Hagen. .
Es ist der Tag der großen Drei: ARD, ZDF und RTL teilen sich heute zum ersten Mal die WM-Berichterstattung. Anlass für eine Bestandsaufnahme: Welche Stärken und Schwächen haben die unterschiedlichen Formate, die doch nur das eine wollen: Fußball zeigen.
ARD
Spielaufbau
Gerhard Delling und Günther Netzer reisen zum jeweiligen Spielort, stehen in ihrem kleinen Studio und analysieren vor, während und nach den Partien das Geschehen. So wie seit zwölf langen Jahren.
Chancenverwertung
Zwei Herren im besten Alter käbbeln sich, als gebe es kein Morgen. Dabei ist ihr Blick ins Gestern gewandt. Ihr Auftritt erinnert an Waldorf und Statler aus der Muppetsshow. Oder an Opa, der einmal zu oft Geschichten aus dem letzten Krieg erzählt. Der ist lange her, zum Glück, und fast genauso lange her sind die persönlichen Erlebnisse Netzers, die wieder und wieder und wieder zum Besten gegeben werden - im Westen nicht Neues. Albern, dass die zwei immer noch so ein Gedöns um die Anrede machen. Konsequent wird sich gesiezt - vor der Kamera auf alle Fälle.
Trefferquote
Manchmal, ganz selten, blitzt der alte, der preisgekrönte Netzer auf. Dann sind seine Analysen treffend (und witzig) wie einst. Dann erinnern wir uns daran, dass diese beiden das Expertentum im Fußball-Fernsehen hoffähig gemacht haben.
ZDF
Spielaufbau
Titan und dunkle Schöne - ein hübsches Paar. Seit knapp einem Jahr sind die Zwei die Nachfolger der Dreierkette aus Johannes B. Kerner, Jürgen Klopp (siehe RTL) und Urs Meier. Letzterer hat Gastauftritte, den Löwenanteil bestreiten Katrin Müller-Hohenstein und Oliver Kahn. Auch hier wird analysiert und gefachsimpelt, bewertet und manchmal auch gelacht.
Chancenverwertung
Respekt. Der „Olli“, wir sagen es frei heraus, hat sich gemacht. Kaum „Ähs“, klare Sätze, gute Analysen. Der Mann hat die Kabine gerade erst verlassen - und das merkt man. Er weiß, was abgeht. Auch im Tor. Wenn einer Plan hat, was ein Torwart machen muss - dann er. Das bringt er verständlich rüber.
Trefferquote
Olli versenkt sie alle. Katrin dagegen schwächelt, kann das hohe Niveau nicht unbedingt halten. Sie hat genug damit zu tun, ihn anzuhimmeln.
RTL
Spielaufbau
Günther Jauch und Jürgen Klopp. Zwei Namen, zwei Fachleute. Inhaltlich ähnlich der Konkurrenz - Analyse, Meinung, Interviews. Entscheidender Unterschied: Die beiden spielen vor Publikum.
Chancenverwertung
Niemand kann so schön erklären wie Jürgen Klopp. Niemand kann so gut zuhören, so gute Fragen stellen wie Günther Jauch.
Trefferquote
Könnte viel höher sein - wenn das lärmende Publikum nicht wäre. Das ist zu weit weg als dass es sinnvoll einbezogen wird. Dabei könnte genau das Günther Jauch bestens.
Unser Endergebnis
Günther Jauch, Jürgen Klopp und Oliver Kahn in einer Arena, so wie wir sie 2006 beim ZDF schätzengelernt haben. Das käme einem 4:0 gegen England gleich. Hoffen wir auf 2014.