Essen.
Der Bundestrainer klagt nicht über Ausfälle, auch nicht vor dem schwierigen Spiel gegen die Türkei. Er setzt auf bewährte Kräfte, um die Lücken zu schließen - dabei hätten Andere eine Chance verdient. Ein Kommentar.
Joachim Löw klagt nicht. Er klagt wahrscheinlich nicht einmal, wenn sein Espresso gefroren serviert wird. Auf keinen Fall aber klagt dieser Bundestrainer in Situationen, in denen viele seiner Berufskollegen schnurstracks zur Mauer stiefeln, um ihre Beschwerden ans Schicksal loszuwerden. Michael Ballack kann an der Weltmeisterschaft nicht teilnehmen? Dann müssen wir es mit alternativem Personal versuchen. Bastian Schweinsteiger ist verletzt? Dann müssen wir gegen die Türkei eben für Ersatz sorgen. Wird schon funktionieren.
Warum nicht die Mainzer und Dortmunder?
Dass Löw nicht klagt, macht ihn natürlich sympathisch. Der Verlust von Qualität in der Schweini-Kategorie hat aber gewöhnlich Folgen. Und es könnte tatsächlich zum Problem werden, dass die Leistungsträger der Nationalelf bis auf Sami Khedira und Mesut Özil aktuell allesamt mit Alltagssorgen randvolle Rucksäcke auf ihren Schultern tragen. Zur Erinnerung: Vor der WM war das anders. Die Bayern waren im Erfolgsrausch. Und die wenigen Deprimierten konnten über einen langen Zeitraum hinweg therapiert werden.
Warum also hat Löw nicht nur sympathischerweise auf Klagen, sondern seltsamerweise auch auf die Zufuhr von prallem Selbstbewusstsein verzichtet? Seine Erklärung, dass die jungen Mainzer oder die jungen Dortmunder ihre Klasse noch nicht nachgewiesen hätten, greift zumindest nicht. Zum Abwatschen der Bayern hat es immerhin gereicht.