München. . Das Hinspiel im Viertelfinale der Champions League ist für Franck Ribery eine Rückkehr in die Heimat. Aber Marseille hat sich seit seinem Wechsel 2007 radikal verändert. An sein bisher einziges Duell in der Königsklasse mit seinem Ex-Klub hat der Profis des FC Bayern München keine besonders gute Erinnerung.

Wenn Franck Ribéry die wichtigsten technischen Errungenschaften benennen sollte, würde das Handy wohl kaum fehlen bei seiner Aufzählung. Vermutlich würde es sogar neben der Playstation ganz weit oben aufgelistet. Der Franzose telefoniert gerne und viel, kaum einen Bayern-Spieler erwischt man so oft mit dem Handy am Ohr wie Ribéry. In den letzten eineinhalb Wochen sind ein paar Gesprächspartner dazu gekommen, und zwar aus Marseille. Dort spielte Ribéry vor seinem Engagement beim FC Bayern zwei Jahre lang, und nun kehrt er mit den Münchenern in die Stadt am Mittelmeer zurück.

An diesem Mittwoch bestreiten die Bayern das Viertelfinal-Hinspiel in der Champions League bei Olympique Marseille (20.45 Uhr/live im DerWesten-Ticker). OM hat sich seit Ribérys Wechsel 2007 radikal verändert, kaum ein Profi aus dem aktuellen Kader steht länger als fünf Jahre beim französischen Vizemeister unter Vertrag, und doch genießt der ausgewanderte Nationalspieler auch beim jetzigen Team noch einen ausgezeichneten Ruf.

Ribérys Karriere bekam in München einen Schub

Die Dienstreise nach Südfrankreich, gibt er zu, „ist schon etwas Besonderes“, es sei „ein bisschen komisch“, nun im Stade Vélodrome erstmals seit seinem Abschied gegen Olympique anzutreten. In Marseille hatte er sich einst zum Spitzenspieler entwickelt und den Sprung ins Nationalteam geschafft, er hatte die Mannschaft zweimal ins Pokalfinale geführt sowie einmal auf Rang zwei der Meisterschaft. In 60 Ligaspielen erzielte er für Olympique Marseille elf Tore – so oft allerdings hat er für die Bayern allein in dieser Saison bereits getroffen.

Nicht nur die Torquote zeigt, dass seine Karriere in München noch einmal einen Schub bekam – trotz einiger Verletzungen und den damit verbundenen Ausfällen gehört er zu den prägenden Spielern der vergangenen fünf Jahre.

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Heynckes redet viel mit dem Wohlfühlspieler

Dass er sich in dieser Saison auf einem so konstant hohen Niveau wie noch nie in seiner Bayern-Zeit bewegt, liegt auch an Trainer Jupp Heynckes. Der 66-Jährige redet viel mit Ribéry, dem Wohlfühlspieler. „Sobald es atmosphärische Störungen gibt, ist er nicht gut“, weiß Heynckes. Er gewährt dem Fußball-Filou nicht nur Freiheiten auf dem Platz, sondern bestärkt ihn sogar in seiner manchmal unorthodoxen Spielweise – und er nimmt emotionale Reaktionen des Offensivmanns nicht persönlich. Als Ribéry bei seiner Auswechslung in Basel im Achtelfinale wort- und grußlos an dem Trainer vorbei ging, sorgte das in der Öffentlichkeit für mehr Aufregung als intern. Heynckes blieb ruhig und sachlich, wie auch während der gesamten Krise im Februar. „Er schreit nicht herum oder kritisiert einzelne Spieler“, erzählte Ribéry der „Sport-Bild“. Er lässt nichts kommen auf Heynckes, den väterlichen Trainer, der ihm, wie er sagt, den Spaß am Fußballspielen zurückgegeben habe: „Wir gehören zusammen.“ Andererseits erwartete Heynckes von dem Franzosen wie von allen Profis aus der im Moment glänzend aufgelegten Offensivabteilung, dass sie in der Defensive mithelfen.

Rote Karte vor zwei Jahren im Halbfinale gegen Olympique

In diesen Tagen hatten die beiden sicher wieder einiges zu bereden. Dabei ging es aber wohl kaum um Insider-Informationen zum heutigen Gegner, denn die dürften Heynckes nicht aktuell genug sein, sondern um die richtige Dosierung des Antriebs für die heutige Partie. An sein bisher einziges Champions-League-Duell mit einem Klub aus seiner Heimat hat Ribéry keine besonders gute Erinnerung. Im Halbfinale vor zwei Jahren gegen Olympique Lyon agierte er übermotiviert, attackierte er nach einer halben Stunde den gegnerischen Stürmer Lopez ungewöhnlich rüde und sah deshalb die Rote Karte. Ribéry verpasste damit nicht nur das Rückspiel, sondern auch noch das Finale. So etwas soll ihm nicht noch einmal passieren.