Essen. . Sie sahen richtig gut aus bei dem Sieg gegen Kanada, die deutschen Fußballerinnen. Zumindest sportlich. Denn über das Design ihrer Trikots lässt sich streiten. Der Schrifttyp für die Nachnamen auf den Rücken löst im Internet Häme aus.
Der ein oder andere Männer-Fußball-Freund dürfte am Sonntag überrascht gewesen sein: Bei dem 2:1 gegen Kanada sah die deutsche Frauennationalmannschaft richtig gut aus. Viele Flanken passten, es wurde gegrätscht, und die Tore fielen. Ein Einstand in die Weltmeisterschaft, mit dem sich das deutsche Team sehen lassen kann. Zu einem anderen Urteil kommen Experten, Blogger und Twitterer, was das Design der Trikots angeht.
Ob „Laudehr“, „Behringer“ oder „Bajramaj“ – die Nachnamen der Fußballerinnen waren in einem ungewohnten Schrifttyp aufgedruckt. „Comic Sans“ vermuteten die meisten, eine Typografie, die unter Designern nahezu verpönt ist. Michael Preidel, freier Art-Direktor, meint in seinem Blog „esse est percipi“, den Schrifttyp „Action Man Regular“ auf den Trikots der Damen ausgemacht zu haben. Eine Schrift, die auf Freeware-Portalen kostenlos erhältlich ist, weil von Amateuren gemacht.
„Doppelt erniedrigend“
Es sei „doppelt erniedrigend“, gegen eine Mannschaft zu verlieren, die „Comic Sans“ auf ihren Trikots verwendet, schreibt Twitterer „Radlein“ aus Atlanta. Und eben weil es sich nicht um genau diese Typografie handelt, twittert ein anderer, dass „Action Man Regular“ „genauso bescheuert aussieht“. „Design-Shame“, „Eine Botschaft der Typo-Illuminaten?“, „Oh, Gott! Wirklich?“ - die Häme bei dem Kurznachrichtendienst ist groß.
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„Die Schrift an sich ist durch das Handschriftliche sehr dynamisch. Das passt an sich deutlich zum Fußball, der ein sehr körperbetonter Sport ist“, sagt Stefan Claudius, Designer und Schriftgestalter aus Essen. „Das Problem ist, dass man Typen wie „Comic Sans“ hauptsächlich in Anti-Design-Zusammenhängen wahrnimmt.“ Zu finden sei der Schrifttyp etwa bei PowerPoint-Präsentationen von Urlaubsfotos oder in der Einladung zur Grillparty; eine Standard-Schrift im Hobby-Bereich eben. „Für das Trikot der deutschen Nationalmannschaft ist die Schrift nicht geeignet, denn sie strahlt Unprofessionalität aus.“
Adidas verrät nichts
Die Kritik prallt an Adidas, dem Hersteller der Trikots, ab. „Wir wollten das Trikot femininer und runder gestalten“, sagt die Trikot-Designerin für Adidas, Annette Kres. Daher gab es mehr Gold, nicht das klassische „Männerdesign“, etwas Eigenes für die Frauen eben.
„Die Schrift ist jung und dynamisch, nicht aggressiv“, sagt Kres. „Man kann nicht den Geschmack von jedem treffen. Mit Kritik muss man leben.“ Welchen Schrifttyp sie nun verwendet hat, will die Designerin nicht verraten.
Entschlossen, gradlinig und klar hätte die Schrift vielmehr sein sollen, meint Design-Experte Claudius. „Das hätte signalisiert: Wir haben den gleichen Anspruch wie der Männerfußball“, sagt er. Arial oder Helvetica wären klassische Alternativen gewesen. Stefan Claudius selbst hätte sich für genormte DIN-Schriften entschieden, wie sie etwa auf Autobahn-Schildern zu finden sind. Die seien zwar nicht fantasievoll, dafür aber gut und richtig für den Anlass.