Essen.

Katrin Müller-Hohenstein hat bei der Fußball-Weltmeisterschaft keinen guten Lauf. Erst hatte die ZDF-Moderatorin bei verbalen Fehlpässen kein Glück, und dann kam mit der Werbung für Weihenstephan noch Pech dazu – ein klassisches Eigentor.

Dabei hatte das Zweite große Hoffnungen auf seine Fußball-Frau gesetzt, die in Südafrika allein unter Männern ist. Und anfangs sah es auch ganz so aus, als gelinge ihr beim Doppelpass mit ihrem einst als bärbeißig verschrieenen Co-Moderator Oliver Kahn des Widerspenstigen Zähmung. Milde gestimmte Zeitgenossen wähnten das ZDF-Duo als gut gelaunte Alternative zum eher bräsigen Altherren-Team der ARD, Gerhard Delling und Günther Netzer.

Doch bereits beim ersten Gruppenspiel der Nationalelf, noch in der Halbzeit, langte die 44-jährige Fränkin daneben. Miroslav Klose müsse seinen Treffer gegen Australien als „inneren Reichsparteitag“ erlebt haben, entfuhr „KMH“, eine peinliche Anspielung auf die Nazi-Zeit. Das ZDF ließ den Fehl-Tritt der blauäugigen Moderatorin als Ausrutscher durchgehen und gelobte aber zugleich prompt, derlei Entgleisungen künftig zu unterbinden.

„Ein Fehler, den ich bedaure“

Dagegen wirkte Müller-Hohensteins Unkenntnis in Heimatkunde nach dem Viertelfinal-Spiel Deutschland gegen Argentinien beinahe niedlich. Sie hielt eine rot-weiß-rote Fahne für einen Österreich-Wimpel. Dummerweise wies ihn ein Bär in der Mitte als Berlin-Flagge aus. Verzeihlich.

So richtig im Abseits stand die selbstbewusste Sportsfrau aber, als ihre Zusammenarbeit mit der bayerischen Molkerei Weihenstephan bekannt wurde. „KMH“ hatte sich für Werbefilmchen im Internet verpflichten lassen – als „Schirmherrin des Qualitätsbeirats“. Das ZDF sah Müller-Hohensteins Engagement als Foul-Spiel, regelwidrig und ungenehmigt, zumal die TV-Frau als Journalist, nicht als Entertainerin eingestellt sei.

Müller-Hohensteins Management spielte die Zusammenarbeit mit dem Lebensmittel-Unternehmen als Kooperation herunter. Die Gegenseite sprach von Werbung und detailierter Absprache. Inzwischen ist der Film aus dem Netz verschwunden, der Vertrag beendet. „KMH“ sprach im „Spiegel“ von einem „Fehler, den ich bedaure“. So weit, so schlecht. Für die Mainzelmänner ist die Sache längst noch nicht ausgestanden. Die „Süddeutsche Zeitung“ will erfahren haben, dass der Sender erwartet, dass sich die Dame mit dem ausgeprägten Talent zur Selbstvermarktung von ihrer Münchner Agentur trennt. ZDF-Journalisten sind zwar Nebentätigkeiten erlaubt. Werbung zählt nicht dazu. Die Unabhängigkeit der Berichterstattung soll nicht durch kommerzielle Interessen gefährdet werden.

Wie ein Show-Star

Müller-Hohensteins Agentur TMA indes vermarktet ihre Klientin wie einen Show-Star. Werbung gehört wie selbstverständlich dazu. Im Netz war noch am Mittwoch ausdrücklich die Rede von „Testimonial-Werbung“ und „Einsatz als Markenbotschafterin“.

Selbst wenn sich „KMH“ eine neue Agentur suchen muss, käme sie glimpflich davon. Für Carmen Thomas, einst erste Frau im „Aktuellen Sportstudio“, reichte der Versprecher „Schalke 05“ für die rote Karte.