München. Sie waren selten einer Meinung, doch wenn es um die derzeitige Lage ihrer jeweiligen Ex-Klubs geht, sind sich Oliver Kahn und Jens Lehmann einig: Sowohl dem FC Bayern München als auch dem FC Schalke 04 fehle es an einem nachhaltigen Konzept.
Als Leisetreter galten sie nie, und auch nach ihrer aktiven Karriere halten die ehemaligen Torwartgrößen Jens Lehmann und Oliver Kahn mit ihrer Meinung nicht hinter dem Berg. Die einstigen Erzrivalen im Kampf und die Nummer eins im Tor der deutschen Nationalmannschaft haben wenige Tage nach dem Ende der Bundesliga-Saison zum großen Rundumschlag gegen ihre Ex-Vereine ausgeholt.
"Phasenweise fragt man sich, wie passen jetzt die Spieler wirklich zusammen. Es geht nicht immer nur darum, dass man bestimmte Namen kauft oder Spieler holt, die einmal gut gegen Bayern München gespielt haben", sagte Kahn in der TV-Sendung "Audi Star Talk". Der ehemalige Kapitän von Bayern München wirft dem Rekordmeister eine fehlende Vereinsphilosophie und mangelnde Weitsicht in der Kaderplanung vor.
Man müsse sich Gedanken machen, was für die Zukunft eine wirklich strategische, funktionsfähige Lösung für den Verein darstellen könne. "Was ich vermisse, wie etwa auch bei Real Madrid, ist die wirkliche Idee vom Fußball", sagte der 41-Jährige, der die Transfer- und Vereinspolitik des spanischen Meisters FC Barcelona als Vorbild und Maßstab für die Münchener sieht.
Lehmann nimmt Ära Magath ins Visier
In die gleiche Kerbe schlug auch Jens Lehmann. Er kritisierte seinen Ex-Klub Schalke 04 für dessen Vereinspolitik in den vergangenen Jahren und nahm dabei besonders die Ära Felix Magath ins Visier.
"Was bleibt bei Schalke? Hohe Schulden, viele Spieler und keinerlei Philosophie. Als ehemaliger Schalker war ich betroffen, wie chancenlos sie gegen Manchester waren. Als Deutscher habe ich mich geärgert, wie mich meine Arsenal-Kollegen fragten: Warum sind die so schlecht", sagte der 41-Jährige mit Blick auf die Halbfinal-Klatsche der Königsblauen in der Champions-League gegen Manchester United (0:2, 1:4).
Stattdessen hätten in der Bundesliga-Saison in Dortmund, Mainz, Kaiserslautern oder Freiburg Vereine überrascht, bei denen eine klare Philospohie zu erkennen sei. "Auch wenn diese meistens dadurch vorgegeben ist, dass sie kein Geld haben oder hatten", sagte Lehmann, der seit vergangenen März ein Kurz-Comeback beim englischen Erstligisten FC Arsenal gegeben hatte, in der Bild-Zeitung und ergänzte: "So verrückt es klingt: Kein Geld ist in Zukunft vielleicht die Chance für Schalke. Falls sie junge Spieler haben, für die Siegen eine Sache von Tod oder Leben ist."
Jens Lehmann hört auf
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Ausgerechnet Erzrivale Borussia Dortmund könnte dabei als Blaupause für die Gelsenkirchener herhalten. "Sie sind Meister geworden, weil die jungen Spieler hungriger waren, als die Bayern oder Leverkusener", erklärte Lehmann, der im Sommer 2010 seine aktive Karriere beendet hatte.
Sticheleien auf Trainer-Lehrgang
Selten waren sich die einstigen Streithähne inhaltlich so einig, und auch im gemeinsamen Trainer-Lehrgang verstehen sie sich "prima". Dennoch können sie das gegenseitige Sticheln nicht ganz lassen. "Ich habe schon darüber nachgedacht, weil wir ja jetzt seit ein paar Wochen zusammen den Trainerschein machen, dass wir ein Super-Team sind: Ich als Trainer, der Jens als Co-Trainer", sagte Kahn über eine mögliche Zusammenarbeit mit Lehmann.
Oliver Kahn in Bildern
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Auch der konnte sich einen Seitenhieb auf Kahn nicht verkneifen: "Wir sitzen uns gegenüber und lachen mit den anderen viel zusammen. Wenn er irgendwann mal aus München rauskommt, wird er sicherlich auch lernen, toleranter zu werden. Ich sehe die Dinge lieber positiv als negativ. Aber in unserer Lehrgangsgruppe verstehen wir uns prima." (sid)
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