Essen. Was für eine Erwartung war das in einem Land, das sich vorher nicht die Bohne für Frauenfußball interessiert hat: Ein drittes Mal in Folge die WM zu gewinnen? Darf’s ein bisschen mehr sein? Silvia Neid muss nicht zurücktreten, meint Klaus Wille.
Natürlich könnte Silvia Neid zurücktreten. Gründe gibt es genug, die Liste ihrer Fehler bei dieser WM ist lang. Alles schon genannt: Die Endlos-Vorbereitung, die offenbar überschätzten Testspielergebnisse, um mal ganz vorne anzufangen. Und schon muss man einhaken: Es hat aus der deutschen Mannschaft nichts als Lob für die Vorbereitung gegeben. Und kaum jemand hat öfter davor gewarnt, die Testspiele zu überschätzen, als Silvia Neid. Es hat nur niemand zugehört, weil es niemand hören wollte.
Was bleibt, wiegt sicher schwer genug. Der Umgang mit Birgit Prinz, taktische Fehler im Spiel gegen Japan und letztlich der Punkt, an dem Neid bei diesem Turnier gescheitert ist: Erwartungen zu moderieren, Druck vom Team zu nehmen. Aber was für eine Erwartung war das auch in einem Land, das sich vorher nicht die Bohne für Frauenfußball interessiert hat: Ein drittes Mal in Folge die WM zu gewinnen? Darf’s ein bisschen mehr sein?
Silvia Neid hat als Trainerin eine WM und eine EM gewonnen. Diesmal hat sie Fehler gemacht, ja. Sie im Amt zu lassen, wäre die berühmte zweite Chance. Wäre die, alles in allem, wirklich völlig indiskutabel?
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