Köln. Der 1. FC Köln hat sich von Volker Finke getrennt und den Machtkampf zu Gunsten von Trainer Stale Solbakken beendet. Nun gilt es für den Klub, nicht nur den Klassenerhalt zu sichern, sondern auch einen neuen Sportdirektor zu installieren.

Dem 1. FC Köln ist an dieser Stelle ein Kompliment zu machen. Vermutlich gibt es auf dem ganzen Erdball keinen Klub, bei dem das Verhältnis zwischen Unterhaltungswert und sportlicher Leistung so eindeutig ist wie in der Domstadt. Seit mehr als einem Jahrzehnt ackert der Klub im Souterrain der Liga (wenn er nicht gerade absteigt), doch das Rahmenprogramm ist stets großes Kino.

Volker Finke fasste seine Kölner Erfahrung am Sonntag prägnant zusammen: „Es war ein interessantes Jahr und nie langweilig.“ Finke muss sich jetzt was neues Aufregendes suchen – denn 15 Stunden zuvor hatte er seine Papiere bekommen. Der Sportdirektor des 1. FC Köln wurde direkt im Anschluss an den überaus wichtigen 1:0-Sieg gegen Hertha BSC Berlin entlassen. Der Klub überschrieb die Mitteilung zwar mit „Einvernehmliche Trennung“, doch der FC-Verwaltungsratschef Werner Wolf erzählte bereitwillig, wie es zum Ende der 13-monatigen Amtszeit kam: „Wir haben Volker Finke mitgeteilt, dass es am besten ist, uns zu trennen.“ Man habe festgestellt, dass es „in einigen grundsätzlichen Fragen und der fußballerischen Ausrichtung unterschiedliche Meinungen gibt“.

Entscheidung gegen Finke

Festgestellt hatte der Klub aber vor allem, dass akuter Handlungsbedarf herrschte, um „die verworrene Situation“ zu lösen, wie Wolf es nannte. Und mit der Entscheidung gegen Finke erteilte der Klub zugleich Trainer Stale Solbakken „volle Rückendeckung“. Der Norweger, dessen Sympathiewerte auf gleich hohen Niveau wie seine Sturheit liegen, hat den zermürbenden Machtkampf mit dem Sportdirektor gewonnen.

Finke ging mit dem verklausulierten Rauswurf professionell-gelassen um, stellte sich am Sonntag nochmals im Geißbockheim und beschloss seinen letzten Auftritt mit jenem Vergleich, den er auch bei seiner Vorstellung im Februar 2011 gewählt hatte: Er orientiere sich an den drei Affen, sagte Finke: „Nichts hören, nichts sehen und nichts sagen“, wolle der 63-Jährige und somit – wie die Affen – über die schlechten Dinge hinwegsehen. Nun hat Finke aber in seiner Zeit viel gehört und gesehen; und zudem im falschen Moment auch zu viel geredet.

Solbakken zurückhaltend

Auch Solbakken, hinter dessen Freundlichkeit ein gerüttelt Maß an Machtbewusstsein steckt, gab sich zurückhaltend. Er sei am Samstagabend ebenso „überrascht“ worden; einen Anflug von Genugtuung wollte sich der Norweger nicht gönnen, auch wenn er gestand: „Ich will nicht lügen, dass wir das beste Verhältnis der Welt hatten. Aber es ist auch nicht so, dass ich alles richtig und Finke alles falsch gemacht hat.“ Die Schuldfrage aber war längst unerheblich.

Auch interessant

Denn zerrüttet war das Verhältnis, das im Sommer 2011 als vermeintliche „Traumehe“ begann, allemal – die Trennung von einem der beiden nach Saisonende galt als unausweichlich. Zu oft hatte Finke nach Ansicht des Norwegers seinen Einflussbereich überschritten, System und Taktik öffentlich kritisiert, in Transferfragen den Trainer übergangen, zudem auch manchem Spieler zu bereitwillig das Ohr für Klagen geliehen. Längst hatte sich im Team ein Solbakken-Lager (um Podolski) und eine Finke-Fraktion (um Riether) gebildet.

Nachfolger gehandelt

Schon Solbakkens Vorgänger Frank Schaefer war, entnervt von der Präsenz Finkes – der den Novizen zudem wegen seines Glaubens öffentlich bloßstellte – von der Bank geflohen. Schaefer war Finke nicht gewachsen. Der Norweger aber bot dem machtbewussten Sportdirektor, der sich womöglich immer noch als der bessere Trainer verstand, die Stirn. Am Ende erwischte es Finke.

Nun gilt es für den FC, nicht nur den Klassenerhalt zu sichern, sondern auch einen neuen Sportdirektor zu installieren. Als Nachfolger werden Andreas Rettig und Dietmar Beiersdorfer ebenso gehandelt wie der geschasste Frank Schaefer als interne Billig-Lösung. Man werde sich nicht unter Druck setzen lassen, sagte Verwaltungsratschef Wolf: „Wir gackern erst, wenn das Ei gelegt ist.“ Die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Kölner wieder ein Ei ins Nest legen, darf als hoch gelten.