Köln. Wenige Stunden nach dem höchst emotionalen 1:0 gegen Hertha BSC rief die Führung des 1. FC Köln den leitenden Angestellten Volker Finke zu sich, um ihm den Stuhl vor die Tür zu setzen. “So ist die Zusammenarbeit nicht mehr sinnvoll“, sagte der Verwaltungsratsvorsitzende Werner Wolf am Sonntag.
Volker Finke kam noch einmal mit zu seinem letzten Termin beim 1. FC Köln und beschloss ihn, wie er seine Vorstellung im Februar 2011 begonnen hatte. Er orientiere sich an den drei Affen, sagte der 63-Jährige, der 13 Stunden zuvor seinen Job als Sportdirektor der Kölner verloren hatte. "Ich werde nichts hören, nichts sehen und nichts sagen", erklärte Finke am Sonntagvormittag im Geißbockheim und hielt sich Ohren, Augen und Mund zu. 13 Monate hatte der frühere Freiburger Trainer viel gehört, viel gesehen und viel geredet, doch sein plötzliches Aus dürfte selbst ihn überrascht haben.
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"Wenn man zu einer Entscheidung kommt, ist es auch richtig, sie zügig zu treffen und zügig zu kommunizieren“, sagte Hauptgeschäftsführer Claus Horstmann zum überraschenden Zeitpunkt. Um 21 Uhr, wenige Stunden nach einem höchst emotionalen 1:0 der Kölner gegen Hertha BSC mit Roten Karten für die FC-Spieler Lukas Podolski und Mato Jajalo, rief die Führung des Vereins den leitenden Angestellten Finke zu sich, um ihm den Stuhl vor die Tür zu setzen.
Einvernehmlich sei die Trennung erfolgt, hieß es danach. Mit grundsätzlich verschiedenen Auffassungen der Zusammenarbeit und der fußballerischen Ausrichtung der Mannschaft begründete der Verwaltungsratsvorsitzende Werner Wolf am Sonntag die Trennung. "So ist die Zusammenarbeit nicht mehr sinnvoll", sagte Wolf. Finke, der kürzlich zum Geschäftsführer Sport befördert worden war, erklärte kurz, die Begründung von Wolf treffe zu. Dreckige Wäsche wollte der Niedersachse nicht waschen. "Es war ein interessantes, nie langweiliges Jahr. Ich war manchmal der Bad Guy und konnte damit leben", sagte Finke.
Finke machte Schaefer und Solbakken das Leben schwer
In Freiburg war der Studienrat der starke Mann und prägte den Sportclub nach seinem Gusto. Aber in Köln lehnten ihn die Fans ab, vor allem, weil er vor einem Jahr dem beliebten Trainer Frank Schaefer das Leben schwer gemacht hatte und ihn zur Aufgabe trieb. Einflussreiche Spieler wie Podolski und Milivoje Novakovic machten keinen Hehl aus ihrer Ablehnung für den Sportdirektor, und am Ende waren auch die Leitungsgremien den rhetorisch geschickten, machtbewussten Finke leid. Letztlich scheiterte er daran, dass er sich mit Trainer Stale Solbakken anlegte, aber in dem Norweger einen Kontrahenten fand, der nicht klein beigab.
Zwischen Solbakken und seinem Vorgesetzten war es über die taktische Ausrichtung des Teams, aber auch über die Einkaufspolitik zu Differenzen gekommen. Insbesondere der Transfer des Nordkoreaners Chong Tese hatte zu einem Konflikt geführt, hatte Solbakken den Neuzugang doch abgelehnt. Solbakken, der zunächst von Finke als "Wunschtrainer" bezeichnet worden war, beklagte sich auch, dass der Sportdirektor hinter seinem Rücken seine Taktik bei den Spielern kritisierte. Parteigänger von Finke im Team waren Sascha Riether, Michael Rensing und Christian Eichner. Der Verwaltungsratschef Wolf betonte, dass der Trainer die "volle Rückendeckung" des Vereins hat.
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Rettig und Beiersdorfer als Nachfolger gehandelt
Noch am Samstag hatte Finke versucht, die Wogen zu glätten. Meinungsverschiedenheiten mit dem Trainer seien nicht nur normal, sondern förderlich für eine fruchtbare Diskussion, erklärte Finke. Es sei keinesfalls so, dass es in der Mannschaft eine Fraktion von Finke-Spielern und eine andere von Solbakken-Spieler gebe, sagte der Ex-Freiburger, der nach einem Engagement bei Urawa Red Diamonds am 1. Februar 2011 in Köln angefangen hatte.
Finke, der die Nachfolge von Michael Meier angetreten hatte, sorgte gleich nach seinem Amtsantritt für Nebengeräusche. So war schon das Verhältnis zum damaligen Trainer Schaefer nicht das beste. Der Coach erklärte schließlich drei Spieltage vor Schluss seinen Rücktritt. Finke half daraufhin als Trainer aus, gewann die restlichen Begegnungen und schaffte den Klassenerhalt. Als mögliche Nachfolger werden in Köln Andreas Rettig, der Augsburg verlässt und schon einmal beim FC tätig war, sowie Dietmar Beiersdorfer (Ex-HSV und Red Bull Salzburg) gehandelt. Ein Nachfolger für Finke werde gesucht, sagte Wolf. Langsam geht dem Klub das Führungspersonal aus, nachdem Präsident Wolfgang Overath im November zurücktrat und die Nachfolge noch nicht geklärt ist.