Frankfurt am Main. .

Bundestrainerin Silvia Neid hat auf die öffentliche Kritik nach dem Ausscheiden der deutschen Fußball-Nationalmannschaft bei der WM im eigenen Land reagiert und Rücktrittsforderungen zurückgewiesen. „Im Januar wurde ich noch als Welttrainerin ausgezeichnet, und jetzt soll ich alles verlernt haben? Das kann eigentlich nicht sein“, sagte Neid in einem Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“.

Die Debatte um einen möglichen Rücktritt wolle sie derzeit nicht führen, sagte die 47-Jährige. Nun sei „der völlig falsche Zeitpunkt, um über Konsequenzen zu sprechen“, so Neid. „Wenn dann ein paar Wochen vergangen sind, werde ich für mich wissen, was ich dem Frauenfußball noch geben kann.“

„Jede wollte besonders gut sein“

Ihre Entscheidung, im Viertelfinale gegen Japan nicht auf Kapitän Birgit Prinz zu setzen, rechtfertigte Neid: „Es macht doch wenig Sinn, in so einer Partie eine Spielerin zu bringen, die zuvor selbst gesagt hat, dass sie sich bei der WM zu viel Druck gemacht hat.“ Außerdem finde sie, Prinz sei „keine Einwechselspielerin“.

Auch Inka Grings spricht sich für einen Verbleib von Silvia Neid aus. Foto: dapd
Auch Inka Grings spricht sich für einen Verbleib von Silvia Neid aus. Foto: dapd

Dass einzelne Spielerinnen dem großen Erwartungsdruck nicht standgehalten hätten, wollte Neid nicht ausschließen: „Jede wollte besonders gut sein, jede wollte ihr Bestes geben. Damit richtig umzugehen, das war wohl der Knackpunkt.“

Kritik an der kurzen WM-Vorbereitung des deutschen Teams wies Neid zurück. „Wenn wir diese Vorbereitung nicht gehabt hätten, wären wir gar nicht so weit gekommen“, sagte die Bundestrainerin. „Wir sind bisher immer gut gefahren mit unserer Art von Vorbereitung. Diesmal hat es eben nicht geklappt.“

Schröder: „Das ist ein Armutszeugnis“

Der Trainer des deutschen Frauenfußballmeisters Turbine Potsdam, Bernd Schröder, hat die Aussagen von Bundestrainerin Silvia Neid nach dem WM-Ausscheiden kritisiert. „Wenn die Nationaltrainerin sagt, wir hätten noch drei Stunden spielen können, ohne ein Tor zu schießen, dann ist das für mich ein Armutszeugnis, dass mir als Trainerin nichts mehr einfällt“, sagte Schröder der Berliner „taz“. „Die Art und Weise, wie wir vom ersten Spiel an aufgetreten sind, hat mich nachdenklich gemacht“, so Schröder weiter.

Andererseits erhält Neid stärker werdende Rückendeckung von ihren Schützlingen und von Seiten des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). „Ich bin fest davon überzeugt, dass sie weiter als Bundestrainerin arbeiten wird“, sagte DFB-Präsident Theo Zwanziger der „Bild-Zeitung“. Auch Generalsekretär Wolfgang Niersbach sowie die Spielerinnen Nadine Angerer, Inka Grings und Linda Bresonik haben sich für ein Verbleib von Neid ausgesprochen. (dapd/sid)