Berlin. .

Sami Khedira muss im EM-Qualifikationsspiel der DFB-Elf gegen die Türkei mit einem neuen Partner vorliebnehmen, nachdem Bastian Schweinsteiger wegen einer Verletzung nicht zur Verfügung steht.

Vom Notstopfen zum Führungsspieler: Innerhalb von vier Monaten hat sich die Fußball-Welt für Sami Khedira komplett verändert. Bei der WM in Südafrika nutzte er die Gunst der Stunde und ließ an der Seite seines kongenialen Partners Bastian Schweinsteiger auf der „Doppelsechs“ den verletzten Kapitän Michael Ballack vergessen. Nach dem Turnier erfüllte sich für den 23-Jährigen ein Kindheitstraum, er wechselte vom beschaulichen VfB Stuttgart zum Weltklub Real Madrid.

„Ich spiele bei Real regelmäßig, zumeist über 90 Minuten. Und bislang kann ich mit meinen Leistungen in der Meisterschaft und in der Champions League sehr zufrieden sein“, berichtete der Mittelfeldspieler äußerst selbstbewusst vor dem brisanten EM-Qualifikationsspiel der deutschen Nationalmannschaft am Freitag in Berlin gegen die Türkei (20.45 Uhr/ZDF).

Khedira ist besonders gefordert

Im Olympiastadion ist Khedira besonders gefordert, denn ohne den verletzten Schweinsteiger an seiner Seite soll er den Rhythmus in der Schaltstelle bestimmen. „Sami ist der, der im Mittelfeld die meiste Verantwortung trägt“, sagte Bundestrainer Joachim Löw, der den früheren Stuttgarter aber nicht überfordern will. „Besser als bei der WM, kann er nicht spielen, er hat bislang alle Aufgaben zu meiner vollen Zufriedenheit gelöst, deshalb kann ich nicht noch mehr von ihm verlangen.“

Löw hat schon immer große Stücke auf den U21-Europameister gehalten, der theoretisch auch für die tunesische Nationalmannschaft hätte spielen können. „Da war für mich nie ein Thema, obwohl mein Vater Tunesier ist. Es gab in der Jugend mal eine Anfrage, aber ich habe mich immer als Deutscher

Bei Real Madrid hat Khedira sich einen Stammplatz erkämpft.
Bei Real Madrid hat Khedira sich einen Stammplatz erkämpft.

gefühlt, zumal ich beim DFB alle Junioren-Nationalmannschaften durchlaufen habe“, sagte Khedira.

Nachdem er in den ersten beiden EM-Qualifikationsspielen gegen Belgien (1:0) und Aserbaidschan (6:1) seiner Form noch ein wenig hinterhergelaufen ist, fühlt er sich mittlerweile wieder topfit. „Es sind einige Wochen vergangenen. Ich habe wieder meine gewohnte Fitness, meine Sicherheit und meinen Spielrhythmus gefunden. Das ist für jeden Spieler wichtig“, sagte er.

Ersatz für Schweinsteiger ist noch offen

Wer anstelle von Schweinsteiger an seiner Seite aufläuft, ist ihm egal. „Sicherlich ist es ein Vorteil, wenn man eingespielt ist. Ich vergleiche das aber mit der Situation vor der WM“, sagte Khedira, der damals selbst von dem Ausfall Ballacks profitiert hatte. Er sei überzeugt, dass sowohl Toni Kroos, Christian Träsch als auch Thomas Müller diese Aufgabe erfüllen können: „Alle haben ihre Qualitäten.“

Khedira selbst freut sich darauf, dass er in der Nationalmannschaft mehr Freiheiten in der Offensive hat, nachdem sein Klubtrainer Jose Mourinho ihn bei Real vorwiegend in der Defensive sehen will. „Ich soll unsere vielen guten offensiven Spieler in Szene setzte und ihnen nicht den Platz wegnehmen“, erklärt er den Unterschied zu seiner Rolle in der DFB-Auswahl. Trotz dieser taktischen Zwänge bei den Königlichen fühlt er sich bei Real von Woche zu Woche wohler.

Khedira bekommt Hilfe von Ronaldo

Das liegt auch daran, dass sein Spanisch große Fortschritte macht. „Ich lerne jeden Tag mehrere Stunden diese Sprache, das bestimmt neben dem Fußball meinen Tagesablauf.“ Und auch ansonsten sei er beim spanischen Rekordmeister angekommen, nicht zuletzt mit der Hilfe von Superstar Cristiano Ronaldo.

„Das ist ein Supertyp, ein hervorragender Mensch und kein bisschen arrogant. Er hilft mir und Mesut, uns zu integrieren. Wir können mit jeder Frage zu ihm kommen, er hilft, wo er kann“, berichtet Khedira, der ansonsten viel Zeit mit seinem Nationalmannschafts-Kollegen Mesut Özil verbringt, der ebenso wie er nach der WM zu Real gewechselt war. „Wir haben noch mehr Kontakt als früher und verstehen uns echt gut“, beschrieb er das Verhältnis zu dem früheren Bremer. (sid)