Wolfsburg. Der VfL Wolfsburg ist Meister - und mit dem Titel in der Tasche verlässt Felix Magath den Verein. Er tritt damit zum idealen Zeitpunkt ab. Denn Magaths großer Coup wird sich in Wolfsburg nicht wiederholen lassen. In Schalke wird er indes wie ein Messias erwartet. Der Kommentar.

Schon merkwürdig: Da feierte sich die Bundesliga über Wochen für das spannendste Saisonfinale aller Zeiten, und am letzten Spieltag war die Luft im Titelkampf schon nach einer Viertelstunde raus. Dafür hielt das Fern-Duell um den letzten Uefa-Cup-Platz zwischen Borussia Dortmund und dem HSV die Fans ebenso bis zur 90. Minute in Atem wie der Abstiegskampf.

Doch der Reihe nach: Bevor in München bei den Bayern und dem VfB Stuttgart auch nur die leiseste Hoffnung aufkommen konnte, doch noch ganz nach oben zu stoßen, hatten die Wolfsburger mit einer schnell herausgespielten 3:0-Führung gegen Werder Bremen für klare Fronten gesorgt. Es war ein Spiegelbild der Nervenstärke ihres Trainers. Und da Felix Magaths Tugenden niemand besser kennt als Uli Hoeneß, hatten sie in München zuletzt sogar den sonst üblichen Versuch unterlassen, den VfL mit irgendwelchen verbalen Spielchen zu verunsichern.

Die Ehrenbürgerschaft der Stadt Wolfsburg, die ihm nach diesem Triumph verliehen wird, dürfte für Magath nichts im Vergleich zu der Genugtuung sein, die er dabei empfindet, den Bayern demonstriert zu haben, was sie an ihm verloren haben.

In Schalke wie ein Messias empfangen

Den VfL Wolfsburg, laut Magath vor zwei Jahren „ein Trümmerhaufen“, zur ersten Meisterschaft der Vereinsgeschichte geführt zu haben – dieser Husarenstreich ist allenfalls vergleichbar mit Otto Rehhagels Titelgewinn mit dem Aufsteiger 1. FC Kaiserslautern.

In einem Punkt hat Magath den heutigen Griechen-Coach sogar schon übertroffen: Er tritt anders als Rehhagel, der eine Saison später auf dem Betzenberg gefeuert wurde, zum idealen Zeitpunkt ab. Wohl wissend, dass sich dieser Coup in Wolfsburg nicht mehr wiederholen lassen wird. In Schalke wird er nun wie der Messias empfangen und dürfte eine längere Schonzeit haben als jeder andere Trainer zuvor. Und selbst wenn er scheitert, wird es niemand ihm anlasten, sondern sagen: Schalke schafft eben jeden ...

Jürgen Klopp blieb die Krönung versagt

Anders als Magath blieb die Krönung einer mitreißenden Rückrunde seinem Dortmunder Kollgen Jürgen Klopp versagt.
Anders als Magath blieb die Krönung einer mitreißenden Rückrunde seinem Dortmunder Kollgen Jürgen Klopp versagt. © AP

Anders als Magath blieb die Krönung einer mitreißenden Rückrunde seinem Dortmunder Kollgen Jürgen Klopp versagt. In letzter Minute durch ein Tor des Hamburgers Trochowski in Frankfurt noch aus dem Europacup verdrängt worden zu sein, ist hart. In solch einem Moment ist es kein Trost, dass „Kloppo“ der Borussia wieder Leben eingehaucht, die Begeisterung der 1990er Jahr zurückgeholt hat. Mit einigem Abstand aber wird das Positive überwiegen: Der BVB scheint jedenfalls für die nächste Saison – Magath zum Trotz - besser aufgestellt als der Rivale Schalke, den er nach vielen Jahren wieder einmal hinter sich gelassen hat und für dessen verkorkste Saison die 2:3-Heimpleite gegen Hoffenheim steht.

Keine Relegation für Jörg Berger

Die bitterste Schlusspointe hatte diese denkwürdige Saison jedoch für einen Mann vorgesehen, dessen zweiter Vorname „Retter“ ist. Einen Spieltag vor dem Saisonende für den gefeuerten Michael Frontzeck verpflichtet, um wenigstens den Relegationsplatz 16 zu halten und damit die Chance auf den Klassenerhalt zu wahren, stürzte Jörg Berger mit Arminia Bielefeld noch auf den letzten Tabellenplatz ab. Der Coach, dem einst zugetraut worden war, dass er die Titanic gerettet hätte, hat diesmal in Bielefeld ein Schiff untergehen lassen, für das Land in Sicht war.