beenden“, sagte Ribery der französischen Sporttageszeitung L“Equipe. Sein Vertrag endet 2015 - Verlängerung nicht ausgeschlossen.

Hoeneß als wichtige Bezugsperson

Ein besonderes Lob sprach er den Verantwortlichen des FC Bayern aus. „Sie sind ehrlich und den Spielern sehr nahe. Sie sind immer für mich da, auch wenn es mal nicht so gut läuft. In anderen Klubs hat man das nicht.“

Vor allem Hoeneß sei eine wichtige Bezugsperson, ergänzte der 35-malige Nationalspieler, seit 2007 bei den Bayern unter Vertrag: „Ich weiß nicht, ob ich ohne ihn noch im Verein wäre.“ Der Präsident gilt als Ziehvater des Franzosen. Er stand auch zu Ribery, als dieser für etliche Negativ-Schlagzeilen (Sex-Skandal, WM-Boykott) sorgte.

Inzwischen schreibt Ribery, absoluter Publikumsliebling in München, in der bisher „besten Saison“ seiner Karriere wieder positive Schlagzeilen. Elf Tore und zwölf Vorlagen in 26 Bundesligaspielen unterstreichen dies. „Er spielt auf einem absoluten Topniveau. Ich wünsche ihm, dass er etwas ganz Großes gewinnt, mit der Mannschaft, aber auch persönlich“, sagte Bayern-Coach Jupp Heynckes vor der Partie in Marseille.

Uneingeschränktes Vertrauen durch Heynckes

Heynckes war es auch, der den sensiblen Ribery in dieser Saison wieder in die Spur brachte, ihm uneingeschränktes Vertrauen schenkte, das unter Ex-Coach Louis van Gaal völlig verloren gegangen war. Mit dem eigenwilligen Niederländer pflegte Ribery ein regelrechtes Hass-Verhältnis - Vergangenheit. Für Ribery zählt die Zukunft, in der er mit dem FC Bayern „große Ziele“ hat.

Vor allem der Gewinn der Champions League mit seinem geliebten FC Bayern steht auf der Liste des dribbelstarken Mittelfeldspielers ganz oben. Aber auch bei der EM in Polen und der Ukraine hofft Ribery nach der Schmach bei der Weltmeisterschaft in Südafrika auf Wiedergutmachung. 2010 hatte die Mannschaft den Aufstand gegen Nationaltrainer Raymond Domenech geprobt, Ribery galt als einer der Rädelsführer.

„Ich habe das Gefühl, dass wir ein Riesending schaffen können. Ich persönlich will den Titel“, sagte er unlängst. Vielleicht würden ihn dann auch die Franzosen wieder etwas mehr lieben... (sid)