Düsseldorf. . Mit der deutschen Nationalmannschaft haben die beiden Deutsch-Türken die Qualifikation für die EM 2012 geschafft. Aber Mesut Özil und Ilkay Gündogan freuten sich auch über den zweiten Platz der Türkei. Die Stimmen zu dem DFB-Sieg gegen Belgien.

Toni Kroos: Ich glaube, dass es nicht selbstverständlich ist, dass man noch mal hochkonzentriert spielt, obwohl man schon für die EM qualifiziert ist. Wir haben das gegen Belgien aber dennoch gemacht. Wir haben heute allerdings die ersten 20 Minuten sehr schwer ins Spiel gefunden und konnten nicht direkt unser Passspiel aufziehen. Das lag unter anderem am katastrophalen Platz – ich weiß nicht, ob man das gesehen hat, aber der war schon sehr schlecht. Mit dem 1:0 haben wir die Partie allerdings unter Kontrolle bekommen und dann in der zweiten Halbzeit relativ souverän kontrolliert. Wenn man von zehn Spielen zehnmal gewinnt, gab es in der Qualifikation nicht so viele Tiefen. Wir haben die Quali trotz einer langen Weltmeisterschaft im vergangenen Jahr sehr konzentriert und souverän durchgespielt und das Ergebnis lässt sich sehen. Wir alle haben als Mannschaft eine sehr gute Entwicklung gemacht – und das kann ich auch für mich persönlich sagen. Genau da wollen wir weitermachen, das war unsere Pflicht. Die Kür, das was wir daraus machen wollen, folgt dann im Sommer.

Benedikt Höwedes: Ich habe bislang immer rechter Verteidiger gespielt und ich glaube, dass ich, immer wenn ich zum Einsatz gekommen bin, meinen Mann gestanden habe. Ich habe defensiv meine Arbeit verrichtet und gut gestanden und viele Zweikämpfe gewonnen. Offensiv ist das immer noch ausbaufähig und da merkt man, dass ich diese Position nicht jeden Tag im Training, jeden Tag auf dem Platz bekleide. Aber insgesamt kann man mit meiner Leistung gegen Belgien zufrieden sein. Ich habe in der ersten Halbzeit wichtige Zweikämpfe gewonnen. Im Hinblick auf die Europameisterschaft sind die Plätze noch nicht vergeben. Auf rechts haben wir in der Nationalmannschaft zwei, drei Spieler, die diese Position bekleiden können. Ich kann nur versuchen, mich mit meinen Leistungen aufzudrängen und dann liegt es letztlich in der Hand vom Bundestrainer. Wir wollten das Spiel unbedingt gewinnen, der Rekord von zehn Spielen und zehn Siegen war uns schon wichtig. Aber der Gegner war unheimlich motiviert und wollte unbedingt gewinnen, um noch eine Chance auf die EM zu haben. Auf dem Papier war es ja klar, dass die Türken gegen Aserbaidschan gewinnen, dementsprechend sind die Belgier hier aus der Kabine gekommen. Sie haben Druck gemacht und hinzu kamen die schwierigen Platzbedingungen, die für unser Passspiel nicht gerade von Vorteil waren. Aber nach dem Tor haben wir unseren Stiefel runtergespielt und souverän gewonnen.

André Schürrle: Die Stimmung in der Kabine war nach dem Spiel sehr gelöst, weil wir alle heute diesen Sieg wollten. So sind wir auch aufgetreten. Wir haben dem Druck stand gehalten, den die Belgier gemacht haben und haben dann unsere Qualität ausgespielt und verdient mit 3:1 gewonnen. Ich versuche immer meine Leistung zu bringen, wenn ich die Chance dazu bekomme und ich denke, das habe ich heute geschafft. Ich habe mich sehr gut gefühlt, hatte Spaß auf dem Platz und habe auch mein Tor gemacht. Wir haben eine richtig gute Qualität in der Mannschaft und verstehen uns nicht nur auf, sondern auch neben dem Platz sehr gut. Wir sind alles junge Spieler, also die meisten, und das sieht man dann auch in einem Spiel. Die Harmonie ist da. Mit einem Sieg zurück in den Verein zu gehen, ist immer wichtig für das Selbstvertrauen. Ich versuche den Schwung mitzunehmen, auch wenn es in der Bundesliga andere Aufgaben sind.

Mesut Özil: Ich bin heute besonders froh über mein Tor, denn ich habe viele Freunde in der türkischen Nationalmannschaft und deshalb hoffe ich, dass die Türkei in den Playoffs weiterkommt. Ich muss unserer Mannschaft ein Lob aussprechen, sie hat alles für den Sieg gegeben. Zehn Siege aus zehn Spielen ist schon eine gute Bilanz. Wir wollten das mit der Mannschaft erreichen und haben es geschafft. Es wird Zeit, dass Deutschland mal Europameister wird und wenn wir so weiterspielen, können wir das 2012 auch schaffen. Wir wissen, dass wir eine starke Mannschaft haben. Wir sind jung und erfolgshungrig.

Per Mertesacker: So sicher durch die Qualifikation zu kommen, schürt eine gewisse Erwartungshaltung, die auch wir an uns haben. Hinzu kommt, dass wir bei den großen Turnieren immer konstant unter den ersten Drei waren. Jetzt wollen wir zusehen, dass wir auch die eigene Erwartungshaltung, die wir an uns haben, erfüllen können. Wir sind auf allen Positionen, nicht nur auf der des Innenverteidigers, sehr gut besetzt. Wir können uns glücklich schätzen, so eine gute Mannschaft zusammen zu haben. Was am Ende bei rausspringt, wer spielen wird, hat sicherlich auch mit den Leistungen im Verein zu tun. Die Klubsaison ist da, neben den Länderspielen, mitentscheidend. Wir dürfen jetzt nicht nachlassen. Nicht nur deshalb waren gegen Belgien alle sehr motiviert, ein gutes Spiel abzuliefern.

Ilkay Gündogan: Es ist ein sehr schönes Gefühl, für Deutschland gespielt zu haben. Ich habe diese Entscheidung schon vor langer Zeit getroffen und bin froh, dass ich jetzt die Chance bekommen habe, zehn Minuten zu zeigen, dass ich das Potential habe. Trotzdem weiß ich das Ganze gut einzuschätzen. Ich werde weiter hart an mir arbeiten, sei es im Verein, bei der U21 oder hier bei der Nationalmannschaft, damit ich weiter meine Chancen bekomme. Ich gebe weiter Vollgas. Vor dem Spiel war ich nicht nervös, erst als Hansi Flick mich gerufen hat vor der Einwechslung. Aber als ich dann auf dem Platz stand und den ersten Ballkontakt hatte, hat sich die Nervosität auch sehr schnell gelegt. Nach dem Spiel habe ich gehört, dass die Türkei die Playoffs erreicht hat. Ich kann meine Herkunft ja nicht leugnen, meine Eltern kommen aus der Türkei und deshalb bin ich auch froh und stolz, dass sie es geschafft haben. Ich drücke ihnen jetzt die Daumen. Trotzdem weiß ich, dass ich hier her gehöre und bin da sehr stolz drauf. Für mich ist es noch ein langer Weg in der Nationalmannschaft und ich habe mir noch keine Gedanken gemacht, über Ziele. Die Europameisterschaft ist erst im kommenden Sommer und bis dahin werde ich weiter versuchen, mich über die Leistung im Verein anzubieten. Dann werden wir sehen, was passiert. Mesut Özil war vor dem Spiel heute sehr motiviert und hat gesagt, dass er alles dafür machen will, dass Deutschland heute gewinnt. Sein Tor war wunderschön und das hat er überragend gemacht. Er hat sich sehr darüber gefreut, dass auch die Türkei gewonnen hat.

Manuel Neuer: Die Freude über den Sieg herrscht vor, aber ich ärgere mich auch über das Gegentor. Das war ein Konzentrationsfehler.

Thomas Müller: Mir ist das ein bisschen viel des Lobes. Wir haben die Qualifikation für die Europameisterschaft gewonnen - aber mehr auch nicht. Natürlich war das sehr souverän und darüber sind wir auch froh, aber nichts desto trotz sind wir wie jeder andere Gruppengewinner nur für die EM qualifiziert, mehr nicht. Wir freuen uns, dass wir einen breiten Kader haben, in dem jeder jederzeit gute Spiele abliefern kann. Das ist das Positivste an der Sache. Der Rekord ist mir persönlich nicht wichtig.

Bundestrainer Jogi Löw: Es war schon sehr wichtig, auch dieses Spiel zu gewinnen - nach neun Siegen in neun Spielen. Wir wollten zeigen, dass die Deutschen nicht nachlassen, auch wenn sie schon qualifiziert sind. Für Belgien war es das Spiel des Jahres, da konnte man erwarten, dass sie alles probieren, um zu gewinnen.