Dortmund. . Die deutsche Nationalmannschaft kann gegen Italien nicht gewinnen. Vor 60396 Zuschauern in der nicht ausverkauften Dortmunder Arena spielte sie am Mittwochabend 1:1 (1:0) gegen den viermaligen Weltmeister. Die Revanche für die Niederlage im WM-Halbfinale 2006 ist damit nicht gelungen. Und dass ausgerechnet die Italiener im Angriff mehr Wucht entwickelten, dürfte den Bundestrainer auch nicht gefreut haben.
Vor diesem Traditionskick unter Testbedingungen hatte Löw erklärt, dass ihn nicht nachlässiger Umgang mit dem Leistungsprinzip dazu veranlasst habe, fünf Dortmunder mit einer kurzen Anreise zu beschenken. Damit, dass er sich der Spielstätte und den BVB-Fans gegenüber so wenig entgegen kommend zeigen könnte, aus der Fünferbande nicht einen Spieler in die Anfangsformation aufzunehmen, hatte allerdings kaum jemand gerechnet. Und doch bewegte sich der Bundestrainer konsequent auf seiner Linie. Holger Badstuber, der junge Bayer, der bereits bei der WM dabei war, durfte den Posten neben Per Mertesacker in der Innenverteidigung übernehmen. Dennis Aogo, ebenfalls schon länger im elitären Kreis, spielte auf der linken Defensivseite. Mats Hummels und Marcel Schmelzer mussten sich ebenso gedulden wie Sven Bender, Kevin Großkreutz und Mario Götze.
Özil zauberte
Es ist eben selbst für Tabellenführer mit bekanntlich herausragendem Lauf schwer geworden, in die Kerngruppe der Nationalelf vorzustoßen. Zu überraschen und zu beeindrucken ist sie aber noch. Löw hatte den Kollegen Cesare Prandelli verdächtigt, in meerblauer Tradition das Heil in der seriösen Verteidigung zu suchen. Italiens Trainer schickte seine Mannschaft aber mit offensiv orientierter Mittelfeldraute und zwei Stürmern auf den schlechten Rasen. Eine Viertelstunde lang beherrschte sie das Geschehen. Bis das Genie des Mesut Özil sprühte. Eine Hackenvorlage zauberte der Mann von Real Madrid auf Thomas Müller. Der Bayer leitete weiter auf den in seinem Verein gewöhnlich beschäftigungslosen Miroslav Klose. Und der Stürmer machte das, was er für die Nationalelf gewöhnlich tut: Er traf ins Tor, zum 1:0 in Minute 17.
Die Phase der deutschen Überlegenheit, die dieser Überraschungsführung folgte, war jedoch kurz. Italien präsentierte sich aufgeräumt und technisch stark. Die größte Chance in Runde eins hatte Daniele de Rossi, der volley aus 18 Metern Entfernung abzog und Manuel Neuer zum massiven Einsatz der Fäuste zwang. Der Torhüter vom FC Schalke hatte sich beim Warmmachen wehr getan, biss sich aber durch. Und stärker als er gefährdete Per Mertesacker die Unversehrtheit des Löw-Teams. In Minute 43 touchierte der Bremer Antonio Cassano. Schiedsrichter Eric Bramhaar hätte auch zum Elfmeter bitten können.
Italien sorgte für Spannung
Nach der Pause reicherten die Akteure das für eine Testpartie im ersten Abschnitt ziemlich muntere Geschehen gemeinsam mit ein wenig mehr Langeweile an. Immerhin konnte Dortmunds Publikum beobachten, wie sich der 18-jährige BVB-Senkrechtstarter Mario Götze darin einfügte. Ihn hatte der Bundestrainer für Müller gebracht, und in der 64. Minute schickte er auch noch den lokalen Held Mats Hummels für Badstuber und Jerome Boateng für Philipp Lahm auf den Rasen. Für die wenigen Spannungsmomente sorgte allerdings Italien. Die eingewechselten Guiseppe Rossi und Marco Borriello scheiterten jeweils an Neuer (54. und 66. Minute). Dass Rossi die deutsche Nummer eins in der 81. Minute im Nachschuss aus der Nahdistanz überwinden konnte, war deshalb: verdient.
1:1. Teammanager Oliver Bierhoff hatte im Vorfeld erklärt, es könne die Gefahr drohen, dass die Nationalelf nach ihren vielen guten Auftritten weiteres als „Selbstläufer“ betrachte. Diese Gefahr müsste ausgeräumt sein.